Studie
Sexismus im Alltag: Einstellungen und Erfahrungen in Tirol

Die Studie mit dem Arbeitstitel „Sexismus im Alltag –Wahrnehmungen und Erscheinungsformen in Tirol" befasst sich unter anderem mit der Frage, ob Frauen am Arbeitsplatz benachteiligt werden. | Foto: MEV
  • Die Studie mit dem Arbeitstitel „Sexismus im Alltag –Wahrnehmungen und Erscheinungsformen in Tirol" befasst sich unter anderem mit der Frage, ob Frauen am Arbeitsplatz benachteiligt werden.
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TIROL. In Tirol wurde das Thema Sexismus in den letzten Jahren vermehrt öffentlich diskutiert. Im Juli 2020 starteten 15 Tiroler Frauenorganisationen einen Aufruf zum Dialog über Sexismus.

Sexismus ist allgegenwärtig

Ob in der Werbung, am Arbeitsplatz, im Kindergarten oder der Schule, in den Familien, in Vereinen, im Nachtleben oder in sämtlichen Alltagssituationen – Sexismus ist allgegenwärtig. Das betonen Vertreterinnen von 15 Frauenorganisationen in Tirol in einer gemeinsamen Erklärung und laden gleichzeitig ein, Sexismus in Tirol zum zentralen Thema zu machen. „Sexismus ist allgegenwärtig. Sehr lange schon und immer noch. Öffentliche sexistische Äußerungen sind Zeichen für patriarchale Machtstrukturen“, heißt es. Sexismus müsse benannt und kritisiert werden. „Wir müssen darüber reden, um etwas dagegen unternehmen zu können.“ Bei Sexismus handelt es sich um die systematische Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts. „Frauen sind davon weitaus häufiger betroffen“, sagt Angelika Ritter-Grepl, Leiterin des Frauenreferats der Diözese Innsbruck und Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.
„Immer wieder kommen Frauen zu uns in die Beratung, die ihr Berufsfeld allein aus dem Grund wechseln wollen, weil sie in ihrem aktuellen Anstellungsverhältnis sexistischer Behandlung ausgesetzt sind und als Frau nicht gleichwertig ernst genommen werden“, erläutert Claudia Birnbaum, Geschäftsführerin von Frauen im Brennpunkt. Das ist speziell in männerdominierten Branchen eine besonders herausfordernde Problematik.

Sexismus-Vorwurf nach Geislers „Luder-Sager"

Massive Kritik und Rücktrittsforderungen gab es bekanntlich nach einem Sager von Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler von der ÖVP, im Jahr 2020. Sein Ausspruch war für viele ein Beispiel eines überholten männlichen Chauvinismus. Dieser hatte eine WWF-Vertreterin als „widerwärtiges Luder“ bezeichnet. Geisler entschuldigte sich zwar für die Aussage. Kritiker sprachen dennoch von „inakzeptablem Sexismus“ und forderten seinen Rücktritt. Die Obfrau des AEP Arbeitskreis für Emanzipation und Partnerschaft kennt die Problematik zur Genüge und ist überzeugt: „Dass sich eine junge selbstbewusste junge Frau nicht ‚dreinreden‘ lässt, ist für einen männlichen Politiker kaum auszuhalten. Männer sind gewohnt die Welt zu erklären, nicht umgekehrt. Das ist Sexismus pur“, betont sie. Der sogenannte „Luder-Sager" sorgte jedenfalls auch im Ausland für Schlagzeilen.

Aufklärungsarbeit ist wichtig

Über Sexismus in seinen vielfältigen Erscheinungsformen zu sprechen und Aufklärungsarbeit zu leisten, ist ein Teil der Grundlagenarbeit von feministisch orientierten Frauenorganisationen. „Begonnen wurde damit schon vor vielen Jahren in den Schulen, später wurde das Thema von uns beispielweise für Gemeinderätinnen und Gemeinderäte aufgenommen. Die Erkenntnis dieser Arbeit: Es kann nicht genug Aufklärungsarbeit geben“, erklären Evelyn Mages und Angelika Hörmann die Situation aus Sicht der BASIS-Frauenservicestelle im Außerfern.

Tiroler Landtag beschliesst „Sexismus-Studie"

In einer gemeinsamen Erklärung riefen die Frauenverbände dazu auf, „sich einzumischen und solidarisch zu sein“. Kurz darauf wurde im Tiroler Landtag beschlossen, eine Studie zum Thema „Sexismus im Alltag – Wahrnehmung und Erscheinungsformen in Tirol“ in Auftrag zu geben, aus der Maßnahmen zu Verbesserung der Situation abgeleitet werden sollen.
L&R Sozialforschung, ein sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut aus Wien, wurde damit beauftragt, diese Studie in Kooperation mit dem Management Center Innsbruck (MCI) durchzuführen. Zur Erhebung werden zwei Zugänge gewählt:

  • Zum einen werden Fokusgruppen mit Tirolerinnen und Tirolern durchgeführt. So können Sichtweisen zum Thema Sexismus, Einschätzungen zu regionalen Spezifika und persönliche Erfahrungen ebenso diskutiert werden wie Handlungsempfehlungen auf politischer Ebene.
  • Zum anderen findet eine Onlinebefragung statt, in der es beispielsweise Fragen gibt wie: Was ist Ihre Meinung zum Thema Sexismus? Haben Sie Erfahrungen mit Sexismus im Alltag gemacht? Nehmen Sie Benachteiligungen oder Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts wahr? Oder ist das für Sie kein Thema

Onlinebefragung zum Thema Sexismus

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