Sicherheit beim Heizen
Rauchfangkehr-Innungsmeister Christian Plesar im Interview

Nicht nur zum Jahreswechsel ein gern gesehener Glücksbringer: Rauchfangkehrmeister Christian Plesar  | Foto: Foto Furgler
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  • Nicht nur zum Jahreswechsel ein gern gesehener Glücksbringer: Rauchfangkehrmeister Christian Plesar
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Nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs steigt auch hierzulande die Nachfrage nach Öfen enorm. Bevor man jedoch die wohlige Wärme eines Kachelofens genießen kann, ist eine Kontrolle und Abnahme des Kamins durch einen Rauchfangkehrbetrieb nötig. MeinBezirk.at hat dazu den Landes- und Bundesinnungsmeister der Rauchfangkehrer Christian Plesar zum Interview gebeten.

STEIERMARK. Sie gelten als eines der beliebtesten Glücksbringer-Symbole und sind gerade in Zeiten unsicherer Energieversorgung gefragter denn je: die steirischen Rauchfangkehrmeister- und meisterinnen. 
Die steigenden Energiepreise, die unklare Versorgungslage und die Sorge vor einem Blackout haben zuletzt auch viele Steirerinnen und Steirer dazu bewogen, beim Heizen auf einen Zweitofen zu setzen. Die rund 90 Rauchfangkehrbetriebe quer durch die Steiermark haben also alle Hände voll zu tun, wie auch Innungsmeister Christian Plesar bestätigt.

  • MeinBezirk.at: Inwieweit merken Sie einen Anstieg bei den Nachfragen nach Zweitöfen?

Christian Plesar: Wir sind tatsächlich sehr gut ausgelastet. Seit Beginn des Herbsts haben sich die Anfragen bei uns sicher um das 4- bis 5-fache gesteigert. Viele wollen einen Zweitofen nutzen, müssen dabei aber oft doppelte Wartezeiten in Kauf nehmen, denn einerseits sind die Öfen nicht gleich lieferbar und andererseits kommen auch wir als Rauchfangkehrbetriebe nur schwer hinterher, weil wir neben den vielen Neuabnahmen auch noch den regulären Prüfungs- und Beratungsbetrieb aufrecht erhalten wollen und müssen. Aber wir bemühen uns natürlich sehr, alle Anfragen möglichst rasch zu erledigen. 
Aktuell kommt noch dazu, dass sehr viele die Heizkessel tauschen lassen, was ebenfalls zusätzliche Aufträge bedeutet.

Energiekrise, die Sorge vor einem Blackout oder andere Ausfälle in der Versorgung lassen viele Steirerinnen und Steirer auf ein zweites Standbein beim Heizen setzen: Kachelöfen und andere Zweitöfen erleben einen regelrechten Boom. | Foto: Kachelofenverband
  • Energiekrise, die Sorge vor einem Blackout oder andere Ausfälle in der Versorgung lassen viele Steirerinnen und Steirer auf ein zweites Standbein beim Heizen setzen: Kachelöfen und andere Zweitöfen erleben einen regelrechten Boom.
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  • Warum ist es so wichtig, die Anlage beziehungsweise den Kamin vor der Inbetriebnahme eines Zweitofens fachmännisch überprüfen zu lassen?

Das lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Um die Sicherheit zu gewährleisten! Und dieser Aspekt beinhaltet natürlich einerseits den Brandschutz, aber andererseits auch den Schutz vor der Entstehung gefährlicher Abgase. Diese wie eben Kohlenmonoxid können beispielsweise durch Undichtheiten am keramischen Rohr entstehen, wo der Ofen an die Zarge angeschlossen wird. 
Aber nicht nur Undichtheiten begünstigen die Entstehung von Kohlenmonoxid. Daneben spielen eventuelle Ablufteinrichtungen im Raum ebenfalls eine Rolle. Ich denke dabei etwa an Heißluftabzüge in der Küche, durch die ein Unterdruck im Raum entsteht, wodurch im schlimmsten Fall im Ofen durch zu wenig Zuluft ebenfalls Kohlenmonoxid entstehen kann.

Vor der Inbetriebnahme eines länger nicht gebrauchten oder überhaupt noch nicht in Verwendung stehenden Kamins ist unbedingt die Kontrolle und Abnahme durch einen Experten oder eine Expertin aus einem Rauchfangkehrbetrieb erforderlich. | Foto: pixabay
  • Vor der Inbetriebnahme eines länger nicht gebrauchten oder überhaupt noch nicht in Verwendung stehenden Kamins ist unbedingt die Kontrolle und Abnahme durch einen Experten oder eine Expertin aus einem Rauchfangkehrbetrieb erforderlich.
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  • Das mit den Glück bringen kommt demnach nicht von ungefähr. Erinnern Sie sich an einen speziellen Fall, wo Sie tatsächlich Glück in einen Haushalt gebracht haben?

Einen konkreten Fall habe ich nicht in Erinnerung, doch bei einigen Besuchen war es tatsächlich schon fünf vor zwölf sozusagen. Wenn man bei der Kontrolle beispielsweise schon einen Gasaustritt feststellt, fährt man dann schon mit dem guten Gefühl weiter: "Hier konnte Gott sei Dank noch Schlimmeres verhindert werden!"
Vielfach ist es ja so, dass unsere Arbeit leider auch daran gemessen wird, wenn etwas nicht funktioniert. Kürzlich war ich jedoch bei einer Kundin, die feuchte Flecken an der Wand hatte. Es stellte sich dann heraus, dass am Dach ein benutzter Kamin zugedeckt war, um Wassereintritt zu verhindern. Auch das hätte böse enden können. Das sind dann schöne Momente, die man oft erst später realisiert.

  • Und wie lebt es sich als "personifizierter Glücksbringer", an Tagen wie heute, aber auch an allen anderen 364 Tages des Jahres?

Christian Plesar (lacht): Man ist tatsächlich gern gesehen. Eines meiner Highlights war heuer im Sommer anläßlich eines Schornsteinfegerkongresses in Deutschland, als ich in Uniform mit dem Scooter durch die Stadt fuhr und mich rundum strahlende Gesichter angeschaut haben. Manchmal wird man sogar gefragt: "Darf ich Sie einmal angreifen?"

Glaubst du, dass es Glück bringt, eine(n) Rauchfangkehrer:in zu sehen?


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