Vogelwarte in Seebarn feiert erste Erfolge im Artenschutz
GRAFENWÖRTH. Ein Jahrzehnt ist seit der Freilassung der ersten 22 Jungeulen im Jahr 2009 vergangen. Die Habichtskäuze haben erstmals seit ihrem Aussterben in Niederösterreich wieder eigene Reviere etabliert und selbst erfolgreich für Nachwuchs gesorgt. Grund genug für die Österreichische Vogelwarte und das Team des Habichtskauz-Projektes, um im Rahmen einer Fachveranstaltung in der Außenstelle Seebarn aufzuzeigen, was bisher geschah und was es für die Zukunft braucht, um den Habichtskauz langfristig in den Wäldern heimisch zu machen. Und den Artenbestand zu sichern.
Vom Aussterben bedroht
"Ohne Unterstützung des Landes NÖ wäre die Außenstelle, in der exzellente Forschung betrieben wird, nicht möglich gewesen", ruft Petra Winter, Rektorin der Vetmed Uni in Erinnerung. "Das Glück ist ein Vogerl", sagt Grafenwörths Bürgermeister und Gemeindebundpräsident Alfred Riedl und spricht damit die Vogelstation an: "Ein besonderes Institut in einem besonderen Haus". Die "fliegenden Juwelen" seien hier in der Region willkommen, die Vogelwarte selbst habe mittlerweile internationale Beachtung gefunden. "Wir sind ein Universitätsdorf und das gibt es nur einmal", sagt Riedl stolz.
Das Phantom der Wälder
Mittlerweile habe man von den Habichtskäuzen einen "genetischen Fingerabdruck", wichtig sei jetzt die Genetik der Tiere und wie alt sie werden, sagt Zink stolz über das Habichtskauz-Pärchen. Dahingehend habe man auch "respektable Ergebnisse, wenn man die Zahlen betrachtet" (siehe "Zur Sache"). Doch nicht alle Vögel haben ihr Daheim in Nistkästen, sie brüten auch in Bäumen und dementsprechend hoch sei auch die Dunkelziffer.
Doch die Wiederansiedelung war nicht immer einfach: "Freilassungs- und Monitoring-Methoden mussten entwickelt und perfektioniert werden", führt der Projektleiter aus. Keine Rolle spiele jetzt das Zahlenmaterial, viel wichtiger sei die Genetik: "Es müssen besondere neue Blutlinien eingebracht werden".
Herz in Sekunden erobert
Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf erzählt, dass er schon mal ein "kleines, flauschiges Tier" in Händen halten durfte, der Kauz hatte seine ganze Aufmerksamkeit und auch sein Herz in Sekunden erobert. Die Biodiversität sei das eine, die Kinder für die Natur zu begeistern das andere. Das Land NÖ werde auch weiterhin konkrete Projekte unterstützen, verspricht Pernkopf.
Nistkästen auf Trassen
Doch – wie hat eigentlich alles begonnen? Wie wurde aus einer Idee das Projekt der Wiederansiedelung der Habichtskäuze? Das erklärt Sven Aberle, Austrian Power Grid AG: "Wir sind intensiver Landnutzer und wir wollten unsere Stromtrassen nachhaltig nutzen". Gesagt, probiert, funktioniert – könnte man da sagen. Nistkästen wurden montiert, Käuze sind eingezogen.
Ein Urwaldbewohner kehrt zurück
Im Bildband "Habichtskauz Wiederansiedlung in Österreich – ein Urwaldbewohner kehrt zurück", der in Kooperation mit der Austrian Power Grid erstellt wurde, trifft der Spruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" zu. "Leicht war es nicht. Wir wollten die Vögel nicht stressen. Man braucht schon ein gewisses Frustrationspotenzial", führt Fotografin Jessica Winter aus. Ob am Tag oder in der Nacht sie ist sich sicher, dass "uns die Käuze gesehen haben. Aber wir sie nicht". Man würde niemals fertig werden mit dem Projekt, führt Fotografenkollege Christoph Kaula aus. "Ich könnte dies zu einer Lebensaufgabe machen", lacht er. Welches Ziel Zink noch verfolgt? "Man könnte das nun alles auch im Bewegtbild darstellen. Als eine Dokumentation. Ein Film, der auch die best practise Vorgangsweise der Wiederansiedelung spiegelt". Könnte man. Sollte man auch.
Zur Sache:
Zwischen 2009 und 2018 wurden insgesamt 181 Habichtskäuze im Wienerwald, 153 im Wildnisgebiet freigelassen.
Hier geht's zum Artikel: Grafenwörth wird zur Vogel-Warte, 27. November 2012.
Karin Zeiler, 0664 80 666 5640, karin.zeiler@bezirksblaetter.at
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