Andachten für vermissten Pfarrer
Bischof Glettler: "Teile die Trauer"

Pfarrer Augustin Kouanvih war seit 2019 im Stubai tätig.  | Foto: omyshot
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Pfarrer Augustin Kouanvih war auf dem Heimweg von einer Feier in Neustift, kam in Fulpmes aber nicht an.

STUBAI. Die Bestürzung ist groß im Stubaital. Der Stubaier Pfarrer Augustin Kouanvih gilt noch immer als vermisst. Die Hoffnung, dass man ihn noch lebend findet, ist bereits am Wochenende mit jeder Stunde gesunken.

Er wollte eilig nach Hause

Pfarrer Augustin Kouanvih wohnte am Freitagabend Feierlichkeiten in Neustift bei, bei denen Ehrenamtlichen aus dem Seelsorgeraum für ihr Mitwirken in den verschiedensten Bereichen der Pfarren gedankt wurde. Gegen 21 Uhr machte sich der 60-Jährige auf den Weg nach Fulpmes. Er wollte nicht spät zuhause sein, denn seine Schwester war auf Besuch gekommen und wartete im Widum auf ihn. Auch hätte er am Samstagvormittag in Telfes ein Begräbnis abhalten sollen, wofür er sich noch einiges zusammenschreiben wollte. Im starken Regen begleitete ihn ein Neustifter noch mit einem Schirm zum Auto. Er sollte der letzte sein, der den Pfarrer lebend gesehen hat.

Nie angekommen

Denn im Widum in Fulpmes kam Augustin Kouanvih nie an. Gegen 21.15 Uhr ist sein Auto von der großen Mure erfasst worden, derer sich der Margarethenbach bei Fulpmes/Medraz an diesem düsteren Abend entledigte. Die groß angelegte Suchaktion am Samstag brachte leider kein Ergebnis, obwohl das Gebiet weiträumig abgesucht und mehrmals abgegangen wurde. Lediglich die Bibel, Visitenkarten und Dokumente des ursprünglich aus Togo in Afrika stammenden Seelsorgers konnten bisher am Ruetzbachufer gefunden werden.

Andachten in allen Kirchen

Am Sonntagabend wurde in allen Kirchen des Seelsorgeraumes Stubai für Augustin Kouanvih gebetet. Die Anteilnahme der Bevölkerung bei diesen Andachten war sehr groß. Auch bei den Messen des Tages gab es Gedenken an den Pfarrer, der seit Herbst 2019 im Stubaital wirkte. Diakon Leo Hinterlechner aus Telfes schrieb dazu "ein Gebet in einer ungewissen Zeit" – Sie finden es weiter unten. Auch Bischof Hermann Glettler hat das Gebet auf Instagram gepostet und schrieb dazu: "Wo ist Pfarrer Augustin? Diese Frage bewegt. Ich teile die Trauer mit der Bevölkerung im Stubaital und ganz Tirol. Herzliche Anteilnahme, Trost von Gott ... Vermutlich ist der Pfarrer beim verheerenden Murenabgang tödlich verunglückt. Gewissheit gibt es nicht. Danke für das Gebet!" Ab sofort wird beim Rosenkranz, der täglich um 19 Uhr in der Fulpmer Pfarrkirche stattfindet, für Pfarrer Augustin Kouanvih gebetet.

Zahlreiche Absagen

In Anbetracht der tragischen Umstände wurde das Schützenbataillonsfest, das am Sonntag in Fulpmes hätte stattfinden sollen, abgesagt. Auch alle weiteren Veranstaltungen in Fulpmes und Telfes – inklusive der Theateraufführungen auf der Freilichtbühne – für diese Woche sind abgesagt.

Gebet für Pfarrer Augustin

Gebet in einer ungewissen Zeit: Herr, unser Gott, du hast uns ein wunderschönes Tal zur Heimat gegeben, doch am Freitagabend haben uns die Kräfte der Natur erschrecken lassen. In diesem Szenario von Blitz und Donner, Hagel und Sturm hat sich unser Pfarrer Augustin mit dem Auto auf den Heimweg gemacht, doch das Ziel seiner Fahrt hat er nie erreicht. Noch liegt vieles im Dunkeln: Was ist genau passiert? Wo ist Augustin? Wie sollen wir mit der schlimmen Ahnung umgehen? Wir befürchten, dass wir ihn, so wie wir ihn gekannt haben, nie wiedersehen werden. Sein Lachen, seine Späße, seine Hingabe mit der er seinen Dienst als Priester und Pfarrer getan hat, ist alles dahin? Haben die gewaltigen Wassermassen alles hinweggerissen? – jede noch so kleine Hoffnung, jeden Funken des Vertrauens? Herr unser Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken (Jes 55,9); wir wissen nicht, wohin uns unser Lebensweg führt. Verzweifelt stehen wir mit unseren Fragen vor dir und flehen zu dir für unseren Pfarrer Augustin, sei du bei ihm, wo auch immer er jetzt sein mag, schenke uns Trost und Hoffnung, die stärker ist, als alle Bedrohung und lass uns nie die Hoffnung und das Vertrauen verlieren. Amen.
Diakon im Seelsorgeraum Stubai
Leo Hinterlechner

Viele weitere Berichte von den Murenabgängen im Stubaital finden Sie auf www.meinbezirk.at

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