GKB Bergbau GmbH
Vom Bergbau zum Risikomanagement alter Abbaustätten

Besonders die Tagbaue dominierten im Bezirk Voitsberg. Heute werden sie als Naherholungsgebiet, zur Gewinnung von Sonnenenergie, als Veranstaltungsschauplätze und vieles mehr genutzt.  | Foto: GKB Bergbau GmbH
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  • Besonders die Tagbaue dominierten im Bezirk Voitsberg. Heute werden sie als Naherholungsgebiet, zur Gewinnung von Sonnenenergie, als Veranstaltungsschauplätze und vieles mehr genutzt.
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Vor Kurzem haben wir einen Artikel über die Geschichte des Bergbaus im Bezirk Voitsberg veröffentlicht, jetzt ist es Zeit in die Gegenwart zu blicken. Der Kohlebergbau in der Region wurde zwar schon vor vielen Jahren stillgelegt, doch mit Sitz in Bärnbach gibt es die GKB Bergbau GmbH bis heute. Was mittlerweile ihre Aufgaben sind, wollte MeinBezirk.at genauer wissen.

BÄRNBACH. Früher war die GKB für die Eröffnung und den Betrieb unzähliger Tagebaustätten und Untertagebaue verantwortlich, heute "räumt sie auf". Was das genau heißt, haben wir bei Bergrat Helmuth Landsmann nachgefragt. Er ist seit 1985 in der Firma und seit 20 Jahren Geschäftsführer.

  • Wo liegen heutzutage die Aufgaben der GKB-Bergbau GmbH?

HELMUTH LANDSMANN: Die hier wohl bekannteste Aufgabe ist die Rekultivierung bzw. die Wiederherstellung der bergbaulich beanspruchten Flächen im Bezirk. Darüber hinaus betreuen wir aber bergbauliche Hinterlassenschaften im ganzen Bundesgebiet, mit Ausnahme der Bundesländer Wien, Oberösterreich und Vorarlberg. Wir kontrollieren potenzielle Gefahrenbereiche, die wir vorbeugend absichern, um größere Schäden zu vermeiden. Dabei fallen nicht nur ehemalige Kohlebergbaue in den Verantwortungsbereich der GKB, sondern auch Erzbergbaue für beispielsweise Blei, Zink, Molybdän oder Antimon. 

Unser Unternehmen hat sich zwar von 6.000 auf ca. zehn Mitarbeiter hinuntergearbeitet, wir sehen es aber als Erfolg, bei unserer Arbeit das Zentrum für ganz Österreich zu sein. Wir haben da hohe Standards gesetzt, eigene Baustoffe und ein eigenes Risikomanagement entwickelt. Wir finanzieren uns selbst mit unseren Grundstücken, bekommen also keine öffentlichen Mittel.

Die Hohlräume untertägiger Grubenbaue werden heute mittels Bohrungen untersucht und anschließend mit stabilisierenden Füllmaterialien verschlossen.  | Foto: GKB Bergbau GmbH
  • Die Hohlräume untertägiger Grubenbaue werden heute mittels Bohrungen untersucht und anschließend mit stabilisierenden Füllmaterialien verschlossen.
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  • Was muss bei der Nachnutzung bergbaulicher Flächen beachtet werden?

Das Mineral-Rohstoffgesetz ist da sehr stringent. So hat der Bergbauberechtigte für die Sicherung der Oberflächennutzung nach Beendigung der Bergbautätigkeit vorzusorgen. Grundstücke und Grundstücksteile, auf denen ein Abbau mineralischer Rohstoffe stattgefunden hat, sind unter Beachtung bestehender Raumordnungspläne wieder nutzbar zu machen und naturschonend und landschaftsgerecht zu gestalten.

Wir haben dazu ein eigenes Verfahren entwickelt. Wenn man alles nach den Regeln der Kunst abhandelt, passiert da wenig, wir sind da alle gut eingespielt. Beispielsweise die Peter Leitner-Siedlung, in der es häufiger zu Schäden kam, ist nicht mit den heutigen Richtlinien abgesichert worden. Wir haben Sünden aus der Vergangenheit, seit Jahrzehnten arbeiten wir aber sehr professionell.

Der Bergbau hatte Jahrhunderte lang Tradition im Bezirk Voitsberg und wirkt sich bis heute massiv auf dessen Erscheinungsbild aus. | Foto: GKB Bergbau GmbH
  • Der Bergbau hatte Jahrhunderte lang Tradition im Bezirk Voitsberg und wirkt sich bis heute massiv auf dessen Erscheinungsbild aus.
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  • Wie werden die ehemaligen Bergbaugebiete im Bezirk Voitsberg heute genutzt?

In der Vergangenheit konnten prestigeträchtige Nachnutzungen für ehemalige Bergbauflächen im Bezirk Voitsberg gefunden werden. Diese Projekte gibt es schon seit dem Rückzug des Bergbaus, das hat schon ungefähr 1990 angefangen. Erst haben wir sie selbst betrieben, dann aber sukzessive an Private übertragen.

In Maria Lankowitz wird auf einer ehemaligen Bergbaufläche sehr erfolgreich ein Golfplatz betrieben. Auch die Tagbaue im Raum Zangtal fanden mit der Nachnutzung als Schießplatz und als Veranstaltungsort für Trucktrials einen hohen Bekanntheitsgrad weit über unsere Bezirksgrenzen hinaus. Großteils erfolgte jedoch eine Nachnutzung nach erfolgter Rekultivierung als land- und forstwirtschaftliche Fläche.
Zu erwähnen ist auch die ehemalige Freizeitinsel Piberstein als Vorzeigeprojekt der Bergbaunachnutzung. Gerade in den 90er-Jahren lockte die Freizeitinsel sehr viele Besucher an. Leider hat sich die Situation hier verändert und die stillliegende Anlage ist zum Spekulationsobjekt geworden.

Ausgekohlte Tagbaue wurden mit Abraummaterial rückverkippt. Aufgrund der noch anhaltenten Setzungsbewegungen können diese Flächen als Bauland nur bedingt genutzt werden, beispielsweise erfolgte in der nahen Vergangenheit eine Verwendung dieser Areale zur Gewinnung von Sonnenenergie. So wurden an den ehemaligen Braunkohlentagbauen "Karlschacht I" und "Karlschacht II" Anlagen dieser Art realisiert. In der Hinsicht bleiben wir unserem Unternehmen mit der Energiegewinnung immer noch treu – das Schlagwort lautet hierbei „von der Kohle zur Sonne“.

Der Großtagebau Oberdorf wurde nach der Einstellung der Kohlengewinnung rekultiviert, die Flächen werden aktuell land- und forstwirtschaftlich genutzt. Nebenbei nutzen viele Bewohner des Bezirks die Ost- und Westmulde in Oberdorf als Naherholungsgebiet für Wanderungen und Spaziergänge. Die GKB hat dagegen nichts einzuwenden, sofern die Besucher sich an die geltenden Regeln halten und die markierten Wege nicht verlassen. Leider kommt es häufig vor, dass sich Radfahrer oder Reiter in das Tagbaugelände verirren. Hier wird zunächst sehr höflich darauf hingewiesen, dass dies nicht erlaubt ist. Je nach individueller Reaktion des Tagbaubesuchers werden diese Vergehen auch zur Anzeige gebracht.

Hast du den Bergbau noch selbst miterlebt?
  • Wie häufig kommt es vor, dass alte Stollen oder andere mit dem Bergbau in Verbindung stehende Hohlräume absacken und wie werden solche Fälle gehandhabt?

Wir sind in Österreich für über 100km2 Fläche zuständig, da kann man so etwas nie ganz ausschließen. Unser Risikomanagementsystem konzentriert sich vor allem auf Stellen mit Wohngebäuden und Infrastruktur. Die vorbeugende Instandhaltung findet also nur bei solchen Stellen statt. In beispielsweise Waldgebieten reichen meist die Beobachtung und anlassbezogene Maßnahmen aus. 

Nicht immer stehen solche Ereignisse aber im Zusammenhang mit ehemaligen Bergbauen. Oftmals sind natürliche Prozesse wie Erosionen, Subrosionen usw. der Grund dafür, dass Einsenkungen entstehen oder sich Erdfälle ereignen. Die GKB ist verpflichtet, allen Meldungen nachzugehen und zu prüfen, ob es sich um einen Bergschaden handelt oder nicht. Sollte ein Bergschaden im Bergbaugebiet der GKB auftreten, ist sie gesetzlich dazu verpflichtet, diesen zu regulieren. Im Durchschnitt treten im gesamten Verantwortungsbereich der GKB jährlich im Durchschnitt etwafünf bis zehn Ereignisse auf. Organisiert wird alles von Bärnbach aus, wir bedienen uns aber natürlich auch verschiedener Fremdfirmen.

Unternehmensvideo und Zeitzeugen

Vor rund einem Jahr veröffentlichte die GKB Bergbau GmbH übrigens einen elfminütigen Unternehmensfilm, in dem ihre Aufgabenbereiche gezeigt und erklärt werden. Hier geht's zum Video auf YouTube. Auch Zeitzeugenberichte, die in Kooperation mit dem Historiker Ernst Lasnik entstanden sind, kann man auf deren Kanal finden.

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