Physiotherapie
61 % der Tiroler haben chronische Schmerzen

„Viele Kollegen berichten von Patienten, die schon lange in Physiotherapie gehen, die sich aber aktuell nicht trauen ihre Termine wahrzunehmen. Besonders jene aus Risikogruppen", berichtet Monika Peer-Kratzer, Vorsitzende des Physio Austria Landesverbands Tirol. | Foto: Monika Peer-Kratzer
  • „Viele Kollegen berichten von Patienten, die schon lange in Physiotherapie gehen, die sich aber aktuell nicht trauen ihre Termine wahrzunehmen. Besonders jene aus Risikogruppen", berichtet Monika Peer-Kratzer, Vorsitzende des Physio Austria Landesverbands Tirol.
  • Foto: Monika Peer-Kratzer
  • hochgeladen von Lucia Königer

TIROL. Physiotherapeuten aus Tirol berichten, dass immer mehr PatientInnen aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona ihre chronischen Schmerzen in Kauf nehmen und lieber die ärztlich verordnete Therapie auslassen. Eine derartige Behandlungsverzögerung gefährdet die Gesundheit der Betroffenen. Die Tiroler Physiotherapeuten appellieren deshalb an ihre PatientInnen: "Bleibt mit euren Schmerzen in Zeiten von Corona nicht alleine, Physiotherapie ist sicher und hilft!"

Schmerzfrei – auch in bewegten Zeiten!

Die aktuellen Erfahrungen der Tiroler Physiotherapeuten spiegelt sich auch in einer Umfrage der Pyhsio Austria wider. Laut der Ergebnisse versuchen die Tiroler immer öfter, in Eigenregie mit ihren Schmerzen klar zu kommen. Die meisten haben Angst, sich mit Corona anzustecken, falls sie zur Physiotherapie gehen. 

„Viele Kollegen berichten von Patienten, die schon lange in Physiotherapie gehen, die sich aber aktuell nicht trauen ihre Termine wahrzunehmen. Besonders jene aus Risikogruppen. Das ist wirklich besorgniserregend, zumal solche Behandlungsverzögerungen ein langfristiges gesundheitliches Risiko bergen“,

berichtet Monika Peer-Kratzer, Vorsitzende des Physio Austria Landesverbands Tirol.

Die Physiotherapeuten dürfen dabei auch im Lockdown tätig sein, da sie als gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf systemrelevant sind. Zudem setzten sie auf umfassende Schutzmaßnahmen, um ihre Patienten auch jetzt sicher und zuverlässig zu behandeln.

61 % der Tiroler haben chronische Schmerzen

Aus der Physio Austria Umfrage geht hervor, dass 61% der Tiroler unter chronischen Schmerzen leiden. Sie berichten von chronischen Schmerzen im Rücken (25 %), im Bewegungsapparat wie in Gelenken, Beinen, Füßen, Armen, Knien etc. (23 %), in Form von Verspannungen (20 %), oder im Nacken- und Schulterbereich (13 %). Zudem leiden die befragten Tiroler an Kopfschmerzen (10 %) und an Schmerzen, die beim Sport entstanden sind (7 %).

Wie gehen die Tiroler mit diesen Schmerzen um?

3 von 10 der Befragten Tirolern geben an, dass sie Sport (34 %) oder Übungen zur Entlastung der betroffenen Körperregionen machen (30 %). Sehr häufig wird zudem auf Schmerzmittel (34 %) oder Schonung (28 %) zurückgegriffen, was die Schmerzen zwar im Moment reduziert, aber sie keineswegs langfristig mildert, mahnen die Pyhsiotherapeuten. 
30 % wenden sich im Bedarfsfall an einen Arzt, 13 % kümmern sich um einen Termin bei einem Physiotherapeuten – wobei 20 % immerhin regelmäßig Übungen machen, die von einem Physiotherapeuten empfohlen wurden.
Von den Befragten aus Tirol haben bereits 64 % eine Physiotherapie in Anspruch genommen und 59 % berichten, dass ihnen diese geholfen hat.

Dass einige Betroffene versuchen ihre Schmerzen ohne professionelle Hilfe in den Griff zu bekommen und zu Mitteln wie Betäubung oder bloße Schonung greifen, ist für Peer-Kratzer besorgniserregend. Denn dabei können Physiotherapeuten als Experten so viel nachhaltiger helfen! Die Vorsitzende des Physio Austria Landesverbands Tirol appelliert deshalb an die Tiroler:

"Bitte bleiben Sie mit Ihren Schmerzen nicht alleine und lassen Sie sich auch in Zeiten wie diesen von uns sicher und verlässlich in den Praxen unterstützen!“

Männer unterdrücken Schmerzen eher als Frauen

Zwar stimmen 75% der Befragten der Aussage, dass Schmerzen ein Alarmsignal sind, auf welches man hören und entsprechend reagieren muss, zu, jedoch gibt es einen großen Anteil an Personen, die die Schmerzen einfach aushalten. 
Äußerungen wie „Immer positiv denken: Der Schmerz wird schon wieder nachlassen“ (43 %), „Ich spreche nicht über meine Schmerzen. Ich möchte mich darüber nicht bei anderen beklagen“ (36 %) oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ (20 %) sind oftmals die Reaktionen.
Insbesondere Männer stimmen diesen Aussagen häufiger zu als Frauen – sie unterdrücken sichtlich öfter vorhandene Schmerzen.
Vor allem bei der Aussage „Wer etwas erreichen will, muss auch Schmerzen ertragen können“ zeigt sich diese signifikant. Denn dieser stimmen 29 % der Männer und nur 17 % der Frauen zu. Weibliche Befragte hingegen holen sich bei Schmerzen rascher Hilfe bei Experten (Frauen: 53 %, Männer: 45 %).

Mehr News aus Tirol: Nachrichten Tirol

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.