Warum die Eiche die Blätter nicht verliert - Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene – Teil 21

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Warum die Eiche die Blätter nicht verliert … Volkssage, interpretiert von Anita Buchriegler

Eichen hatten für mich schon immer etwas Mächtiges, Ehrfurchtgebietendes an sich. Einbildung oder nicht?? Eine Eiche verleiht Kraft, sei’s als Bachblüte Oak oder durch die bloße Berührung. Wenn ich unter einer besonders dicken Eiche bei uns im Wald stehe, stelle ich mir immer vor, was dieser Baum alles gesehen haben muss. Immerhin können Eichen über 1000 Jahre alt werden.
Ihre Magie erkannten schon unsere Vorfahren: Die Kelten verehrten ihre Götter in Eichenhainen, die Tafel König Arthurs soll, der Sage nach, aus einem einzigen Stück Eiche gewesen sein. Die Germanen hielten ihre Versammlungen unter Eichen ab. Für traditionelle Feuer wie Sommersonnwend-Feuer oder Mittwinter-Feuer gilt Eichenholz als perfektes Feuerholz.

Vor vielen Jahren, als ich für die Natur, ihre Märchen und Geschichten noch "so was von keine Zeit" hatte, erzählte mir mein Schwiegervater die folgende Sage. Weil ich sie trotzdem bis heute in meinen Gedanken behalten habe, will ich sie nun teilen. Dazu habe ich die Geschichte allerdings an jenen Ort versetzt, an dem ich sie zum ersten Mal gehörte habe – in die Heimat vom "Stoanan Jaga" im Ennstal/Reichraming.

Gleich unterhalb vom „Stoanan Jaga“ lag, dicht an die Felswand gedrückt, vor langer Zeit der Hof des Grestnbauern – ein Gut, das schon bessere Zeiten gesehen hatte, denn im Dach waren Löcher und so manches zerbrochene Fenster war lediglich mit ein paar Brettern „vermacht“.

So armselig und heruntergekommen wie das Anwesen selbst, so wirkte auch der Kilian, sein Besitzer. Er hatte vom verstorbenen Vater einen großen Schuldenberg geerbt. Um seine Seele war es nicht viel besser bestellt. Denn seine angebetete Vroni hatte ihm das Herz gebrochen. Schuld war ihr Vater, der ihn ausgelacht hatte, als er um die Hand seiner Tochter anhielt: „Du hast ja vielleicht Flausen!“ hatte er ihn angefahren. „Wie stellst du dir das vor? Soll meine Tochter von Luft und Liebe leben? Meine Vroni hat was Besseres verdient, als in deiner heruntergekommenen Keusch'n zu versauern!“ Dabei hatte er eiskalt auf die Tür gezeigt, und dem Kilian war nichts anderes übrig geblieben, als sich beschämt aus dem Staub zu machen.

In einer hellen Mondnacht, als der Kilian vor lauter Grübeln nicht einschlafen konnte, ging er vors Haus und setzte sich unter die alte Eiche, die als stolzer Zeuge einer besseren Zeit noch immer über das Anwesen wachte. Auf einmal stand ein Jäger vor ihm und setzte sich neben dem Kilian ins mondbeschienene Gras. Als er sich eine Weile mit dem Fremden unterhalten hatte, erkannte der Bursche in seinem Gesprächspartner den Teufel. In seiner Not schilderte der Bursche dem Satan seine missliche Lage.

Da schlug ihm der Teufel einen Handel vor: „Ich kann dir schon helfen, wenn es ums Geld geht. Du unterzeichnest mir einen Vertrag, dass deine Seele nach deinem Tod mir gehört. Dafür werde ich dich zu einem Schatz führen." „Das ist mir recht", antwortete der Kilian, dessen Lebensgeister auf einen Schlag zurückgekehrt waren. "Aber meine Seele bekommst du erst, wenn die Eiche hier all ihre Blätter verloren hat!"

Der Teufel willigte ein und der Pakt wurde mit Blut besiegelt. „Grab bei Tagesanbruch im Hausgarten unter dem Hollerbusch ein tiefes Loch“, wies er ihn an und verschwand. Nur ein Hauch von Schwefel erinnerte an die Gegenwart des Höllenfürsten.

Beim ersten Hahnenschrei holte der junge Grestnbauer eine Schaufel und begann unter dem Hollerbusch eine Grube auszuheben. Neben ein paar handgefertigten Losensteiner Nägeln fand er darin einen metallenen Topf, der randvoll mit Golddukaten gefüllt war. Der Kilian war überglücklich! Endlich konnte er die Schulden bezahlen und den Bauernhof von Grund auf sanieren.

Noch ehe der Sommer um war, erstrahlte der Grestnhof wie ein kleines Juwel vorm „Stoanan Jaga“. Und so war es nicht verwunderlich, dass auch Vronis Vater nichts mehr gegen die Heirat hatte.

Aber was war mit dem Pakt los? Als der Herbst ins Land zog, trug die Eiche noch immer jede Menge buntes Laub. Dem Teufel gefiel das gar nicht. Aber dann sagte er sich: "Der Frost wird die Blätter schon zum Abfallen bringen!" Bald wurden alle anderen Bäume kahl. Aber die braun verfärbten Blätter der Eiche hielten sich hartnäckig an den Zweigen fest. "Die Frühlingsstürme werden euch nur so von den Ästen reißen!" redete er sich zu. Doch als im Frühling die letzten braunen Blätter abfielen, waren schon viele junge Blättchen an den Zweigen. Die Eiche war nie kahl geworden.

Jetzt war der Teufel höllisch böse. In einer Schwefelwolke fuhr er hinüber zur Burg der Herren von Losenstein, schnappte sich ein Ziege, die nichtsahnend am Losensteiner Burghügel graste und setzte sie vor der Eiche ab. "Beiß du die Blätter ab, Geißenvieh oder ich fahre schnurstracks zur Hölle mit dir!"

Unter Todesangst tat das Vieh, was ihm der Teufel befohlen hatte, aber es kam nicht höher als anderthalb Meter. Außer sich vor Wut biss der Teufel der Ziege den Schwanz ab.

Er musste sich eingestehen, dass ihn der Grestnbauer zum Narren gehalten hatte. Wütend rupfte er die Blätter mit seinen scharfen Teufelskrallen vom Eichenbaum. Doch wie sehr er sich auch abmühte, sie ließen sich noch immer nicht lösen.

Da blieb dem geprellten Teufel nichts anderes übrig, als mit höllischem Gestank und Gebrüll in die Unterwelt hinabzufahren.

Das Ganze sei bloße Erfindung, meinen Sie?? Na, dann sehen Sie sich die Blätter der Eiche einmal genauer an. Ihre Form erinnert noch heute an des Teufels scharfe Krallen – vom Stummelschwänzchen der Ziegen ganz zu schweigen.

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Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
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