Musik in Tirol
Orgeln in Tirol – Wie entstehen sie, wie lerne ich sie?

Alles über die Tiroler Orgeln erfährst du hier. Auf dem Bild: Der preisgekrönte Organist Alberto Gaspard mit einer der Telfer Orgeln.  | Foto: Irene Beltrame
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  • Alles über die Tiroler Orgeln erfährst du hier. Auf dem Bild: Der preisgekrönte Organist Alberto Gaspard mit einer der Telfer Orgeln.
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Orgeln haben in Tirol einen besonders hohen Stellenwert. Neben ihrer religiösen und kulturellen Bedeutung, bilden die rund 500 Tiroler Orgeln auch die Handwerkskunst des Landes ab. Die vielen regionalen Besonderheiten der Musikinstrumente bringt zudem viele Touristen auf den Orgelmusik-Geschmack.

Orgeln sind eng mit der katholischen Kirche und dem religiösen Leben in Tirol verbunden. Sie wurden in vielen Kirchen als musikalische Begleitung für liturgische Zeremonien und Gottesdienste eingesetzt. Die majestätischen Klänge der Orgel wurden oft als Möglichkeit betrachtet, die Gläubigen in eine spirituelle Atmosphäre zu versetzen und die Bedeutung der Gottesdienste zu unterstreichen. Kulturell sorgten die Verwendung der Orgeln in Gottesdiensten dafür, dass eine eigene musikalische Kultur in Tirol entstand. So ist die Orgelmusik bis heute Teil der regionalen Identität. 

Architektur und Handwerkskunst

Doch auch architektonisch haben Orgeln viele Tiroler Kirchen beeinflusst. Die Platzierung von Orgeln führte oft zu spezifischen gestalterischen Entscheidungen, um den Klang optimal im Kirchenraum zu verteilen. Die Größe und Gestaltung von Emporen und Kirchenschiffen wurden mit Blick auf die Akustik und die Anforderungen der Orgelmusik angepasst.
Der Bau von Orgeln erforderte hochspezialisiertes handwerkliches Geschick. In Tirol entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine reiche Tradition des Orgelbaus, bei der lokale Handwerker und Orgelbauer ihr Wissen und Können einbrachten. Diese Orgelbauer schufen Instrumente von hoher Qualität, die oft über Generationen hinweg geschätzt wurden.

Berühmte Tiroler Orgelbauer 

Die Orgel war auch stets ein Instrument für die musikalische Bildung. Viele Musiker und Komponisten in Tirol erhielten ihre Ausbildung an Orgeln. Das Instrument bot ihnen die Möglichkeit, musikalisches Talent zu entwicklen und zu verfeinern. 
Bei den Tiroler Orgelbauern ist zum Beispiel Mathias Mauracher (1788–1857) sehr bekannt. Er war ein bedeutender Orgelbauer aus Schwaz und wurde für seine hochwertigen Orgelwerke bekannt, die in vielen Kirchen der Region zu finden sind. Er arbeitete in der Zeit des Übergangs von der Spätbarockzeit zur Klassik und schuf Instrumente von herausragender handwerklicher Qualität. Auch Josef Brandl (1865-1938) war ein bedeutender Orgelbauer aus Schwaz. Er setzte die Tradition des Tiroler Orgelbaus im 19. Jahrhundert fort und schuf Orgeln in vielen Kirchen der Region. Seine Instrumente zeichneten sich durch ihre klangliche Vielfalt und künstlerische Gestaltung aus.

Wie kommt der Klang aus der Orgel?

Die Orgel ist zwar einem Piano teils ähnlich, doch letztendlich ist sie ein Blasinstrument. Ein Gebläse pustet in die vielen kleinen und großen Pfeifen Luft und bringt sie so zum Klingen. 
Die Orgel besteht aus verschiedenen Komponenten, die zusammenarbeiten, um den charakteristischen Klang zu erzeugen. 
Eine der Komponenten ist natürlich die die Tastatur. Für gewöhnlich verfügt eine Orgel über mehrere Tastaturen. Diese werden "Manuals" genannt. Jedes Manual repräsentiert eine Gruppe von Pfeifen, die einen bestimmten Klang erzeugen. Die Orgel kann mehrere Manuals haben, um eine Vielzahl von Klängen zu erzeugen.

 Für gewöhnlich verfügt eine Orgel über mehrere Tastaturen.  | Foto: Pixabay/PhotoGrafix (Symbolbild)

Neben den Manuals hat eine Orgel auch ein Pedalboard, das mit den Füßen gespielt wird. Die Pedale steuern die tiefsten Töne der Orgel und dienen dazu, die Klangfülle zu erweitern.
Aber die eigentliche Klangquelle der Orgel sind die Pfeifen. Sie sind in verschiedenen Größen und Formen erhältlich, um unterschiedliche Klangfarben zu erzeugen. Größere Pfeifen erzeugen tiefere Töne, während kleinere Pfeifen höhere Töne erzeugen.
Doch damit die Pfeifen auch klingen, braucht es Windversorgung. Dazu ist die sogenannte "Windlade" da. Dies ist eine Art Reservoir, das durch einen Blasebalg mit Luft versorgt wird. Die Luft strömt von der Windlade zu den Pfeifen, was sie zum Klingen bringt. 
Jede Pfeife ist mit einem Ventil verbunden, das als "Pallette" bezeichnet wird. Diese Ventile werden durch Registerknöpfe auf den Manuals gesteuert. Wenn ein Spieler eine Taste drückt, öffnet das entsprechende Ventil und lässt Luft in die Pfeife strömen, um den Klang zu erzeugen.

Jede Pfeife ist mit einem Ventil verbunden, das als "Pallette" bezeichnet wird. | Foto: Pixabay/LoggaWiggler (Symbolbild)

Orgeln haben oft verschiedene Register, die es dem Spieler ermöglichen, verschiedene Klangfarben zu erzeugen. Ein Register kann eine Gruppe von Pfeifen einer bestimmten Klangfarbe aktivieren. Es gibt auch Mixturen, die mehrere Pfeifenregister miteinander kombinieren, um einen reicheren Klang zu erzeugen.
Der Spieltisch einer Orgel enthält die Tastaturen, Pedale, Registerknöpfe und manchmal auch Steuerelemente für Effekte wie Vibrato oder Tremolo. Die Mechanik in der Orgel überträgt die Bewegung der Tasten und Pedale auf die Ventile, die den Luftstrom zu den Pfeifen steuern.

Kann ich Orgelspielen lernen?

Wer das Orgelspielen lernen möchte, sollte zunächst eine entsprechende Körpergröße mitbringen, denn sonst können die Anforderungen des Lehrplan nur bedingt erfüllt werden. Entsprechende Körpergröße heißt, dass man die Pedale erreichen kann. Das gleichzeitige Spiel auf 2 Manualen und Pedal (Trio) – die Koordination von Händen und Füßen – und das Lesen von drei Systemen stellen große Anforderungen an die SchülerInnen, Vorkenntnisse sind daher wünschenswert.
Viele traditionelle Orgelschulen setzen als technische Basis Klavierkenntnisse voraus. Auf jeden Fall ist der weiterführende bzw. parallele Klavierunterricht für die Ausbildung technischer Fähigkeiten zu empfehlen. Auch das Cembalo ist eine optimale Vorbereitung oder Ergänzung für den Orgelunterricht. 
Von Anfang an sollte beim Orgelunterricht auf eine haltungstechnische Sensibilisierung sowie eine optimale Sitzposition bzw. -möglichkeit geachtet werden. Das Orgelspiel beansprucht den Körper sehr, daher sind Ausgleichsübungen besonders wichtig, um massiven körperlichen Beschwerden vorzubeugen. Dies betrifft vor allem die Rücken- und Becken(boden)muskulatur, wobei auf geschlechtsspezifische Unterschiede zu achten ist.
Orgelkurse gibt es bei den Tiroler Landesmusikschulen.

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