Probleme Baustoffbeschaffung und Personal
Tiroler Bauwirtschaft stagniert
Trotz verbessertem Stimmungsbild nach 2021, trotz erhöhter Baubudgets und trotz großteils optimistischer Einschätzung für 2022, stagniert durch hohe Beschaffunsgskosten, durch fehlendes Personal und die Lieferunsicherheiten die Tiroler Bauwirtschaft.
TIROL. Nach Umfragen im Jänner und Februar in der Tiroler Bauwirtschaft müsste die Branche eigentlich optimistisch sein. Das stimme aber nur bedingt. Manfred Lechner, Sprecher der Tiroler Bauindustrie bringt es auf den Punkt: "Die nicht mehr kalkulierbaren Beschaffungskosten, das fehlende Personal und die Unsicherheiten der Ukrainekrise werden die prognostizierten Erlöse praktisch auffressen."
Nominal geht die Bauwirtschaft von einer Budgetsteigerung von 7,4 Prozent auf 2,25 Mrd. Euro 2022 in Tirol aus. 75 Prozent der Unternehmen sehen die Geschäftslage sehr gut bis gut. "Da war allerdings die Ukrainekrise noch nicht Thema", so Lechner.
Anton Rieder, WK-Vizepräsident und Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes plagen ähnliche Probleme. "Ich habe in den 30 Jahren meiner Tätigkeit am Bau solche Beschaffungsprobleme noch nie erlebt, Fixpreise gibt es praktisch keine mehr, ich befürchte auch Baustops durch Lieferschwierigkeiten", so Rieder. Er prognostiziert trotz guter Umfragen eine "Jahr zum Vergessen" und eine "Stagnation auf hohem Niveau". Dabei bräuchte es gerade jetzt guter Gewinne. "Die Digitalisierung und die immer schwierig werdende Personalsituation verlangen hohe Investitionen, diese Mittel werden fehlen", weiß Rieder.
Kritik an Vorschriften und Verfahren
Rieder übte offen Kritik an den zu langsamen Verfahren und an den überbordenden Vorschriften.
"Der soziale Wohnbau muss neu überdacht werden, denn die Vorschriften werden durch Angst, Angst und wieder Angst getrieben",
so Rieder. Er fordert auch endlich die Digitalisierung der Baueinreichung und die Anhebung um bis zu 20 Prozent der Baukostenvorgabe der Wohnbauförderung. "Denn diese ist derzeit nicht einzuhalten, wenn es zu keiner Erhöhung kommt, wird im sozialen Wohnbau sehr viel weniger gebaut werden", prognostiziert Rieder.
Personalprobleme erfunden
Die Tiroler Bauwirtschaft stöhnt – wie andere Branchen – unter fehlenden Facharbeitskräften und auch Führungkräften, trotz leicht steigender Lehrlingszahlen. Lechner: "Die Bauwirtschaft hat den Personalmangel quasi erfunden, wir kämpfen seit vielen Jahren um Fachkräfte, auch ist die Struktur der Arbeitskräfte in Tirol überaltert." Die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch die Digitalisierung in der Bauwirtschaft sehen beide Fachleute nicht.
Neuer Landesbaudirektor
Christian Molzer ist der neue Landesbaudirektor für Tirol und er ist sich seiner Aufgabe, speziell in der Verfahrensbeschleunigung und Digitalisierung der Baueinreichung bewusst. "Wir konnten bereits im Straßenbau sehr schnelle Verfahren durchziehen und die Baulose vergeben, aber es ist natürlich noch viel zu tun", so Molzer. Die Pandemie und nun auch die Ukrainekrise seien aber Bremsklötze in der Digitalisierung gewesen.
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