Umfrageergebnis
TirolerInnen mit Kinderbetreuungsangebot zufrieden – Umfrage der Woche

In Tirol fehlen nach wie vor ganztägig und ganzjährig geöffnete Kinderbetreuungsplätze. Davon ist vor allem der ländliche Raum betroffen.  | Foto: pixabay/FeeLoona
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  • In Tirol fehlen nach wie vor ganztägig und ganzjährig geöffnete Kinderbetreuungsplätze. Davon ist vor allem der ländliche Raum betroffen.
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In Tirol fehlen nach wie vor ganztägig und ganzjährig geöffnete Kinderbetreuungsplätze. Davon ist vor allem der ländliche Raum betroffen.

TIROL (skn). Im Jahr 2002 definierte der Europäische Rat in Barcelona zwei Ziele für die Kinderbetreuung für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union: Einerseits soll Frauen der Zugang zur Arbeitswelt nicht erschwert werden und entsprechende Hemmnisse konsequent beseitigt werden. Andererseits besagen die Barcelona-Ziele, dass mindestens 90 Prozent der Kinder in einem Alter ab drei Jahren bis zum Schuleintritt ein Betreuungsplatz in einer Kinderbetreuungseinrichtung bereitstehen soll. Dies gilt auch für ein Drittel der Kinder unter drei Jahren.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zur Kinderbetreuung in Tirol

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche

  • Insgesamt haben 197 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zur Situation der Kinderbetreuung in Tirol
  • 82 Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden das Kinderbetreuungsangebot in der eigenen Gemeinde sehr gut.
  • 76 Personen finden das Kinderbetreuungsangebot gut, aber noch ausbaufähig
  • 39 Leserinnen und Leser sind mit dem Angebot nicht zufrieden.
In unserer Umfrage der Woche wollten wir von euch wissen, wie zufrieden ihr mit dem Kinderbetreuungsangebot in Tirol seid. Hier das Ergebnis. | Foto: BezirksBlätter Tirol
  • In unserer Umfrage der Woche wollten wir von euch wissen, wie zufrieden ihr mit dem Kinderbetreuungsangebot in Tirol seid. Hier das Ergebnis.
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Bei unserer Umfrage der Woche zum Angebot an Kinderbetreuungsplätzen haben 197 Leserinnen und Leser teilgenommen. Die Mehrheit findet das Angebot sehr gut (41,6 Prozent) beziehungsweise gut (38,6 Prozent), aber noch ausbaufähig. Nur 19,8 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit dem Angebot nicht zufrieden.

Österreich hinkt bei der Kinderbetreuung hinterher

Im Jahr 2021 wurde eine Studie der Julius Raab-Stiftung gemeinsame mit EcoAustria zur Kinderbetreuung in Österreich veröffentlicht. Dabei wurden 29 Länder (EU–27, Schweiz, Norwegen) zu den Themen Kinderbetreuung, Beschäftigungsquote von Frauen sowie Frauenbild in der Gesellschaft verglichen und vier Länder – Dänemark, Deutschland, Frankreich und die Niederlande – genauer unter die Lupe genommen. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass Österreich bei der Kinderbetreuung der unter 3jährigen hinterherhinkt. Beim Spitzenreiter Dänemark sind 66 Prozent der unter 3-Jährigen in einer Kinderbetreuung. in Österreich sind es nur 23 Prozent. Erst mit dem Eintritt in den Kindergarten steigt die Zahl der fremdbetreuten Kinder.

Es gibt mehrere Gründe für die unterschiedlich hohen Betreuungsquoten. In den wenigsten Fällen fehlt den Staaten jedoch das Geld für eine Verbesserung und den Ausbau der Betreuungsangebote. Ein Grund für die niedere Betreuungsquote ist teilweise auch ideologischer Natur beziehungsweise ein Merkmal fehlender Gleichberechtigung in den Mitgliedstaaten.

Fehlende Betreuungsplätze

In Tirol fehlen vor allem in ländlichen Gebieten nach wie vor ganzjährige und ganztägig geöffnete Betreuungsplätze. Dies führt auch dazu, dass viele Frauen dazu gezwungen sind halbtags oder teilzeit zu arbeiten.

„Aufgrund der fehlenden Ganztagesplätze in Kinderbetreuungseinrichtungen sehen sich viele Frauen gezwungen, Teilzeit zu arbeiten, obwohl das weniger Lohn, weniger Pension und mehr Armut bedeutet. In Österreich arbeiten mittlerweile drei Viertel der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren Teilzeit." SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende, NRin Eva-Maria Holzleitner.

In Tirol sind Kindergärten durchschnittlich an 42 Tagen im Jahr geschlossen. Um 16 Uhr hat fast die Hälfte (48 Prozent) der Kindergärten bereits ihre Pforten geschlossen. 51 Prozent der betreuten 0 bis 2-jährigen Kinder haben in Tirol einen Betreuungsplatz, der den Vereinbarkeitskriterien entspricht (VIF-konform), 38 Prozent sind es bei den 3 bis 5-jährigen. 

„Zur Erreichung der von der EU im Jahr 2002 beschlossenen Barcelona-Ziele fehlen in Tirol noch 900 Plätze für unter drei-jährige Kinder“ (SPÖ-Landesfrauenvorsitzender Abg. Selma Yildirim)

Novelle des Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes

Am Dienstag, 19. April beschloss die Tiroler Landesregierung ein neues Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz. Dieses sieht mehr Geld für Personal und Qualitätsverbesserungen vor, mehr Stützstunden und die Streichung des Kopftuchverbotes sollen Teilhabe ermöglichen. Für das Jahr 2022 stehen 15 Millionen Euro mehr, für 2023 20 Millionen Euro mehr für Personal bei Kinderbildungsangeboten zur Verfügung.

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Mit diesen Geldern soll ein ganzjähriges und ganztätiges Kinderbildungsangebot möglich werden. Dadurch soll es auch zu besseren Ferienöffnungszeiten kommen. Neben einem besseren Öffnungsangebot soll aber auch die Qualität der Betreuungseinrichtungen verbessert werden: Waldkindergärten, Kinderbetreuungsversuche und die verpflichtende Dokumentation seien neu im Gesetz, in dem auch festgehalten sei, dass durch ausreichend Kinderbildungsplätze auch ausreichende Bildungsmöglichkeiten für Kinder zur Verfügung stehen. Ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz gibt es aber nach wie vor nicht.

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Im Mai-Landtag wird über die Gesetzesnovelle zur Kinderbetreuung abgestimmt werden. Die SPÖ Tirol werde dieser zwar zustimmen, allerdings auch einen Zusatzantrag auf Verankerung des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung einbringen, so Claudia Hagsteiner, Landtagsabgeordnete und Familiensprecherin der Tiroler SPÖ.

„Eine moderne Gesellschaft braucht diesen Rechtsanspruch einfach.“ (Tiroler GVV-Vorsitzende und Bürgermeister der Gemeinde Zirl, Thomas Öfner)

Die SPÖ fordert eine bundesweite Evaluierung der fehlenden Kindergartenplätze, dann budgetäre Mittel für den Ausbau der Einrichtungen und zudem eine Ausbildungsoffensive sowie Gemeindekooperationen.

28,7 Prozent der Kinder in Betreuung

In Tirol besuchen 28,7 Prozent aller Tiroler Kinder (38.719 Kinder unter 15 Jahren) eine im Gesetz definierte Kinderbetreuungseinrichtung, also einen Hort, einen Kindergarten oder eine Kinderkrippe bzw. Kindergruppe. Eine Einrichtung des anderen Betreuungsbereiches – Spielgruppe, Tageseltern und Ganztagsschule – besuchen 6,4 Prozent.

  • Kinder in Ganztagsschulen: 16,2 Prozent
  • Kinder bei Tageseltern: 1,4 Prozent
  • Kinder in Spielgruppen: 0,6 Prozent
  • Kinder in Kinderkrippen: 15,8 Prozent
  • Kinder in Horten: 8,7 Prozent
  • Kinder in Kindergärten: 57,4 Prozent

Öffnungszeiten der Kinderbetreuungsangebote

89 Prozent der Kindergärten in Tirol und 84 Prozent der Kinderkrippen/Gruppen öffnen vor 7:30 Uhr Betreuung an. Am Nachmittag schließen 33 Prozent der Kindergärten nach 16:30 Uhr. 12 Prozent der Kinderkrippen schließen nach 17:30. Fast die Hälfte der Kindergärten – nämlich 48 Prozent – haben bereits ab 16:00 Uhr geschlossen.

Die Horte beginnen ihre Betreuung erst gegen die Mittagszeit – um 11:30 Uhr sind 85Prozent der Einrichtungen geöffnet. 36 Prozent sind jedoch bis 18:00 Uhr und 10 Prozent auch nach diesem Zeitpunkt noch geöffnet.

Aufenthaltsdauer der Kinder

Die Aufenthaltsdauer der Kinder nach Stunden in den verschiedenen Einrichtungen fällt unterschiedlich aus. Knapp zwei Drittel – nämlich 63,2 Prozent – der Kinder besuchen den Kindergarten vormittags zwischen 20 und 29 Stunden. In den Kinderkrippen ist ein Drittel (33 Prozent) der Kinder ebenfalls am Vormittag zwischen 20 und 29 Stunden in der Woche am Vormittag anwesend. In den Horten werden 57,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen stundenweise beaufsichtigt.

Betreuungsangebot in den Ferien

In den Ferienzeiten ist das Betreuungsangebot recht unterschiedlich. 35,8 Prozent der Kinderkrippen, 23,8 Prozent der Horte und 20,9 Prozent der Kindergärten betreuen Kinder auch während der Hauptferien im Sommer (gesamt 26,2 Prozent). 7,8 Prozent der Krippen, Kindergärten und Horte haben während der Weihnachtsferien, 43,1 Prozent über Ostern und 63,9 Prozent während der Semesterferien durchgehend geöffnet.

Vier Fünftel (83,1 Prozent) der Kinderbetreuungseinrichtungen bieten Mittagessen an, zwei Fünftel (41,4 Prozent) der Kinder nutzen dieses Angebot.

Kinderbetreuungseinrichtungen in Tirol

In Tirol gibt es mehrere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung. Diese können privat oder staatlich organisiert sein. Die Kinderbetreuungseinrichtungen richten sich nach den verschiedenen Altersgruppen:

  • Kindergärten: Diese richten sich an Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Eintritt in die Volksschule betreut.
  • Kinderkrippen/Krabbelstuben (inkl. Kindergruppen): In Kinderkrippen werden Kinder im Alter von zwei Monaten bis zum vollendeten dritten Lebensjahr betreut.
  • Horte: Im Hort werden Kinder vom vollendeten sechsten Lebensjahr bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres (Schulpflicht) betreut.
  • Kindergruppen: Diese richten sich an Kinder ab dem 1. Lebensjahr bis zur Eintrittsmöglichkeit in den Kindergruppen. Kindergruppen haben zumindest während des gesamten Kindergartenjahres, mindestens 20 Wochenstunden und an mindestens 5 Werktagen pro Woche geöffnet.
  • Spielgruppen: Ihr Angebot richtet sich an Kinder ab dem 1. Lebensjahr bis zur Eintrittsmöglichkeit in einen Kindergarten. Spielgruppen haben eine maximale Öffnungszeit von 19 Wochenstunden und maximal 6 Stunden pro Tag.
  • Tagesbetreuung bei Tageseltern: Tageseltern betreuen Kinder im Alter von 0-14 Jahren in einem flexiblen und familienähnlichen Tagesbetreuungsmodell.
  • Ganztagsschule: In GTS werden Kinder nicht nur unterrichtet, sondern darüber hinaus auch in Lern- und Freizeitphasen gefördert und betreut. Damit stellen ganztägige Schulformen Schulkindern gezielte Lernunterstützung, Betreuung sowie die Förderung ihrer Talente zur Verfügung.
  • Kindertagesheime/Kindertagesstätten/Ganztagskindergarten: Hier werden Kinder den ganzen Tag betreut.

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