Galerie mit Farben aus der Kindheit
Hochbetagt entdeckte Maximilian Wiedner aus Kapfenstein wieder die Welt der Farben.
Geht man den Pischaunweg im Ortsteil Rohrberg der Gemeinde Kapfenstein entlang, kommt man bei einem kleinen Anwesen vorbei, das durch eine mit farbenfrohen Bildern gestaltete Hauswand die Blicke auf sich zieht. Diese Galerie an der Hausmauer hat der mittlerweile 98-jährige ehemalige Landwirt Maximilian Wiedner gestaltet.
"1995 habe ich den Keller ausgemalt", erzählt der geistig wache Mann in der Stube. Dabei störte ihn das eintönige Weiß. Er begann Weinlaub aufzuzeichnen und aufzumalen. Später erinnerte er sich daran, dass er in der Volksschulzeit in Fehring von seiner Lehrerin ob seiner Mal- und Zeichenkenntnisse besonders gelobt wurde. An ein Bild konnte sich Wiedner noch ganz genau erinnern. Es war ein Stilleben mit Obst in einer Schüssel. Dieses Bild malte er vor einigen Jahren aus dem Gedächtnis noch einmal.
Keine Zeit zum Malen
Es war der Beginn seiner Malertätigkeit. "Früher hatte ich dazu keine Zeit", erzählt der fast Hundertjährige. Nach der Schule kam die Arbeit in der Landwirtschaft, dann der Zweite Weltkrieg, den Wiedner sechs Jahre lang vor allem in Russland erlebte. Nach dem Krieg kehrte Wiedner wieder zu seiner Landwirtschaft zurück. "Geld hatten wir keines", erinnert er sich an die Nachkriegsjahre. Gemeinsam mit seiner Frau Maria, sie verstarb 2013, bewirtschaftete er zehn Joch. Im Vorjahr verstarb auch Sohn Max. Seither lebt Wiedner allein auf dem Anwesen und wird von in der Nachbarschaft lebenden Verwandten versorgt, die sich um die Wäsche und um das Essen kümmern. Sonst versucht der 98-Jährige soweit es noch geht selbständig zu leben. Ein kleiner Hausgarten sorgt für etwas Beschäftigung und auch den Haustrunk keltert er aus Direktträgertrauben noch selbst.
Die innere Uhr
Gemalt wird bevorzugt auf Glas. Am liebsten verwendet Wiedner dafür alte Fensterflügel. Auch alte Firmentafeln, Holz und Pappe hat er schon bemalt. Als Farbe nimmt er Lack, beginnt mit einem Motiv und malt dann dazu, was er sich denkt. Ob er noch weitere Bilder malen wird, ist für ihn noch ungewiss. "Ich habe schon alles vollgehängt, die Sehkraft meiner Augen lässt nach und außerdem habe ich keine alten Fensterflügel mehr", gesteht Wiedner, der seine Bilder nicht verkaufen möchte. Auf ein Rezept für ein langes Leben angesprochen, meint er: "Ich habe keines. Ich glaube, jeder hat eine innere Uhr, bei der die Lebenszeit genau eingestellt ist."
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