Aufholbedarf im ländlichen Bereich
"Tarvis zeigt echte Barrierefreiheit"

Viele Immobilien im Bezirk verfügen über barrierefreie Zugänge, lassen jedoch bei der Barrierefreiheit am WC zu wünschen übrig. | Foto: Adobe Stock/RioPatuca Images
2Bilder
  • Viele Immobilien im Bezirk verfügen über barrierefreie Zugänge, lassen jedoch bei der Barrierefreiheit am WC zu wünschen übrig.
  • Foto: Adobe Stock/RioPatuca Images
  • hochgeladen von Peter Kleinrath

Nicht überall, wo barrierefrei draufsteht, ist Barrierefreiheit drinnen. Laut ÖZIV sind die Stadt Villach und deren umliegende Gemeinden allerdings sehr bemüht. Aufholbedarf gibt es im ländlichen Bereich.

VILLACH, VILLACH LAND. Was die Umsetzung von barrierefreien Projekten anbelangt, stellen Manfred Steiner und Horst Nuck der Stadt Villach und den Gemeinden im Bezirk Villach Land kein schlechtes Zeugnis aus. "Die Bürgermeister, Stadt- und Gemeindepolitiker nehmen unsere Anliegen sehr ernst und sind bemüht, unserer Forderung nach mehr Barrierefreiheit gerecht zu werden", verrät Steiner, der wie sein ÖZIV-Kollege einen Teil seines Lebens im Rollstuhl verbringen musste. "Leider setzt die Bürokratie barrierefreie Projekte oft auf die Wartebank", ergänzt Nuck, der nebenbei Erfinder und Vertreiber von "HaSi" ist, einer Kunststoffscheibe, die Gehstöcke und Krücken selbst stehend und rutschsicher macht.

Wer kennt diesen Lift?

In Villach sind alle öffentlichen Gebäude, in denen dies bautechnisch möglich ist, barrierefrei gestaltet. Mit dem "euro-key" (Euro-Schlüssel) wird einem Zugang zu den barrierefreien öffentlichen WC-Anlagen der Stadt gewährt. Auch der Lift hinterm Hotel Mosser kann damit bedient werden. "Aber kaum jemand weiß, dass es diesen barrierefreien Abgang zur Drau überhaupt gibt, weil er nicht beschildert ist", hebt Steiner hervor. Nuck: "Und ganz hinunter zum Fluss kommt ein Gehbehinderter ohnehin nicht. Da ist viel Luft nach oben!"

Italien macht es vor

Laut ÖZIV sind im Bezirk Villach Stadt zwölf Restaurants beziehungsweise Ausflugsziele tatsächlich barrierefrei. Im Bezirk Villach Land sind es insgesamt nur sechs. Steiner: "In Italien weht ein anderer Wind. Berlusconi hat durchgesetzt, dass jeder, der Speisen verkauft, für absolute Barrierefreiheit sorgen muss. Und das passiert auch." Nuck: "Die 4.000-Einwohner-Stadt Tarvis hat mehr barrierefreie Betriebe als Villach mit knapp 65.000 Einwohnern!"

Blindenleitsystem hinkt

Ein blinder Passagier, der am Villacher Hauptplatz aussteigt, kommt auf seinem Weg Richtung Hauptplatz bis zum Bernold. Dort endet das Blindenleitsystem. "Es wäre eine Anregung, im Zuge der Baumpflanzungen am Hauptplatz auch an Menschen mit Beeinträchtigung zu denken. Aber wie gesagt – die Stadt Villach ist eh sehr bemüht", wirft Steiner in den Raum.

Positive und negative Beispiele

"Der Skywalk am Dobratsch ist ein Vorzeigebeispiel. Immer mehr Ausflugsziele in der Region entwickeln sich barrierefrei weiter", gibt sich Nuck positiv: "Ich frage mich, warum beim Neubau vom Wernberger Eurospar niemand an barrierefreie WCs gedacht hat. Ein ,barrierefreier' Betrieb ist nur dann richtig barrierefrei, wenn es jeder aufs Klo schafft!" "Da fällt mir ein, dass letzte Saison im Baggerbad Wernberg das Behinderten-WC als Lagerraum zweckentfremdet wurde", wirft Steiner ein. Die ÖZIV-Bezirksgruppe Villach bietet für Menschen mit Behinderungen übrigens Reisen durch Österreich und an die Obere Adria an.

"Mobilität ist ein Menschenrecht"

"Mobilität ist ein Menschenrecht. Deshalb möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es in ganz Villach nur ein behindertengerechtes Taxi gibt!", so Steiner. Nuck: "Das ist auch am Land ein Riesenthema. Stichwort: Go-mobil!" Wer Verbesserungsvorschläge für die Barrierefreiheit in der Stadt oder am Land hat, kann sich jederzeit an den ÖZIV wenden: "Wir leiten das direkt an die Politik weiter!"

Rudolf Kravanja, Villacher Präsident vom ÖZIV Bundesverband: "Es darf keinen Rückschritt bei Barrierefreiheit geben!" | Foto: ÖZIV Kärnten
  • Rudolf Kravanja, Villacher Präsident vom ÖZIV Bundesverband: "Es darf keinen Rückschritt bei Barrierefreiheit geben!"
  • Foto: ÖZIV Kärnten
  • hochgeladen von Peter Kleinrath

ÖZIV-Präsident im Interview

Herr Kravanja, wie sehen Sie die Entwicklung der Barrierefreiheit in Kärnten im öffentlichen Raum in den letzten zehn Jahren?
Rudolf Kravanja: Ich sehe das sehr positiv und merke, dass sich viel bewegt. Gemeindeämter, Schulen und Kindergärten sind großteils barrierefrei. In den letzten zehn Jahren wurde viel gebaut und die Neubauten sind barrierefrei. Im Tourismus wird Barrierefreiheit weiter forciert.

Wie sehen Sie die Barrierefreiheit in Kärnten im Vergleich zu anderen Bundesländern?
In Kärnten gibt es einen Landesetappenplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Das gibt es nicht in allen Bundesländern. Wir sind fortschrittlich und gut unterwegs.

Blick in die Zukunft: Gibt es noch wichtige Aufgaben bei der Umsetzung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum in Kärnten?
Gerade im innerstädtischen Bereich sind Hauptplätze und Geschäfte oft nicht barrierefrei. Viele Geschäfte können nur über ein oder zwei Stufen betreten werden.

Die Barrierefreiheit am Land?
Im ländlichen Bereich gibt es Aufholbedarf. Besonders in der Gastronomie. Die digitale Infrastruktur am Land muss ebenso weiter ausgebaut werden. Menschen mit Behinderungen leben gern am Land und möchten von zu Hause aus arbeiten können. Man muss am Ball bleiben und schauen, dass es keinen Rückschritt gibt, dass im barrierefreien Raum nicht plötzlich wieder Stufen und Hindernisse auftauchen.

Wie sehen Sie die Gesetze zur Barrierefreiheit?
Derzeit sehr zahnlos, es gibt fast keine Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen eine vorhandene Barriere zu beseitigen. Das Behindertengleichstellungsgesetz sieht zwar eine Möglichkeit zur Schlichtung vor, nur wenn es dann um die Beseitigung geht, gibt es fast keine Handhabung. Hier fordern wir deshalb eine Gesetzesänderung, auf Beseitigung der Barriere.

Viele Immobilien im Bezirk verfügen über barrierefreie Zugänge, lassen jedoch bei der Barrierefreiheit am WC zu wünschen übrig. | Foto: Adobe Stock/RioPatuca Images
Rudolf Kravanja, Villacher Präsident vom ÖZIV Bundesverband: "Es darf keinen Rückschritt bei Barrierefreiheit geben!" | Foto: ÖZIV Kärnten
Anzeige
10 Video

Gewinnspiel
Unser Frühlingsgewinnspiel! Mitspielen und tolle Preise im Gesamtwert von 7.000 € gewinnen!

Kärnten-Kenner aufgepasst: Mitspielen und attraktive Preise gewinnen!Der Frühling ist endlich da und Kärnten hat so viel zu bieten. Deshalb alle Kärnten-Kenner aufgepasst: Ob Brauchtum, Sport, Geografie oder Geschichte, beim großen MeinBezirk-Frühlingsgewinnspiel der Woche können Sie Ihr Wissen rund um den sonnigen Süden Österreichs testen und wöchentlich wertvolle Preise gewinnen. Der Frühling kann kommenUm den Frühling gebührend zu feiern, verlost die Woche Kärnten beim großen...

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.