"Wesentliches Kriterium"

So wichtig ist Villacher Betrieben die Matura

So unterschiedlich die Branchen sind, so unterschiedlich ist der Stellenwert der (Zentral-)Matura, die gerade läuft.

VILLACH, VILLACH LAND. Als Lehrbetrieb bildet Flowserve in Villach aktuell 15 Maschinenbautechniker-Lehrlinge aus. Lehre mit Matura ist dabei hoch im Kurs. "Jeder kann das ausprobieren und herausfinden, ob er mit dieser Doppelbelastung zurechtkommt. Zwei unserer Lehrlinge absolvieren gerade die Mathematikmatura. Wir haben sie mit Nachhilfe im Unternehmen unterstützt", verrät Lehrlingsausbildner Helmut Edlinger, der Beruf im Vordergrund und Matura als persönliche Weiterbildung sieht: "Wenn jemand durchbeißt, ist er auch in Zukunft für höhere Aufgaben gerüstet. In unserer Branche ist Lehre mit Matura auch wegen den Englisch-Skills ein klarer Vorteil." Bei Trebo in Wernberg werden alle Bewerbungen genau unter die Lupe genommen. "Viele unserer Mitarbeiter haben die Handelsakademie mit Matura besucht, andere die Handelsschule ohne Matura. Eine gute Ausbildung beeinflusst die Personalauswahl ganz klar. Aber wer etwas drauf hat, bekommt bei uns definitiv eine Chance", gibt Christoph Lagler von der Marketing- und Personalabteilung zu Protokoll.

"Mehr fürs Leben lernen"

Bei Villachs Stadtschenke lernt gerade ein Mitarbeiter, der sich bewusst gegen die Lehre mit Matura entschieden hat, die Matura stattdessen in seiner Freizeit macht. "Er hat in der Tourismusschule mit der Matura begonnen, aber schnell herausgefunden, dass er praxisorientierter ausgebildet werden, mehr fürs Leben lernen möchte", verrät Gastronom Klaus Stauber, für den das Modell Lehre mit Matura generell umstrukturiert gehört: "Lehrherren muss mehr zugute kommen. Wir bezahlen schließlich die jeweiligen Mitarbeiter auch während der Zeit, in der sie nicht im Betrieb tätig sind!"

Spezialisten statt Maturanten

Die Matura findet Stauber, der selbst gelernt, dann zwei Diplomarbeiten nachgelegt hat, grundsätzlich in Ordnung: "Die Zukunft wird jedoch das Handwerk werden. Künstliche Intelligenz nimmt Einzug in viele Branchen, weshalb Köche und Kellner – egal ob mit oder ohne Matura – zu gut bezahlten Spezialisten werden." Hinzu kommt, dass man Italienisch, Französisch und Englisch als Gastwirt quasi nebenbei lernt. Stauber: "Für mich gibt es zu viele Maturanten. Jeder fordert immer nur noch mehr Work-Life-Balance!"

"Ein wesentliches Kriterium"

Im Bankwesen hängt die Bedeutung der Matura bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern stark von Branche und Funktion ab. "Für den Beginn einer Banklehre ist die Matura heute ein wesentliches Kriterium, da wirtschaftliches Verständnis, Umgang mit Geld und Zahlenverständnis in nahezu allen Funktionen gefragt sind", erfährt die Woche von der Personalabteilung der Raika Villach, in der auch der Reifegrad eines Bewerbers und vorhandenes Expertenwissen eine Rolle spielen: "Gerade in IT-Funktionen ist eine HTL-Matura eine gute Basis für die weitere berufliche Laufbahn. Die Matura wird im Übrigen mit zwei Berufsjahren angerechnet!"

Kombi aus zwei Abschlüssen

Als Weltkonzern richtet sich Infineon Technologies Austria an technisch interessierte Menschen aller Schulformen. "Wir bieten verschiedene Ausbildungsformate, beginnend bei Lehre mit und ohne Matura, Lehre mit Studium oder Industriepraktika für Schüler und Studierende, an", verrät Personalleiterin Christiana Zenkl: "Mit dem Modell Lehre und Studium sprechen wir gezielt Maturanten der AHS und BHS an. Der große Vorteil ist, damit gleich zwei Abschlüsse kombinieren zu können. Die Ausbildung dauert vier Jahre, umfasst eine Prozess- und Elektrotechnik-Lehre und ein Bachelorstudium an der FH Kärnten." Derzeit absolvieren 14 Lehrlinge dieses Format – die Hälfte davon sind Frauen. Villachs Produktionsleiter hat seine Karriere übrigens mit einer Lehre begonnen.