Wolf in Tirol
Gesetzliche Neuregelung zur Entnahme von Problemwölfen gefordert

Die Diskussion um das Wolfspaar in Osttirol geht nach der Beeinspruchung des Abschussbescheids durch den WWF weiter. Daher soll die Entnahme von Problemwölfen landesgesetzlich neu geregelt werden. | Foto: Pixabay
  • Die Diskussion um das Wolfspaar in Osttirol geht nach der Beeinspruchung des Abschussbescheids durch den WWF weiter. Daher soll die Entnahme von Problemwölfen landesgesetzlich neu geregelt werden.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Hans Ebner

Die Diskussion um das Wolfspaar in Osttirol geht nach der Beeinspruchung des Abschussbescheids durch den WWF weiter. Daher soll die Entnahme von Problemwölfen landesgesetzlich neu geregelt werden.

TIROL. Das Landesverwaltungsgericht (LVwG) hat den Abschussbescheid für das Wolfspaar "108MATK" und "121FATK" im Osttiroler Lavant (Bezirk Lienz) aufgehoben und zur neuerlichen Entscheidung an die Behörde zurückverwiesen. Es sei nicht ausreichend sichergestellt, dass die „richtigen“ Wölfe entnommen werden, argumentiert das Gericht. Das bedeutet, dass derzeit die Entnahme der beiden Wölfe nicht möglich ist.

Forderung nach gesetzlicher Neuregelung

In einer Presseaussendung reagiert Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) auf die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts. Das derzeitige System lasse zu viel Spielraum für zeitliche Verzögerungen und juristischen Spitzfindigkeiten.

„An einer landesgesetzlichen Neureglung zur Entnahme von Problemwölfen führt kein Weg vorbei." (Josef Geisler)

Aus diesem Grund fordert Josef Geisler eine rasche Neufassung des Tiroler Jagdgesetzes. Sofort nach den Landtagswahlen werde eine Änderung des Jagdgesetzes in die Wege geleitet werden. Abschüsse sollten damit nicht mehr über Bescheide sondern über den Verordnungsweg geregelt werden, so der ÖVP Klubobmann Jakob Wolf.

Fackuratorium "Wolf, Bär, Luchs" soll entscheiden

In der kommenden Woche wird das Fachkuratorium "Wolf, Bär, Luchs" über die Gefährlichkeit weiterer Wolfsindividuen in Osttirol entscheiden. Denn es ginge um die die Zukunft der Almwirtschaft in unserem Land, so Josef Geisler. Ziel bleibe weiterhin die Anpassung der FFH-Richtlinie und eine grenzüberschreitende Betrachtung der Wolfspopulation.

„Ohne die Einsicht der EU, dass der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, haben alle Bemühungen auf Landesebene nur den Charakter der Symptombekämpfung.“ (Josef Geisler)

Für den Wolf im Wipptal 158 MATK wurde nach einer Beschwerde des WWF nun die aufschiebende Wirkung einer Beschwerde zuerkannt. Die bis zum 31. Oktober 2022 geltenden Abschussbescheide sind damit nicht mehr vollstreckbar. Die Jägerschaft wurde bereits informiert.

ÖVP: Kritik an Aufhebung der Abschussbescheide nach WWF-Einspruch

Kritik an der Aufhebung der Abschussbescheide für Problemwölfe in Tirol kommt von Jakob Wolf:

"Wenn nun der WWF diesen Wunsch des Gesetzgebers ständig torpediert und glaubt jeden Abschuss durch Einsprüche verhindern zu müssen, dann werden wir das im Gesetz so regeln, dass eine Aufhebung durch des Landesverwaltungsgericht nicht mehr möglich ist."

Jakob Wolf sieht den Landesgesetzgeber durch den WWF gefrotzelt.

LK droht mit Ende der Almbewirtschaftung

Der Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger fordert eine umgehende gesetzliche Neuregelung nach der Aufhebung der Abschussbescheide. Diese würde zeigen, wie weit wir von einem praktikablen Raubtiermanagement entfernt, so Josef Hechenberger:

"Wenn es nicht rasch zu einer gesetzlichen Neuregelung bzw. einer Novellierung des Jagdgesetzes kommt, dann werden sich wohl viele Bäuerinnen und Bauern überlegen, ob sie ihre Tiere im nächsten Sommer überhaupt auf die Alm treiben oder die Tierhaltung komplett aufgeben."

NEOS: Juristische Spitzfindigkeiten verschleppen das Problem

Auch für die NEOS Tirol ist der Stopp durch das Landesverwaltungsgericht für mögliche Wolf-Abschüsse in Tirol inakzeptabel. Die Sache würde durch juristische Spitzfindigkeiten verschleppt, so LAbg. Andreas Leitgeb:

„Natürlich müssen wir diese Entscheidung akzeptieren, aber es ist an der Zeit, dass Taten folgen. Es kann nicht sein, dass die Schafbauern und Landwirte ewig vertröstet werden.“

Die NEOS fordern eine rasche Entscheidungsfindung und Umsetzung. Bescheide sollten künftig entsprechend formuliert werden, damit sie nicht aufgrund von Mängeln aufgehoben werden können.

Grüne wollen Besenderung der Wölfe

Der Grünen Klubobmann Gebi Mair fordert nach der rneuten deutlichen Zurückweisung zweier Abschuss-Bescheide des Landes durch das Landesverwaltungsgericht eine Besenderung der Wölfe. Durch juristische Spitzfindigkeiten sei kein Schaf geschützt worden. Er plädiert für einen Weg der Praxistauglichkeit und des Pragmatismus.

„Hätten wir im Frühjahr die Besenderung von Wölfen forciert, wie wir es vorgeschlagen haben, wären wir heute nicht in dieser misslichen Lage. Ich ärgere mich, dass die Schafbauern und Bäuerinnen das ganze Jahr hingehalten werden, statt das zu unternehmen, was möglich und umsetzbar ist.“ (Gebi Mair)

Durch die Besenderung der Wölfe, wüsste man, ob sich der Wolf noch im Tal aufhält. Je mehr Wölfe man besendert, desto eher hätte man eine Art Frühwarnsystem. Auf diesem könnte man effektive Vergrämungsmaßnahmen aufbauen.

Gerade in Bezug auf die Wolfs-Welpen und deren Eltern in Osttirol sei eine Besenderung jene Maßnahme, die moralisch und ethisch vertretbar sei.

„Im Trentino schaffen sie es auch. Ich will nicht glauben, dass unsere Jäger*innen nicht die gleichen Fähigkeiten mitbringen, wie ihre italienischen Kolleg*innen. Ich glaube an unsere Jägerschaft.“ (Gebi Mair)

Andreas Leitgeb hält diesen Vorschlag als kurios.

Liste Fritz: Total-Bauchfleck rund um Wolfsabschüsse

Die Liste Fritz sieht in der neuerlichen Aufhebung der Bescheide rund um die Wolfsabschüsse einen Total-Bauchfleck:

"ÖVP und Grüne haben im Juli-Landtag 2021 ein miserables Gesetz beschlossen und beschweren sich ein Jahr später, im August 2022, darüber, dass das von ihnen selbst beschlossene Gesetz miserabel ist." (Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint)

Vor einem Jahr sei das neue Gesetz als die ultimative Lösung der Wolfsproblematik gelobt worden. Allerdings sei schon damals klar gewesen, dass dieses Gesetz keine Lösung, sondern kompliziert und unpraktikabel sei. Die Liste Fritz stimmte damals gegen das neue Gesetz.

Lösungskonzepte durch Liste Fritz, Opposition und Verein Weidezone

Die Liste Fritz hat mehrmals Lösungsansätze für die Wolfsproblematik vorgeschlagen. Mittels Landtagsantrag für ein Wolfkonzept im Jahr 2020 und gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien und dem Verein Weidezone im Juli 2022. Der Vorschlag der Liste Fritz für ein Wolfkonzept in Tirol bei dem ohne Tabus alle Möglichkeiten geprüft werden sollten und das alle Beteiligten an einen Tisch bringen wollte, wurde durch die Tiroler ÖVP und die Grünen abgelehnt.

"ÖVP und Grüne lehnen sämtliche Lösungsvorschläge ab und bringen selbst Gesetze auf den Weg, von denen sie sich nach nur einem Jahr distanzieren. Das ist keine vernünftige und vertrauenserweckende Politik." (Markus Sint)

Mehr zum Thema

TirolerInnen für Wolfsabschuss – Umfrage der Woche

Kuratorium beschließt Wolfsabschüsse
Wolf als gesamtgesellschaftliches Problem?
Verein "Weidezone Tirol" wegen Hasspostings in Bedrängnis
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.