LR Cornelia Hagele im Gespräch:
"Es darf einfach keine Denkverbote geben"

LAndesrätin Cornelia Hagele ist Juristin und stammt aus Telfs. | Foto: Krabichler
  • LAndesrätin Cornelia Hagele ist Juristin und stammt aus Telfs.
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Trotz des umfangreichen Ressorts geht LR Cornelia Hagele höchst motiviert an die Arbeit. Oder gerade deswegen.

Ihr Ruf in die Landesregierung kam für viele – speziell in der ÖVP – nicht überraschend. Für Sie?
Cornelia Hagele:
"Natürlich kam es überraschend, weil sich Dinge in der Politik in verschiedene Richtungen verändern können. Aber es hat mich sehr gefreut, speziell, weil es im Vorfeld schon Diskussionen zu Besetzungen gegeben hatte."

Sie mussten auch das Vizebürgermeisteramt in Telfs zurücklegen. Mit weinendem Auge?
"Natürlich, denn ich konnte in Telfs viele politische Erfahrungen sammeln und mein Heimatort ist mir sehr wichtig."

Wenn man von einem Mega-Ressort sprechen kann, dann ist es Ihres. Bildung, Pflege, Wissenschaft und Gesundheit. Macht es Sinn, diese Themen zu vereinen?
"Ich bin nun sieben Wochen im Amt und kann ganz klar feststellen, dass sich die Themen in meinem Ressort sehr gut zusammenfügen und ergänzen lassen. Vor allem Themen wie Personal oder Ausbildung überschneiden sich und können als Gesamtes evaluiert werden. Auch die Wissenschaft und Forschung in meinem Ressort sind wichtige Bestandteile für den Standort Tirol.“

Ärztemangel, Pflegepersonalmangel, Lehrermangel. Das sind aber schon große Aufgaben?
"Ja, und es sind die Aufgaben, die auch angegangen werden müssen. Es müssen Langzeitpläne erstellt werden, die demografische Entwicklung der Gesellschaft muss hier ebenso berücksichtigt werden. Und es sind Aufgaben, die nicht in einem Jahr zu lösen sind, sondern einer langfristigen Perspektive bedürfen.“

In der Pflege werden Arbeitszeitverkürzungen gefordert, der Nachwuchs fehlt, die Angehörigen daheim sind oft an der Grenze. Viel Zeit, um den Kollaps zu vermeiden, bleibt da wohl nicht.
„Im Pflegebereich ist nicht immer alles eindimensional. Es gibt viele gute Beispiele, nicht nur in Österreich, wie die Arbeitssituation für die MitarbeiterInnen in der Pflege weiter verbessert werden kann. In vielen Bereichen – sowohl in der mobilen als auch stationären Pflege – wird es Reformen brauchen. Jetzt gilt, es die Ist-Situation zu evaluieren, um dann neue Wege zu konzipieren.“ 

Vom Pflegepersonal selbst kommt Kritik an der akademisierten Pflegeausbildung. Viele Häuptlinge, wenige Indianer.
„Das sehe ich nicht unbedingt so, es braucht in der Pflege gut ausgebildete Menschen. Auch in der Pflegeassistenz und in der Heimhilfe. Aber eines ist sicher: Den Menschen, die in die Pflege gehen wollen, müssen unterschiedliche Ausbildungswege angeboten werden. Ob Pflegelehre oder Ausbildung mit Matura bis zur akademischen Pflegeausbildung, die Motivation für die Arbeit in der Pflege muss unterschiedlich bedient werden können.“

Über 100 Millionen Euro Abgang bei den tirol kliniken, der Zusammenschluss der Bezirkskrankenhäuser ist offen. Kommt eine Spitalsreform?
„Mir ist das Problem bewusst und es wird in nächster Zeit zu ersten Gesprächen mit den Trägern und Verantwortlichen kommen.“

Welche Schwerpunkte im Ressort sind noch geplant?
„Ein ganz wichtiger Punkt ist in vielen Belangen die Präventionsarbeit – ob in der Gesundheitsvorsorge oder die Aufklärung über Gewalt an Schulen. Denn was verhindert werden kann, kommt den Menschen direkt zu Gute. Es müssen meiner Meinung nach auch die Themen Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit neu definiert werden. Prävention kostet Geld, ohne auf den ersten Blick in den meisten Fällen unmittelbar Auswirkungen zu haben. Doch am Ende des Tages profitieren alle davon, da beispielsweise Behandlungs- und Therapiekosten verringert werden können. Im Grunde muss jetzt über viele Dinge offen diskutiert werden, es darf einfach keine Denkverbote geben und ein politischer Vorschlag darf nicht dazu führen, dass man thematisch schubladisiert wird."

Die Universitäten klagen über gestiegene Kosten und fordern Unterstützung. Wird das Land hier finanziell aushelfen?
„Universitäten fallen in die Zuständigkeit des Bundes, aber gerade das Land Tirol investiert sehr viel in die Universitäten. Dabei möchte ich auf den Neubau des MCI verweisen. Das sind Investitionen in den Standort Tirol und damit in die Zukunft des Landes.“

Vom politischen Abschied aus Telfs lest ihr hier:

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