SCHLÜSSELBLUME. Vom Himmelschlüsserl vor der Nixlucka - Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene

Geschichten waren für mich schon immer Lebenselixir. Weil man oft so schwer findet, wonach man sucht, hab ich mich hingesetzt und selber Geschichten geschrieben. Da die Nächte länger werden und die Zeit zum Lesen hoffentlich mehr, stelle ich für Geschichtenliebhaber ab sofort jede Woche ein neues Kräutermärchen, eine alte Anekdote aus dem Dorfleben oder eine Kindergeschichte von der "Singing Farm" online.

Bitte fleißig kommentieren – vielleicht wird ja doch irgendwann ein Buch daraus ...

Vom Himmelsschlüssel vor der „Nixlucka“

von Anita Buchriegler

Vor vielen vielen Jahren, als die Leute auf dem Schieferstein noch Bergbau betrieben, hatte sich ein junger Grubenarbeiter vor lauter Übernachtigkeit in Richtung Nixlucka verzogen, um sich dort ein Nickerchen zu gönnen. „Nur ja weit genug weg vom Vorarbeiter“, hatte er sich gedacht und war deshalb hinüber zum Hintsteingraben ausgerissen. An diesem schönen Frühlingsmorgen wollte er einfach einmal „nix“ tun, wurde er doch sonst so geschunden und angetrieben, und wo könnte man „nix“ besser tun als bei der „Nixlucka“? Ja, er wollte einen Tag lang die Arbeit einfach Arbeit sein lassen und die müden Glieder in der wärmenden Frühlingssonne ausstrecken. Dabei muss er wohl vollends die Zeit übersehen haben, denn als er die Augen aufschlug, war die Sonne gerade dabei, hinter dem Rücken des Schiefersteins hinunter zu kullern. „Ach herrje, jammerte der Jüngling vor sich hin, jetzt kann ich bei der Finstern hinuntersteigen. Wenn ich mir da bloß kein Bein brech‘!“ Da drang urplötzlich ein zarter Singsang an sein Ohr: „Kräutlein mein, oh Kräutlein fein, wie kann einer Nixe Herz so traurig sein. Du warst der Schlüssel zu meinem Glück, brachtest der Sonne Licht zurück!“ Leise schlich er näher an die Höhle heran und als er genauer hinsah, gewahrte er eine bleiche weiße Gestalt, halb Fee, halb Geisterwesen. Ihr langes grünweißes Haar reichte ihr bis zu den Füßen hinab.

„Ach Jüngling“, schluchzte das Geschöpf als es ihn erblickte, ich bin Roxana, die Nixe vom Schieferstein. Ich lebe schon seit Urzeiten hier und wache über die Energien und Kräfte, die sich tief im Berginneren befinden. Die Nixlucka ist der Eingang zu meinem Reich. Im Winter lebe ich tief im innersten Herzen des Berges und hüte die Berschtlmutter (Mutter Percht) mit ihren sieben Zotterwaschln. Ich bin dafür verantwortlich, dass sie in den Raunächten – besonders aber in der Nacht auf den 6. Jänner rechtzeitig zu den Menschen hinaufkommt und nach getaner Arbeit wieder in die Unterwelt zurückkehrt. Im Frühling aber, zieht es mich empor zur Natur und zu meinen Freunden, den Tieren und Pflanzen. Mein erster Weg führte mich immer zur Schlüsselblume, die vor der Nixlucka wuchs. Ihr Anblick gab mir Jahr für Jahr die Kraft der Sonne zurück. Mit meiner Frühlingsbotin konnte ich die Frühlingsstimmung bis ins Innerste von Dirn und Schieferstein bringen. In diesem Jahr aber, sind mir die Zotterwaschln ausgekommen und haben mir mein Himmelschlüsserl ausgerissen. Ohne die Blume werde ich von Tag zu Tag schwächer und trauriger. Wenn ich aufhöre zu existieren, werden jedoch auch die Berge hier in sich zusammenstürzen.“ Da graute es dem Burschen, denn am Fuße des Berges wohnte nicht nur seine Familie, sondern auch seine Kumpel und Freunde.

„Gute Nixe, ich will dir helfen. Man hat mir erzählt, dass ich damals just in dem Moment geboren wurde, als die Berschtlmutter mit der Wilden Jagd um Haus gezogen ist. Meine Geschwister sollen sich Anfangs sogar vor mir gefürchtet haben, weil ihnen die Großmutter erzählt hat, die Berschtlmutter mit ihren sieben Zotterwaschln habe mich dagelassen. Anscheinend haben sie wohl gedacht, ich wär selber so ein kleiner Zotterwaschl.“ Da wird sie mich schon nicht gleich in ihren Buckelkorb stecken und mit in die Unterwelt nehmen. Lass mich gleich zu ihr hinabsteigen und ich werde dir dein Himmelschlüsserl noch vor dem Morgengrauen wieder bringen.“ Die Nixe äußerte zwar ihre Bedenken, aber - gesagt, getan - machte sich der beherzte Bursche sogleich auf den Weg in den Berg hinein.

Als er tief im Berginneren wirklich auf die Berschtlmutter traf, wollte die sich gleich auf ihn stürzen und ihn in ihren Buckelkorb stecken. So etwas war ihr noch nie passiert. Kommt da einer mir nichts dir nichts mitten in ihr Reich hereinspaziert. Na der sollte was erleben!“ Geistesgegenwärtig sprang der Jüngling einen Satz zurück, erhob die Hand und rief „Berschtlmuada, Berschtlmuada, so kennst mi denn net?

I bins, da kloane Much, der damals just in der Nacht zur Welt kemma is, wiast du um unsa Haus zogn bist. Meine G‘schwista hobn damals alle glaubt, ich wär selba eins von deine Zottawaschln!“ Da fiel es der Mutter Percht wie Schuppen von den Augen. Das war schon was damals! So ein süßes rosa Bündel, das lauter plärren konnte als alle anderen Menschenkinder, die sie bis dahin gesehen hatte. Am liebsten hätt‘ sie es gleich zu sich mitgenommen. Aber das durfte sie nicht, denn unschuldige Babys waren vor ihr sicher. „Ein fescher Bursch, bist worden!“ rief die Percht ganz einwendig! "Das ich dich noch einmal zu Gesicht bekomm‘, mir ist fast, als wärst du mein eigener Sohn! Aber sag, wie hast du mich gefunden?“ Da begann der Much ihr von seinem Anliegen zu berichten. „Das tut mir leid. Meine Zotterwaschln haben die Pflanze mit Putz und Stengl aufgefressen. Aber ich will dir sagen wo du noch eine finden kannst. Lauf hinüber auf den Schieferstein – aber nicht ganz bis zum Gipfel hinauf. Dort oben, wo du so schön ins Tal hineinschauen kannst, der Enns nach wie sie sich weiter ins Ennstal hinein schlängelt, dort wirst du noch so eine Schlüsselblume finden. Aber versprich mir, dass du keiner Menschenseele verraten wirst, wo die Mutter Percht zu Hause ist. Die Nixe lass mir grüßen und richte ihr aus, dass es mir leid tut, und ich in Zukunft besser auf meine Zotterwaschln aufpassen werde!“ Da bedankte sich der Much von Herzen und zog erleichtert von dannen.

Und so dauerte es nicht lange bis die Nixe den Schlüssel, der allein ihr die Sonne ins Herz zurück bringen konnte, in Händen hielt. Dankbar legte sie ihre Hand in die des Much und schenkte ihm einen Teil ihres Blumenstöckchens. „Weil du mir das Leben gerettet hast, soll diese Schlüsselblume auch der Schlüssel zu deinem Glück sein. Erbaue ein Haus auf dem Schieferstein, dort wo du das Himmelschlüsserl gefunden hast. Mein Schlüssel eröffnet dir keine Schätze aus Gold und Edelstein. Aber er wird dir und den deinen Glück bringen und das Gut am Schieferstein zu einem Kraftplatz machen. Haltet euch nur immer genau an die alten Bräuche und vollbringt gläubig und fleißig euer Tagewerk, so werdet ihr euer Lebtag lang ein gutes Auskommen finden.“ Freudig befolgte der Bursch den Rat, den ihm die Nixe Roxana gegeben hatte. Was den geheimen Ort am Schieferstein anbelangt, so ist der auch heute noch ein Kraftplatz wohin an einem sonnigen Sonntag nicht wenige Leute hinaufwandern um neue Kraft und Energie zu schöpfen, ein Ort an dem die Sonne eben ein bisserl öfter zu sehen ist als anderswo.

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