AIDS – die verdrängte Krankheit?
STEYR. Am 1. Dezember wird zum 25. Mal der Welt-AIDS-Tag begangen. Heuer lautet das Motto „Getting to zero – zero aids-related deaths“, zu Deutsch „Auf Null reduzieren, null Aids-bedingte Todesfälle“.
„Ich werde es schon nicht kriegen“, „Man kann mit HIV eh lang leben“, „Es gibt doch schon genügend Medikamente“, „Das Infektionsrisiko ist doch ziemlich gering“ – so oder ähnlich reagieren viele auf die Frage nach dem HIV-Risiko. Für viele Österreicher sind HIV-Infektion und Aids kein Thema. „Aids verursacht keine Schlagzeilen mehr, trotzdem geht die HIV/Aids-Pandemie weiter“, weiß Primaria Almute Loidl, Leiterin des Instituts für Pathologie im LKH Steyr. Durch die antiretrovirale Therapie (spezielle Kombinationstherapie gegen das HI-Virus) sinken die Aids-assoziierten Todesfälle. Dennoch gab es 2012 österreichweit 523 neue HIV-Diagnosen, nahezu gleich viel wie 2011. Österreichweit erkrankten tatsächlich 53 Männer und 13 Frauen an Aids, 13 Männer und sechs Frauen starben daran.
9000 Österreicher sind HIV-positiv
Insgesamt leben derzeit in Österreich geschätzt 9000 HIV-positive Menschen. Unter den neu diagnostizierten Patienten 2012 hat sich jeder Dritte durch heterosexuelle Kontakte infiziert, jeder Zweite davon ist weiblich.
Die Übertragungswege der HI-Virusinfektion haben sich nicht geändert: vorrangig bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einem HIV-positiven Partner, durch die Übertragung von infektiösen Körperflüssigkeiten, wie etwa Sperma/Vaginal-Flüssigkeit, Blut, Muttermilch, Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Auch Kontakt mit Spritzen bzw. Nadeln von positiv-HIV-getesteten Drogensüchtigen spielt eine Rolle. „Im Rahmen einer HIV-Infektion muss also eine infektiöse Körperflüssigkeit des Betroffenen in den Körper eines anderen Menschen gelangen“, erklärt Almute Loidl.
Zunahme von Syphilis
In Österreich wird die Diagnose HIV in rund einem Viertel der Fälle im fortgeschrittenen Stadium über so genannte Indikator-Erkrankungen gestellt, die erst bei einem massiv beeinträchtigten Immunsystem auftreten. Dazu gehören unter anderem verschiedene, sonst seltene Infektionen mit Pilzen oder Parasiten. Dieser Umstand wirkt sich auf die Therapie ungünstig aus.
Zusätzlich sind Syphilis, Hepatitis B und Hepatitis C häufige Ko-Infektionen. „Wie in anderen europäischen Ländern gibt es auch in Österreich vor allem unter homosexuellen Männern eine deutliche Zunahme von Syphilis, was auf fehlende Präventionsmaßnahmen und weniger Safer Sex zurückzuführen ist“, sagt Primaria Almute Loidl.
Kondome bieten sicheren Schutz
Die Infektion ist aus den klassischen Risikogruppen (homosexuelle Männer, Drogenabhängige) schon lange ausgebrochen. Zur Vermeidung der Infektion beim Geschlechtsverkehr sind Kondome der einzig wirksame Schutz.
Testen schafft Klarheit.
Kostenlose Beratung bei der Aids-Hilfe
Kostenlose und anonyme Beratung – telefonisch oder persönlich – finden Hilfesuchende bei der Österreichischen Aids-Hilfe, eine Zweigstelle gibt es auch in Oberösterreich. Die Augen vor dem Infektionsrisiko zu verschließen, heißt den Kopf in den Sand zu stecken und dabei sich selbst und andere Menschen zu gefährden.
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