Stil und Psyche im homeoffice
Heimarbeitsplatz: Wie damit umgehen

Andreas Mittermair ist Psychologe und Model. Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.  | Foto: Eva-Maria Mrazek
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  • Andreas Mittermair ist Psychologe und Model. Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.
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Statt am Schreibtisch am Küchentisch: Der Psychologe und Model Andreas Mittermair gibt Umsteige-Tipps.

OBERALM Durch die aktuelle Situation arbeiten so viele Menschen im Home-Office wie nie zuvor. Die ungewohnte Arbeitsumgebungen, neue Kommunikationswege sowie die familiäre Eingebundenheit bringen neue Herausforderungen und psychische Belastungen mit sich. Wie damit umgehen? Die Bezirksblätter haben dazu den Psychologen Andreas Mittermair befragt.

Andreas Mittermair ist Psychologe und Model. Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.  | Foto: Eva-Maria Mrazek
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BB: Was soll bei einer Videokonferenz berücksichtigt werden? 

ANDREAS MITTERMAIR: Bei Videokonferenzen muss ich mir bewusst sein, dass meine Gesprächspartner mich und meinen Hintergrund sehen. Die Wahl des Ortes ist deshalb wichtig. Ich würde mich nicht ins Abstellkammerl mit dem Putzzeug, der Schmutzwäsche oder dem Entsorgungsmüll setzen. Meine Gesprächspartner sollen sich auf mein Gesagtes konzentrieren und nicht darauf, welches Putzmittel ich verwende oder wieviel leere Weinflaschen im Hintergrund herumstehen. Kommunikationsplattformen wie Skype oder Zoom bieten sogar die Möglichkeit einen virtuellen Hintergrund zu erzeugen. Die Beleuchtung im Raum ist wichtig. Eine Lichtquelle hinter mir, macht mein Gesicht dunkel. Eine Lichtquelle direkt über mir, wirft unschöne Schatten ins Gesicht. Ich stelle mein Macbook gerne auf einen Schreibtisch vor dem Fenster. So fällt passives, natürliches Licht auf mein Gesicht und lässt dieses frisch wirken. Den selben Effekt erzeugen auch sogenannte Lichtringe, die auf das Notebook geklemmt werden und das Gesicht dann optimal beleuchten. Die Kamera am Computer soll sich auf Augenhöhe befinden. Ist sie zu weit unten oder zu nahe am Gesicht, dann sehen meine Gesprächspartner entweder direkt in meine Nasenlöcher oder lediglich mein baumelndes Gaumenzäpfchen. Zusammenfassend empfehle ich: Ruhiger Hintergrund mit wenig Reizen, natürliches Licht von vorne, Kamera auf Augenhöhe und ein entsprechender Abstand zum Notebook.

BB: Gibt es eine (modische) Etikette für Videokonferenzen?

ANDREAS MITTERMAIR: Grundsätzlich hängt es davon ab, in welchem Bereich ich beruflich tätig bin. Der Fitnesstrainer, der zur Videokonferenz plötzlich mit Anzug und Krawatte erscheint, wirkt wahrscheinlich genauso verkleidet, wie der Banker im Jogginganzug. Ich empfehle den Bekleidungsetiketten der jeweiligen Branche und vor allem sich selbst treu zu bleiben. Gepflegte Kleidung ist generell ein Zeichen von Wertschätzung einem Menschen oder einer Situation gegenüber.

Andreas Mittermair ist Psychologe und Model. Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.  | Foto: Doris Schwarz-König
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BB: Homeoffice: T-Shirt, Pyjama, Anzug… - Nur ein Stilbruch?

ANDREAS MITTERMAIR: Bestimmte Kleidung ist für bestimmte Orte vorgesehen und bringt dich in eine bestimmte Stimmung. Streife ich den Pyjama über, sagt mir mein Hirn: „Mach es dir gemütlich!“. Genau das will ich aber im Normalfall beim Arbeiten nicht. Nach dem Aufstehen sollte ich bewusst vom Entspannungsmodus in den Arbeitsmodus wechseln. Dazu gehört auch das Wechseln des Outfits. Zwischen Pyjama und Anzug oder Abendkleid gibt es eine Vielzahl anderer Outfits, in denen ich mich wohl fühle und dennoch gepflegt rüberkomme. Ich kleide mich zu Hause nach der Faustregel, dass ich jederzeit und mit gutem Gefühl in die Öffentlichkeit gehen oder Besuch empfangen könnte.

BB: Im Jogginganzug - hat man dann die Kontrolle über sein Leben verloren, wie es ein Modedesigner vor Jahren meinte? 
ANDREAS MITTERMAIR: Wenn man ihn 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche trägt, definitiv ja!

Andreas Mittermair ist Psychologe und Model. Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.  | Foto: Eva-Maria Mrazek
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BB:  Schmuck - eine sinnlose Zierde?

ANDREAS MITTERMAIR: Es spricht nichts dagegen, dass jemand, der immer Schmuck trägt, auch zu Hause Schmuck trägt.

BB: Wie verändert eine Videokonferenz unsere Wahrnehmungen zu Kollegen, Chefs, Mitarbeitern?
ANDREAS MITTERMAIR: Eine Videokonferenz liefert einen Einblick in die Privatsphäre von Kollegen, Chefs und Mitarbeitern. Man findet sich plötzlich in deren Haus oder Wohnung wieder. Wenn man die Tipps zur optimalen Gestaltung einer Videokonferenz beherzigt, kann man den Einblick in die Privatsphäre minimieren.

BB: Wie gehe ich mit der Isolation im Homeoffice um?

ANDREAS MITTERMAIR: Es ist hilfreich sich vor Augen zu führen, dass diese Situation wieder vorbei gehen wird. Viel unerträglicher wäre der Gedanke, es würde für immer so bleiben. Es hilft, den Fokus nicht nur auf die Nachteile, sondern auch auf die Vorteile der Situation zu legen. Warum nicht mal eine Freundin anrufen, von der ich schon lange nichts mehr gehört habe? Warum nicht eine abendliche Videokonferenz mit den besten Kumpels, bei einem gepflegten Bier abhalten? Auf jeden Fall ist es wichtig sich in dieser Zeit virtuell mit Menschen umgeben, die einem gut tun und nicht zusätzlich negativ stimmen.

BB: Wie gehen Unternehmen und Mitarbeiter am besten mit der Umstellung um?

ANDREAS MITTERMAIR: Anders heißt nicht automatisch schlechter. Ich denke, dass die aktuelle Situation die Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. Zum Beispiel Unternehmen, die Homeoffice gegenüber eher skeptisch eingestellt waren, sehen nun, dass es funktioniert. Mitarbeiter bemerken, dass es ihnen mehr Flexibilität bringt oder sie sogar effizienter sind, wenn sie bestimmte Arbeiten von zuhause aus erledigen.

BB: Welche Auswirkung hat die Kurzarbeit auf die Psyche?

ANDREAS MITTERMAIR: Kurzarbeit hat zur Folge, dass es de facto weniger Geld am Ende des Monats auf dem Konto gibt. Dazu kommt die Sorge, wie es mit dem Arbeitgeber generell weiter geht? Übersteht er die Krise? Habe ich nachher wieder meinen alten Job, zu den gewohnten Konditionen? Mehr Zeit zum Nachdenken und Grübeln steht in dieser Phase auch zur Verfügung. Die Summe dieser Faktoren, kann während der Kurzarbeit durchaus Ängste, im Speziellen Existenzängste, auslösen.

BB: Auf welche Führungsmodelle können Unternehmer / Führungskräfte zurückgreifen?

ANDREAS MITTERMAIR: Ich würde weniger auf Führungsmodelle setzen, sondern als Führungskraft mehr denn je versuchen, Positivität und Zuversicht zu vermitteln sowie authentisch zu bleiben. Das eine oder andere Mal - ehrlich interessiert – nachfragen wie es geht und wie die Situation zu Hause ist.

BB: Was lässt sich ohne viel Aufwand praktisch realisieren?

ANDREAS MITTERMAIR:
In der Arbeiterkammer Salzburg bieten wir zum Beispiel seit Mitte April unsere kostenlose AK Bildungs- und Berufsberatung mit Testung auch Online an. Wir reagieren damit auf die aktuelle Situation und wollen Menschen, die ihren Job verloren haben oder vor einer beruflichen Veränderung stehen, unterstützen.

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Zur Person

Mag. Andreas Mittermair ist Psychologe und Model.
Er arbeitet als Bildungsberater in der Arbeiterkammer Salzburg.
stadtNAH Salzburg, 1. Jahrgang, Nr. 1/2019, Salzburger Grenzgänger, S.16
www.andreas-mittermair.at

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