Von BREITWEGERICH und WALDERDBEEREN. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene - Teil 34

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Vom Breitwegerich gibt es viel zu erzählen: um mit ihm zu orakeln, gilt es lediglich ihn in der Mitte auseinanderzureißen und zu sehen, wie viele Fäden herausgucken. Im Schuh getragen soll er bei schmerzenden Füßen und Blasen Linderung verschaffen. Als "Indianerpflaster" wird Breitwegerich auf aufgeschürfte Knie und Insektenstiche aufgelegt. Als Tee wird er bei Husten und Halsweh getrunken.

Um mir die Heilwirkungen der Wildkräuter besser zu merken, verpacke ich sie in Geschichten und Märchen, die gerade auch Erwachsenen spannende Zugänge zur Welt der Kräuter eröffnen.

Eine alten Legende, die mir besonders ans Herz gewachsen ist, ist die vom Breitwegerich. Etwas ausgeschmückt (featuring Anita) möchte ich sie heute gerne teilen:


Von Breitwegerich und Walderdbeeren
alte Legende frei nacherzählt

An einem launigen Maimorgen fiel es dem Rathner Liserl ein, zum Wald hinauf zu laufen und Erdbeeren zu pflücken. Aus den herrlichen roten Beeren ließe sich sicher wieder Großmutters sündhaft gute Erdbeermarmelade machen. Wer weiß, vielleicht würden die Beeren auch noch für einen Kuchen reichen. Und selber ein bisserl naschen, wär natürlich auch nicht verkehrt.

Das Mädchen hatte auf dem Weg schon ein halbes Körbchen gepflückt, als es plötzlich wie angewurzelt am Rande der Waldwiese zu stehen kam. „Was war das?“ Das Liserl wollte ihren Augen nicht trauen. Vor ihr auf der Wiese hüpften lauter kleine Zwergerl mit bunten Zipfelmützen auf und ab. Da musste sie lauthals herauslachen. „Nein so etwas! So was Witziges hab ich schon lang nicht mehr gesehen!“, plusterte sie. Doch das Lachen sollte ihr gleich im Halse stecken bleiben: „Was stehst du da und hältst Maulaffen feil, du dumme Gans!“ fuhr sie plötzlich ein Zwerg mit langem weißen Bart an, der so etwas wie der Chef zu sein schien. „Hilf uns lieber! Der Bauer dort hat jetzt schon die Wiese gemäht – jetzt!!! Dabei ist es viel zu früh! Vor Vollmond haben die Pflanzen keine Kraft in sich. Sie jetzt zu mähen wäre ein Unglück – hörst du, ein Unglück!"

Als das Liserl weiterhin mit offenem Mund dastand und keine Anstalten machte, dem Zwerg zu helfen, schimpfte er weiter: „Geh endlich weiter, du! Hörst du! Wir müssen schnell Blatt um Blatt, Stängel um Stängel, Blüte um Blüte zur richtigen Wurzel bringen. Denn am Abend kommt die Waldfee. Und nur die kann die Pflanzen wieder zusammenwachsen und heil werden lassen. Wenn du uns nicht hilfst, so schaffen wir es nie bis zum Abend und die ganze Ernte ist verloren!“

Nein, so etwas, das Liserl stand noch immer am selben Fleck und gaffte. Da hob der Zwerg zu singen an und all die anderen Zwerglein fielen mit glockenhellen Stimmen mit ein und summten eine wunderschöne Melodie. Wie in Trance zog es das Mädchen auf die Wiese und sie begann, den Zwergen zu helfen. Blüte um Blüte, Stängel um Stängel und Blatt um Blatt trug es wieder zur richtigen Wurzel. Und siehe da, als es Abend wurde, hatten sie das Wunder mit vereinten Kräften vollbracht. Die Wiese lag im Schatten der Bäume bereit und wartete auf das erscheinen der Waldfee.

„Oh nein! Ich habe ganz die Zeit vergessen! Ich muss schnell nach Hause eilen. Die Mutter wird sicher schon ganz krank sein vor Sorge!“ erinnerte sich das Liserl bange. Also blieb den Zwergen nichts anderes übrig, als sich bei ihrer fleißgien Helferin zu bedanken und ihr zu versprechen ihr zu helfen, wann immer sie einmal Hilfe brauchte.

Im Laufschritt stürmte das Mädchen den steilen Schotterweg in Richtung Dorf hinunter und wums – da war‘s auch schon passiert. Das Liserl rutschte aus, stolperte und schlug hart auf dem steinigen Weg auf. Schmerzverzerrt hielt sie sich die Seite. Aus den zerschundenen Knien sickerte Blut hervor.

Zum Glück hatten die Zwerge, Liserls lautes Weinen und Jammern gehört und waren prompt zur Stelle. Der Zwergenkönig selbst pflückte ein Breitwegerichblatt - einen Hansl am Weg - zerrieb es ein bisschen, spuckte darauf und klebte es ihr auf die Wunde, die – siehe da – auch sogleich aufhörte zu schmerzen. Nun waren sie quitt, das Rathner Liserl und der Zwergenkönig.

Die Geschichte von der heilenden Wirkung des Breitwegerichs trug das Liserl dankbar hinaus. Und noch heute ist der Hansl am Weg als „Indianerpflaster“ in aller Munde.

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Foto: Cityfoto
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