Bezirksblätter-Test
So lange hängen Sie bei Behörden in der Schleife
Sieben Sekunden oder fünf Minuten: Wie lange Tullns Ämter brauchen, um den Anruf anzunehmen. Ein Test.
BEZIRK TULLN. "Hallo? Geht's noch? Ich häng da minutenlang in der Warteschleife und keiner hebt ab?" – Diese Aussage kennen Sie sicher. Die Tullner Bezirksblätter haben sich die Mühe gemacht, bei Ämtern und Behörden anzurufen und mit zu stoppen, wie lang man an der Strippe hängt (siehe Grafik unten).
Nur eine Zeitaufnahme
„Bei uns geht’s normalerweise viel schneller. Ich hatte ein langes Telefonat und der Kollege war gerade nicht im Raum“, erklärt der Mann in der Vermittlung der Bezirkshauptmannschaft Tulln, dass die Bezirksblätter nur deswegen knappe 43 Sekunden in der Leitung hingen. An den Fersen klebt das Bezirksgericht mit einer Minute Wartezeit, ebenso wie die Arbeiterkammer. "Wenn alle Mitarbeiter sprechen, dann kommt man in die Zentrale", erklärt hier die freundliche Stimme.
"Was soll das jetzt?"
"Vielen Dank für Ihre Geduld. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt derzeit drei Minuten", so die Information vom Band beim Finanzamt. Ja, das können wir bestätigen, insgesamt waren es dann 5,26 Minuten. In Tulln kann man hier allerdings nicht anrufen, österreichweit werden die Anliegen an die Damen und Herren herangetragen. "Das dauert so lange, weil wir so viele Anfragen vorliegen haben", erklärt eine Mitarbeiterin forsch, stellt jedoch zugleich die Frage: "Was soll das jetzt, was brauchen Sie?".
Nicht einmal einen Schluck vom Kaffee kann man nehmen, wenn man etwa im Tullner Tourismusbüro anruft, nach sieben Sekunden meldet sich bereits Anica Dinic, Renate Gutlederer von der Wirtschaftskammer hebt nach knapp neun Sekunden ab.
"Ich bin der erste Mann im Haus", erklärt Andreas Rirsch vom Universitätsklinikum, der damit seine Schnelligkeit erklärt. Warum eigentlich bei der Stadtfeuerwehr Tulln Anrufe eingehen, erklärt Verwalter Hans Payer: "Wegen Kleinigkeiten, weil bei einem Auto Sprit ausrinnt oder auch etwa wegen einer Schwanenbergung", informiert er. Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 16:30 Uhr ist das Telefon hier besetzt, sein Appell lautet aber, gleich den Notruf zu wählen. "Bei der Landeswarnzentrale wird dann entschieden, welche Feuerwehren alarmiert werden", so Payer. Welche Gründe es gibt, bei der Bezirksstelle des Roten Kreuz anzurufen? "Vorwiegend betreffend Information rund um Erste Hilfe-Kurse oder auch die freiwillige Mitarbeit", erklärt Pressesprecher Christian Hartung. Und beim AMS? "Wir sind für alle Kunden da", heißt es bei der Serviceline, die für jede Auskunft aller niederösterreichischen Geschäftsstellen verantwortlich zeichnet.
Kommentar: Jetzt heißt es "Bitte warten" ...
Wussten Sie eigentlich, dass man sich bei einem älteren Modell eines Kaffeevollautomaten etwa sieben Tassen Kaffee runterlassen kann, während man beim Finanzamt fünf Minuten lang in der Telefonwarteschleife hängt? Ja, richtig gehört, man wird vertröstet, dran zu bleiben und Geduld zu haben. Doch so lang dauert es nicht überall, die Bezirksblätter machten den Test.
In den Telefonzentralen wird alles Menschenmögliche getan, um schnell zu antworten. Natürlich hängt das von mehreren Faktoren ab: Urlaube, Krankenstände, Parteienverkehr. Daher ist hier Empathie gefragt: Wer lange wartet, sollte keinesfalls seine Aggression dem Mitarbeiter gegenüber zum Ausdruck bringen. Er ist "nur" jener, der seine Arbeit so gut wie möglich machen möchte. Die Ressourcenfrage liegt bei den Bossen, die nicht an der Basis arbeiten. Daher: Richten Sie die Beschwerden doch an jene, die dafür verantwortlich zeichnen!
Quelle: Der Rundruf wurde Mittwoch, 20. Februar zwischen 8 und 9 Uhr morgens durchgeführt. Ab dem Zeitpunkt, wo gewählt wurde bis zu dem Moment, wo der Hörer abgenommen wurde, wurde die Zeit gestoppt.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.