Insolvenzverfahren
Drei Unternehmen und unzählige Private betroffen

Jede Insolvenz muss individuell gesehen werden. | Foto: Adobe Stock/kwarner
3Bilder
  • Jede Insolvenz muss individuell gesehen werden.
  • Foto: Adobe Stock/kwarner
  • hochgeladen von Peter Kleinrath

Gleich drei Betriebe aus den Bezirken Villach und Villach Land sind insolvent. Die Gründe, warum immer mehr Unternehmen und Privatpersonen mit Insolvenzverfahren konfrontiert sind, sind vielfältig.

VILLACH, VILLACH LAND. Im Lauf der letzten Woche hat das Landesgericht Klagenfurt eine ganze Reihe von Millionenkonkursanträgen an Kärntner Unternehmen gestellt. Drei davon betreffen Unternehmen aus unserem Bezirk. Wie berichtet, stehen die Bergbahnen Dreiländereck aufgrund der schlechten Saison und der hohen Stromkosten mit 3,1 Millionen Euro Verbindlichkeiten da. Betroffen sind zwölf Dienstnehmer und 45 Gläubiger. Das Fürnitzer Unternehmen Zlanabitnig Metallbau hat fast 1,5 Millionen Euro Passiva, soll aber weitergeführt werden. Dritter im Bunde ist ein bekanntes Villacher Fleischerunternehmen, bei dem ein Teilbetrieb mit 1.392.000 Euro Schulden dasteht. Auch hier laufen die Geschäfte aber wohlgemerkt weiter.

"Gründe sind vielfältig"

Im Interview mit MeinBezirk.at spricht Bernhard Plasounig, Obmann der Villacher Bezirksstelle der Wirtschaftskammer Kärnten, über die vielfältigen Gründe der gewerblichen Verschuldung.

"Ich rechne mit keiner Konkurswelle und blicke positiv in die Zukunft!" - Bernhard Plasounig, Obmann der Bezirksstelle Villach der Wirtschaftskammer Kärnten | Foto: MeinBezirk.at
  • "Ich rechne mit keiner Konkurswelle und blicke positiv in die Zukunft!" - Bernhard Plasounig, Obmann der Bezirksstelle Villach der Wirtschaftskammer Kärnten
  • Foto: MeinBezirk.at
  • hochgeladen von Peter Kleinrath

MeinBezirk.at: Während der Pandemie hat es so gut wie keine Konkurse im Bezirk gegeben, jetzt laufen drei Verfahren parallel. Glauben Sie, dass wir am Beginn einer Konkurswelle stehen?
Bernhard Plasounig: Es stimmt, dass wir lange verschont waren, aber mit einer Konkurswelle rechne ich definitiv nicht. Ein stetiges Auf und Ab macht die Wirtschaft aus und eine Veränderung löst immer auch etwas Positives aus. Schließlich besteht auch immer die Möglichkeit, dass neue Betriebe auf die Agenda treten. Auch wenn in Villach gerade drei Insolvenzverfahren laufen, blicke ich positiv in die Zukunft. Bei den genannten drei Betrieben mache ich mir keine Sorgen, dass sich niemand findet, der bei der Sanierung hilft. Beispielsweise kann ich mir nicht vorstellen, dass heuer der Lift das letzte Mal am Dreiländereck gefahren ist.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe, warum ein Unternehmen ins Insolvenzverfahren schlittert?
Die Gründe dafür sind sehr individuell und jeder Fall muss gesondert betrachtet werden. Fest steht, dass die gestiegenen Energiekosten und die hohen Lohnkosten für keinen Betrieb förderlich sind. Den Wegfall der Corona-Unterstützung sehe ich weniger als Grund, weil das eher in der Gastronomie Thema war und ist. Ein wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass viele Betriebe am Limit unterwegs sind, weil langjährige Mitarbeiter in Pension gehen und aufgrund von Personalmangel nicht nachbesetzt werden können. Die KI (künstliche Intelligenz, Anm.) wird nicht alle Bereiche ersetzen.

Bestimmt macht vielen Betrieben auch der immer größer werdende bürokratische Aufwand Sorgen ...
Es stimmt, dass Unternehmer von der Bürokratie sprichwörtlich überbordet werden. Unsere Handelsbetriebe kämpfen jetzt schon mit den Vorbereitungen auf das Einwegpfand im kommenden Jahr. Das Führen von Aufzeichnungen für den Staat nimmt überhand. Trotzdem möchte ich hervorheben, dass ein Unglück – wie das Schlittern in die Insolvenz – nie eine Sache allein ausmacht. Das ist immer eine Kombination aus vielen Dingen, die zusammenspielen. Gemeinsam mit den Strom- und Heizkosten sind auch die Zinsen gestiegen. Abschließend möchte ich alle Amazon- und Zalando-Fans in die Pflicht nehmen. Man darf sich nicht wundern, dass in der Stadt wenig los ist und Unternehmen mit Problemen zu kämpfen haben, wenn man selbst den regionalen Handel nicht unterstützt. Der Konsument hat es in der Hand, dass die Stadt lebt, es der heimischen Wirtschaft und den Betrieben gut geht.

Das professionelle Team der Schuldnerberatung Kärnten steht verschuldeten Privatpersonen kostenlos zur Seite. | Foto: Schuldnerberatung Kärnten
  • Das professionelle Team der Schuldnerberatung Kärnten steht verschuldeten Privatpersonen kostenlos zur Seite.
  • Foto: Schuldnerberatung Kärnten
  • hochgeladen von Peter Kleinrath

Auch Privatkonkurse sind Thema

Für Privatpersonen, die verschuldet sind, ist die Schuldnerberatung Kärnten die erste Anlaufstelle.

Nicht nur gewerbliche Betriebe, sondern auch Privatpersonen tappen in die Schuldenfalle. Für Letztere ist die Schuldnerberatung Kärnten mit einer Regionalstelle in Villach und der Zentrale in Klagenfurt die erste Adresse. "In einem ersten Schritt melden sich Verschuldete zur Erstberatung. Derzeit steht man aufgrund des Andrangs vier bis fünf Wochen auf der Warteliste", verrät Leiterin Caroline Rader mit Verweis auf eine deutliche Steigerung der Erstberatungen: "Im Vorjahr hatten wir eine Steigerung von 30 Prozent. Im jungen Jahr 2024 bereits eine weitere um 15 Prozent. Eine dramatische Situation!" Die 17 Schuldenberater, zu denen auch fünf Juristen zählen, beginnen die Unterstützung, indem ein erster Überblick verschafft wird. Rader: "Wir schauen uns die Einnahmen und Ausgaben an, überprüfen, ob die Grundbedürfnisse noch gedeckt werden können. Wie sieht es mit den laufenden Zahlungen aus? Wie viele Gläubiger gibt es? Dann wird ein Plan für die Schuldenregulierung erstellt. Ein Privatkonkurs ist der letzte, manchmal aber auch der einzige Weg zur Entschuldung."

Alle Gesellschaftsschichten

In Einzelfällen sind die Nachwirkungen der Pandemie ein Grund für die Verschuldung, meist jedoch die Teuerungswelle. Rader: "Da spielt einem eine mangelhafte Budgetplanung leider nicht in die Karten. Ich möchte betonen, dass jede Gesellschaftsschicht von Schulden betroffen ist und dass es keine Schande ist, unser kostenloses Programm vom Land Kärnten in Anspruch zu nehmen!" Der direkte Weg zu den professionellen Beratern ist online auf der Website www.schuldnerberatung-kärnten.at zu finden.

Anzeige
10 Video

Gewinnspiel
Unser Frühlingsgewinnspiel! Mitspielen und tolle Preise im Gesamtwert von 7.000 € gewinnen!

Kärnten-Kenner aufgepasst: Mitspielen und attraktive Preise gewinnen!Der Frühling ist endlich da und Kärnten hat so viel zu bieten. Deshalb alle Kärnten-Kenner aufgepasst: Ob Brauchtum, Sport, Geografie oder Geschichte, beim großen MeinBezirk-Frühlingsgewinnspiel der Woche können Sie Ihr Wissen rund um den sonnigen Süden Österreichs testen und wöchentlich wertvolle Preise gewinnen. Der Frühling kann kommenUm den Frühling gebührend zu feiern, verlost die Woche Kärnten beim großen...

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.