Umfrageergebnis
TirolerInnen sehen Tempo 30 im Ortsgebiet als gute Option

International stellen immer mehr Gemeinden und Städte auf Tempo 30 im Ortsgebiet um. Tempo 50 ist hier eher eine gekennzeichnete Ausnahme. In Österreich gibt es bei flächendeckendem Tempo 30  Probleme mit der Straßenverkehrsordnung (StVO). | Foto: Kubanda
3Bilder
  • International stellen immer mehr Gemeinden und Städte auf Tempo 30 im Ortsgebiet um. Tempo 50 ist hier eher eine gekennzeichnete Ausnahme. In Österreich gibt es bei flächendeckendem Tempo 30 Probleme mit der Straßenverkehrsordnung (StVO).
  • Foto: Kubanda
  • hochgeladen von Georg Herrmann

International stellen immer mehr Gemeinden und Städte auf Tempo 30 im Ortsgebiet um. Tempo 50 ist hier eher eine gekennzeichnete Ausnahme. In Österreich gibt es bei flächendeckendem Tempo 30  Probleme mit der Straßenverkehrsordnung (StVO).

TIROL (skn). Auch in Tirol gibt es immer mehr Gemeinden, die sich durchgesetzt haben und Tempo 30 im Ortsgebiet eingeführt haben. Aber dennoch stoßen viele Gemeinden auf Hindernisse bei dieser Temporeduktion, obwohl es sich zeigt, dass gerade Tempo 30 im Ortsgebiet zahlreiche Vorteile hat.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zu Tempo 30 im Ortsgebiet

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*

Insgesamt haben 708 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zu Tempo 30 im Ortsgebiet teilgenommen. Wir wollten von euch wissen, ob für eine Verkehrsberuhigung in Ortsgebieten durch Tempo 30 seid.

294 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind für Tempo 30 im Ortsgebiet. Es würde zu mehr Sicherheit und Entlastung der AnwohnerInnen führen.
273 Leserinnen und Leser finden Tempo 30 in manchen Abschnitten gut, aber nicht überall.
141 Leserinnen und Leser halten Tempo 30 für unnötig.

Bei unserer Umfrage der Woche haben insgesamt 708 Leserinnen und Leser teilgenommen. Die Mehrheit spricht sich für ein Tempo 30 im Ortsgebiet aus: 41,53 Prozent sind für Tempo 30, da dies mehr Sicherheit und Entlastung für Anrainer bringen würde. 38,56 Prozent finden Tempo 30 gut in manchen Abschnitten. Nur 19,92 Prozent halten diese Tempobeschränkung für unnötig.

Straßenverkehrsordnung – ein Problem für Tempo 30

In der österreichischen Straßenverkehrsordnung ist Tempo 30 nur als Ausnahme vorgesehen. Tempo 30 ist nur möglich, wenn damit Gefahren und Belästigungen durch Lärm, Geruch oder Schadstoffe ferngehalten werden können. Allerdings ist dieser Nachweise auf breiten, extra für Tempo 50 ausgelegten Straßen häufig schwer zu erbringen. Eine Verringerung auf Tempo 30 hätte hier einen kostspieligen Umbau der Straßen zur Folge. Noch schwieriger ist eine Umsetzung von Tempo 30 auf Landesstraßen, die durch das Ortsgebiet führen. Sowohl Gemeinden in Bezug auf Gemeindestraßen, als auch Länder bei Landestraßen im Ortsgebiet sind bei Tempo-Reduktionen auf Bewilligung durch die Bezirksbehörde angewiesen. Durch die strenge Auslegung der StVo kommt es dann häufig zu einem Stillstand der Bemühungen für Tempo 30 im Ortsgebiet.

Klimaschutz, Fußgänger und Radfahrer sind kein Grund für Tempo 30

Derzeit gelten nur der Schutz gegen Lärm, Geruch oder Schadstoffe als Gründe für Tempo 30. Weder Attraktivierung der Straßen für Fußgänger und Radfahrer sind ein Grund für Tempo 30, ganz zu schweigen von Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Erhöhung der Aufenthaltsqualität beispielsweise in Ortszentren oder die Schaffung von mehr Lebensqualität.

Tempo 30 für mehr Verkehrssicherheit

Es zeig sich, dass ein Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet das Risiko tödlicher Verletzungen bei Zusammenstößen zwischen einem KFZ und einem Fußgänger um 75 Prozent senkt, so der VCÖ (Verkehrsclub Österreich). Ein Auto mit Tempo 30 hat einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von elf Metern. Dieser Anhalteweg ist bei Tempo 40 17 und bei Tempo 50 fast den doppelten Bremsweg. Gleichzeitig hat ein PKW bei Tempo 50 nach elf Metern noch fast die volle Geschwindigkeit. Bei Tempo 30 steht das Fahrzeug nach 11 Metern. Zusätzlich ist die Gefahr für einen Fußgänger bei Tempo 50 getötet zu werden in etwa doppelt so hoch wie bei Tempo 40 und fünfmal höher als bei Tempo 30. Die Kosten für Arbeitsausfälle, Materialschäden, Kosten für Versicherungen und vieles mehr sind immens. Sie liegen bei rund sechs Milliarden Euro pro Jahr. Am Beispiel Graz – hier gilt überall Tempo 30 mit Ausnahme von Hauptverkehrsstraßen – zeigt sich, dass Tempo 30 in Bezug auf steigende Verkehrssicherheit wirkt.

Tempo 30 bedeutet Lärmreduktion

Es zeigt sich, dass bei Mittelungspegeln ab 65 Dezibel das Herzifarktrisiko um 20 Prozent höher ist als auf Straßen mit einer Lärmbelasttung von unter 55 Dezibel.  Bei einer Temporeduktion von 50 auf 30 km/h sinkt auch die Lärmbelsatung. Bei langsam fahrenden Autos wird der Motorenlärm durch das Abrollgeräusch der Reifen übertönt. Dadurch verringert sich bei niedrigen Geschwindigkeiten der Lärm um durchschnittlich drei Dezibel. Dies wird von Menschen wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen. Auch durch einen besseren Verkehrsfluss kommt es zu einer Lärmreduktion.

Besserer Verkehrsfluss bei Tempo 30

Es zeigt sich, dass sich der Verkehrsfluss bei Tempo 30 bei fast gleichbleibender Fahrzeit verbessert. In großen Tempo 30-Zonen verringern sich die Brems- und Beschleunigungsvorgänge um rund 14 Prozent. Auch wenn sich rechnerisch auf die Strecke ein Minus bei Tempo 30 ergibt, hat es aufgrund von Ampeln und anderen Querungshilfen, ein- und abbiegenden Fahrzeugen, Parkvorgängen usw. wenig Einfluss auf die tatsächliche Fahrtdauer.

Tempolimits führen zu mehr Lebensqualität

Tempolimits machen den öffentlichen Raum für Fußgänger und Radfahrer attraktiver. Tempo 50 hingegen sorgt dafür, dass die Bevölkerung weniger Wege zu Fuß zurücklegen. Was auch für das Geschäftesterben im innerstädtischen Bereich führt. Bei Tempo 30 und mehr Freiflächen halten sich mehr Menschen im öffentlichen Raum auf, was auch zu mehr Lebensqualität durch mehr soziale Kontakte führt.

Initiative für Tempo 30

Wie erwähnt macht die aktuelle Rechtslage die Einführung von Tempo 30 für Gemeinden schwierig. Daher fordert der VCÖ eine Änderung des straßenverkehrsrechtlichen Rahmens, der die Einführung von Tempo 30 im Ortsgebiet auch unter verkehrstechnischen, sozialen, ökologischen und stadtplanerischen Gründen leichter umsetzbar  macht. Tempo 30 sollte somit sowohl im Hauptverkehrsstraßennetz und Landesstraßen innerorts möglich werden. Die Initiative läuft noch bis 21. Juni.

In Tirol wird die Initiative des VCÖ von vielen Gemeinden und BürgermeisterInnen unterstützt:

  • Brixlegg: Rudi Puecher, Bürgermeister, ÖVP
  • Hart im Zillertal: Daniel Schweinberger, Bürgermeister, Liste Zukunft Hart
  • Innsbruck: Georg Willi, Bürgermeister, Grüne
  • Innsbruck: Uschi Schwarzl, Verkehrsstadträtin, Grüne
  • Jenbach: Dietmar Wallner, Bürgermeister, VP - Bürgermeisterliste Dietmar Wallner
  • Mutters: Hansjörg Peer, Bürgermeister, WIR MUTTERER
  • Oberndorf in Tirol : Hans Schweigkofler, Bürgermeister, SPÖ
  • Obertilliach: Matthias Scherer, Bürgermeister, Gemeinsam für Obertilliach - ÖVP
  • Pfaffenhofen: Andreas Schmid, Bürgermeister, Offene Dorfliste Pfaffenhofen
  • Pfunds: Melanie Zerlauth, Bürgermeisterin, ÖVP
  • Scharnitz: Christian Ihrenberger, Bürgermeister, Liste Gemeinsam für Scharnitz
  • Schattwald: Wolfgang Ramp, Bürgermeister, Liste Miteinander für Schattwald
  • Schwendt: Jürgen Kendlinger, Bürgermeister, Gemeinsam für Schwendt
  • Sistrans: Johannes Piegger, Bürgermeister, Gemeinsam für Sistrans
  • St.Anton am Arlberg: Helmut Mall, Bürgermeister, Bürgermeister Liste - Helmut Mall
  • Thiersee: Rainer Fankhauser, Bürgermeister, Bürgermeister-Liste Thiersee - BLT
  • Wattens: Lukas Schmied, Bürgermeister, Bürgerliste NEU
  • Westendorf: René Schwaiger, Bürgermeister, Für Westendorf- Für Rene
  • Wildschönau: Johannes Eder, Bürgermeister, Liste Hannes Eder

30 km/h im Westlichen Mittelgebirge

Die sechs Gemeinden Axams, Birgitz, Götzens, Grinzens, Mutters und Natters haben zur Hebung der Verkehrssicherheit geschlossen eine Geschwindigkeitsbeschränkungen 30 km/h eingeführt. Somit ist der Planungsverband Westliches Mittelgebirge der erste in Tirol, der diese Geschwindigkeitsbegrenzung 30 km/h im Ortsgebiet flächendeckend eingeführt hat. Diese Tempo-Beschränkungen gelten auf allen Gemeindestraßen und Teilabschnitten der Landesstraßen. Der Planungsverband Westliches Mittelgebirge hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Notwendigkeit der Tempo-Beschränkung nachweisen konnte.

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

Aktuelle Umfrage

Die Klebeaktionen der "Letzten Generation" finde ich…

Mehr zum Thema

Alle Umfrageergebnisse findest du unter Umfrageergebnis-Tirol

Tempo 30 in der Reichenauer Straße und am Fürstenweg ohne Mehrheit
Mögliche Fußgängerzone in Kufstein sorgt für Diskussionen

Externer Link: Tempo 30 im Westlichen Mittelgebirge
Externer Link: Unterstützungserklärung: „Städte und Gemeinden für Tempo 30“

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.