Wer fasten will, braucht Ruhe und Entspannung

Fasten hatte in früheren Zeiten einen rein religiösen Charakter, die Gewichtsreduktion war ein Nebeneffekt. Heute ist es umgekehrt. Wie auch immer, Fasten reinigt Körper und Seele.

„Innere Reinigung“ bzw. „Innehalten“ sind in unserer hektischen Welt wieder modern, aber haben wir tatsächlich Zeit dafür? Heutzutage ist Zeit Mangelware. Somit steht neben dem hektischen Büroalltag auch noch eine Fastenkur auf dem Terminkalender. Die man quasi auch noch schnell „hineinquetschen“ muss, um sich vermeintlich etwas Gutes zu tun.

In diesen Fällen wird „Fasten“ zu einer zusätzlichen Belastung und keineswegs zu einer „Entlastung“ des Körpers. „Unser Körper benötigt beim Hungern Ruhe und Entspannung, um dieser Ausnahmesituation Herr zu werden“, sagt die Ernährungswissenschafterin Gudrun Bertignoll aus Garsten.

Sie erklärt, was beim Fasten passiert: „Wenn keine Nahrung zur Verfügung steht, wird vermehrt Muskelmasse abgebaut, die uns später zum Verbrennen der Energie fehlt. Dies zeigt sich später im typischen Jojo-Effekt.“

Im traditionellen Sinn des Fastens sei dies kein Thema, da es vorrangig nicht um Gewichtsreduktion geht. In der heutigen Zeit ist es sehr wohl ein Thema, da Gewichtsreduktion oftmals der moderne Sinn des Fastens ist.

„Man verliert Gewicht, aber leider lösen sich ungünstige Ernährungsgewohnheiten nicht ganz so leicht in Luft auf. Somit ist Fasten allein zur langfristigen Gewichtsreduktion völlig ungeeignet“, betont Gudrun Bertignoll. „Schließt an die Fastenkur hingegen eine Ernährungsumstellung bzw. Lebensstiländerung an, dann kann Fasten durchaus ein wertvoller Impuls sein.“

Was macht mehr Sinn: Ein Mal im Jahr für zwei oder drei Wochen den Körper zu „entgiften“ und die „Schlacken“ loszuwerden, oder ihm das ganze Jahr über mehr Aufmerksamkeit zu schenken? Dazu zählen eine genussvolle Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln, Zeit zum Genießen, aber auch einmal ein „Nein“ zu den Versuchungen des Schlaraffenlands. Das eine wie das andere ist schwierig und benötigt Zeit.

http://www.gudrun-bertignoll.at