Gegen "B70 neu"
Infos der Initiative für ein lebenswertes Kainachtal

In der anschließenden Diskussionsrunde standen der Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, Johannes Gepp (l.) und Gerlind Weber (m.) von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien Rede und Antwort. | Foto: Schrapf
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  • In der anschließenden Diskussionsrunde standen der Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, Johannes Gepp (l.) und Gerlind Weber (m.) von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien Rede und Antwort.
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Die "B70 neu" bleibt ein umstrittenes Thema im Bezirk Voitsberg. Um Gehör für ihre Ansichten und Argumente zu finden, organisierte die "Bürgerinitiative für ein lebenswertes Kainachtal" einen Informationsabend inklusive Diskussionsrunde in Söding-St. Johann.

SÖDING-ST. JOHANN. Nachdem sie Mitte März mit einem Protestmarsch durch Söding-St. Johann für Aufsehen sorgte, veranstaltete die "Bürgerinitiative für ein lebenswertes Kainachtal" nun einen Infoabend im Gasthaus Pichlingerhof, um ihre Ansichten, Forderungen und Argumente gegen die neue B70-Trasse vorzubringen. Auch einige Befürworter der Trasse waren vor Ort, die in der im Anschluss anberaumten Diskussionsrunde ihre Ansichten mit den Gästen teilen durften. 

Um den Standpunkt der Bürgerinitiative zu untermauern, wurden Gerlind Weber vom Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien sowie der scheidende Präsident des Naturschutzbundes Steiermark, Johannes Gepp, zum Infoabend geladen.

Sprecher der Bürgerinitiative Heinz Kürzl (3.v.l.), Gerlind Weber von der BOKU Wien (4.v.l.), Präsident des Naturschutzbundes Steiermark Johannes Gepp (3.v.r.) und Bauernvertreter Josef Archan (2.v.r.) mit weiteren Vertretern der Bürgerinitiative beim Informationsabend


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  • Sprecher der Bürgerinitiative Heinz Kürzl (3.v.l.), Gerlind Weber von der BOKU Wien (4.v.l.), Präsident des Naturschutzbundes Steiermark Johannes Gepp (3.v.r.) und Bauernvertreter Josef Archan (2.v.r.) mit weiteren Vertretern der Bürgerinitiative beim Informationsabend

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Boden wird immer wichtiger

"Wir müssen anders mit dem Boden umgehen, weil in Zukunft neue Aufgaben auf ihn zukommen, die er erfüllen muss, damit wir als Gesellschaft Zukunft haben" so Gerlind Weber zum Start ihre Ansprache. Besonders zur Nahrungsproduktion werde mit den wachsenden Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten der Boden immer wichtiger. Aber auch die Energiewende sei zu betrachten. "Das Erreichen der Klimaschutz-Ziele ohne rigorosen Bodenschutz wird nicht möglich sein. Der Boden ist das Öl der Zukunft" argumentierte sie gegen den Straßenbau, da Flächen zunehmend für Windparks, Photovoltaik und Biomasse benötigt werden. Das natürlich auch die Landwirtschaft den Klimawandel vorantreibt, merkte sie im Anschluss an.

"Die klimaschonendste Straße ist die nie gebaute Straße"
Gerlind Weber von der BOKU Wien

Lösung für die Problematik an der jetzigen B70 sei laut Gerlind Weber insbesondere das Verkehrsaufkommen zu verringern. Erfolgen könne dies etwa durch die Förderung von Fahrgemeinschaften, attraktivere Rad- und Gehwege, das Ersetzen von Dienstautos durch Dienstfahrräder oder eine Vermeidung der "Zersiedelung", also Siedlungen nicht so weit voneinander entfernt zu bauen. Auch die steigende E-Mobilität sorge zukünftig für eine Lärmentlastung für Anrainerinnen und Anrainer. Zudem führen laut ihr bessere Straßenanbindungen zu mehr Verkehr, da Konsumentinnen und Konsumenten dann lieber gleich beispielsweise nach Graz fahren, anstatt lokale Geschäfte zu besuchen - attraktive Straßen ziehen also mehr Nutzer dieser Straßen an. 

Gerlind Weber bei ihrer Ansprache beim Informationsabend | Foto: Schrapf
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Die Bio-Bauern als Chance

Der scheidende Präsident des Naturschutzbundes Steiermark Johannes Gepp gab vorwiegend Beispiele für erfolgreiche Proteste gegen große Bauprojekte, um den Trassengegnern Mut zuzusprechen. Als effektivsten Weg, den Ausbau noch zu verhindern, definierte er geschützte Tierarten, deren Lebensraum sich im betroffenen Bereich befindet, vorhanden sind dort aber laut Untersuchungen dazu keine in ausreichenden Mengen.

"Ich will ganz deutlich sagen: Es gibt in diesem Bereich, wo links und rechts nur Äcker sind, sonst nur wenig Schlagendes für den Umweltschutz einzubringen. Aber es sind die Bio-Bauern da und das ist die einzig große Chance", machte Johannes Gepp den Trassengegnern Mut.

Auch die Folgen eines Ausbaus thematisierte er. So etwa den schädigenden Reifenabrieb, die Verlagerung der Überschwemmungszone der Kainach und das Sterben unzähliger Insekten und anderer Kleintiere.

Der Veranstaltungssaal war prall gefüllt. | Foto: Schrapf
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"Ich vermisse hier die Solidarität"

Der 2. Vizebürgermeister der Gemeinde Söding-St. Johann Anton Wipfler war ebenfalls unter den Gästen und äußerte sich im Nachhinein zum Informationsabend. Die Veranstaltung sei besonders von widersprüchlichen und unwahren Aussagen geprägt gewesen. "Ich vermisse hier auch die Solidarität gegenüber den Anderen, das heißt auf der einen Seite auf ein wenig zu verzichten, um auf der anderen Seite mehr Lebensqualität und Lebensfreude zu gönnen."

"Für ein lebenswertes Kainachtal wird geworben: das sollte aber schon für alle gelten, auch für die Menschen, die an der bestehenden B70 leben."
Anton Wipfler, 2. Vizebürgermeister von Söding-St. Johann

LAbg. und betroffener Bürgermeister Erwin Dirnberger war zum Zeitpunkt der Veranstaltung wegen einer Sitzung im Landtag verhindert.

In der Diskussionsrunde bekamen alle Gäste die Chance zu Wort zu kommen. | Foto: Schrapf
  • In der Diskussionsrunde bekamen alle Gäste die Chance zu Wort zu kommen.
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Die Diskussionsrunde

Anschließend wurde zur Diskussionsrunde geladen, in der Gerlind Weber und Johannes Gepp Rede und Antwort standen. Hier kamen sowohl Befürworterinnen und Befürworter als auch Gegnerinnen und Gegner zu Wort. Thematisiert wurden die Sicherheitsrisiken der bestehenden B70, Abwanderung der Unternehmen und nochmals die Hochwasser-Thematik. Dabei wurde etwa betont, dass es vielen Befürworterinnen und Befürwortern der Trasse weniger um die Lärmbelastung geht - an die gewöhne man sich - sondern viel mehr um die Sicherheit. Man sei nicht "der Gegner" der betroffenen Bäuerinnen und Bauern, sondern wehre sich nur selbst

Dazu äußerten einige der Trassengegnerinnen und -gegner Verständnis und betonten, dass natürlich auch etwas für die Anrainerinnen und Anrainer getan werden müsse.

Im Rahmen der Diskussionsrunde kam auch LAbg. Lambert Schönleitner von den steirischen Grünen, der sich klar gegen den Ausbau der Trasse ausspricht, zu Wort und machte den Mitgliedern der Bürgerinitiative Mut, nicht mit den Protesten aufzuhören.

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