Neuer Spartenobmann Max Kloger im Gespräch
"Tirols Industrie ist vorsichtig optimistisch"

Max Kloger ist nicht nur Obmann der Sparte Industrie in der WK, er ist auch Vizepräsident der Industriellenvereinigung.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Max Kloger, Eigentümer der Tiroler Rohre GmbH in Hall, ist neuer Spartenobmann der Industrie in der WK Tirol.

TIROL. Sie sind während der größten Krise seit 1945 kürzlich Spartenobmann der Sparte Industrie geworden. Wohl kein beneidenswerter Job?
Max Kloger:
Ich sehe diese Obmannschaft, speziell wenn ich meine Vorgänger wie Reinhard Schretter oder Hermann Lindner betrachte, als absolute Ehre an, hier tätig sein zu dürfen. Und zu den Tätigkeiten eines Managers gehört es, auch in Krisenzeiten die Herausforderungen zu sehen und nach Lösungen zu suchen.

Ihre ersten Ziele als neuer Spartenobmann?
Zuerst muss die Durchimpfrate gegen Corona möglichst schnell funktionieren, da das eine Voraussetzung ist, dass die Industriebetriebe im Land weiter existieren können. Neue Geschäfte werden nur durch sicheres Reisen akquiriert und Verhandlungen auf persönlicher Ebene sind ebenfalls unumgänglich.

Wie sehen Sie trotz Krise die Chancen des Industrielandes Tirol im Jahr 2021?
Es gibt eine Umfrage aus Dezember 2020, die besagt, dass die Beschäftigung in der Tiroler Industrie 2021 um 2,5 Prozent zurückgehen wird. Und ein Drittel der Unternehmen glaubt, dass der Verlust aus 2020 heuer nicht aufgeholt werden kann. Aber es gibt auch durchaus Branchen, die positiv ins neue Jahr blicken. In Summe ist die Tiroler Industrie vorsichtig optimistisch. Erst 2022 könnte das Niveau vor Corona erreicht werden.

Die Industrie gilt als eines der Schlachtschiffe des Standortes Tirol. Wird das in Zukunft durch den unsicheren Tourismus noch verstärkt?
Tourismus und Industrie sind für Tirol extrem wichtig. Und beide müssen unabhängig voneinander versuchen, neue Strategien zu entwickeln. Die regionale Arbeit und die Wertschöpfung in Tirol zu behalten, wird zusehends wichtiger.

Der Facharbeitermangel war vor Corona ein großes Thema. Wird der Facharbeitermangel wegen Corona entschärft?
Wir gehen nicht davon aus, dass es einen Rückgang von Lehrlingen geben wird, weil es heute und in Zukunft wichtig ist, gut auszubilden. Und die Facharbeiter müssen endlich den Stellenwert in der Gesellschaft bekommen, der ihnen zusteht. Darum planen wir im Herbst den ersten großen Lehrlingsball. Auch die Thematik rund um Lehre und Matura wird immer wichtiger.

Gibt es Pläne, weitere Ausbildungsstätten, wie etwa die Chemie-HTL in Kramsach, in Tirol zu forcieren?
Die Forcierung der Ausbildung ist nicht nur ein Thema der Sparte Industrie, sondern auch eines der Industriellenvereinigung und der Betriebe selbst. Und es sollten auch vermehrt Frauen in Industrieberufen ausgebildet werden.

Die Tiroler Industrie steht vor großen Herausforderungen – nennen wir die Digitalisierung.
Wir haben alle erlebt, dass in der Krise über Nacht viele Schritte, gerade in der Kommunikation, digitalisiert wurden, das hat vieles auch nachhaltig verändert. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, ist auch für die Weiterentwicklung enorm wichtig und sie bietet mehr Chancen als Gefahren. Natürlich wird es in manchen Bereichen arbeitstechnisch Veränderungen geben. Aber leere Fabrikhallen ohne Mitarbeiter sehe ich nicht.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen der Sparte Industrie und der Industriellenvereinigung Tirol?
Ich bin auch Vizepräsident der IV Tirol, ich kenne beide Organisationen sehr gut. Daher nutzen wir unsere Synergien, arbeiten sehr eng und sehr gut zusammen, wie bereits in der Vergangenheit.

Die Tiroler Industrie hat 2019 die 13-Mrd.-Euro-Grenze erreicht. Wie beurteilen Sie die Umsatzchancen im Krisenjahr 2021?

Sie wird in den Branchen unterschiedlich ausfallen. Ich gehe davon aus, dass es heuer aufwärts gehen wird, nicht zuletzt auch durch die Impfung.

Die Tiroler Rohre GmbH in Hall feierte erst kürzlich das 70-jährige Jubiläum. Wie geht es Ihrem Betrieb in der Krise?
Im Frühling 2020 ist über Nacht ein Drittel des Umsatzes eingebrochen, weil es große Unsicherheit im Baugewerbe gab. Dazu wurden behördliche Verfahren nicht mehr weiterbearbeitet. Es hat sich aber sehr schnell herauskristallisiert, dass die Bauwirtschaft durchaus vernünftig weiterarbeiten konnte. Daher kann ich unsere Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr zufriedenstellend beurteilen. Für die Tiroler Rohre GmbH wird 2022 eher schwierig, da wir sehr viele Gemeinden beliefern. Und die werden heuer bereits die Zuschüsse von Bund und Land für Investitionen verwenden. Auch die geringeren Investitionen durch den fehlenden Tourismus werden sich 2022 im Ergebnis negativ auswirken. Für heuer gehe ich von einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung aus.

Zur Person:

DI Max Kloger ist gebürtiger Steirer. Nach der Ausbildung an der Montanuniversität in Leoben führte ihn sein Berufsleben ins benachbarte Ausland und für 2,5 Jahre in die USA. Zu den (damaligen) Tiroler Röhrenwerken kam er 1999 als Produktionsleiter. 2003 stieg er in die Vorstandsetage auf, 2013 übernahm er als Eigentümer die „Duktus Tiroler Rohrsysteme“ und benannte die Firma in "Tiroler Rohre GmbH" um. Kloger ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Rinn.

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