Jakob Edler
Schlechte Infrastruktur massiver Standortnachteil
Die Wirtschaft im Bezirk Voitsberg braucht eine leistungsfähige B70. Jakob Edler von der Bioenergie erklärt, warum.
KÖFLACH. Wie sehen Sie den Ist-Zustand der weststeirischen Straßen?
Jakob Edler: Der Industriestandort Weststeiermark stützt sich auf drei Straßen: Der Packabschnitt der A2-Südautobahn mit der Verbindung nach Wolfsberg und Klagenfurt, die Gaberl-Bundesstraße, welche uns mit dem Industriegebiet Aichfeld verbindet, und am wichtigsten die B70 als Anbindung in den Grazer Raum für Pendler, Zulieferer und auch Ausflugsgäste.
Warum ist der Ausbau der B70 für die Region so wichtig?
Edler: Die neue Trasse der B70 - am besten wäre ein vierspuriger Ausbau - ist ein Riesenthema für uns und andere größere Betriebe. Standorte wie Lannach oder Lebring bauen massiv auf, investieren in breite Begleitstraße und liegen unmittelbar an der Autobahn. Da haben wir von Grund auf schon einen Wettbewerbsnachteil im Bezirk Voitsberg. Die B70 ist zu Stoßzeiten in der Früh und am Nachmittag am Rande der Verkehrsüberlastung. Das kostet Zeit und Nerven und letztendlich den Betrieben Geld oder die Preise unserer Endkunden werden dadurch höher.
Die Bioenergie hat Projekte in rund 30 Gemeinden in ganz Österreich. Können Sie Vergleiche ziehen?
Edler: In Nieder- und Oberösterreich wird alles getan, um Betriebsansiedlungen zu forcieren. In der Raumordnung werden Ackerflächen zu Industriegebiete mit bis zu acht Meter breiten Straßen umgewidmet, damit die Lkw durch Staus keine Zeit verlieren. Aber man braucht gar nicht so weit weg zu schauen. In Gabersdorf bei Leibnitz oder im Raum Ilz-Großwilfersdorf werden große Industrieflächen mit eigenen Begleitstraßen erschlossen.
Wie wichtig sind Straßen für eine Standortentscheidung?
Edler: Das allerwichtigste Kriterium ist die Erreichbarkeit. Wir im Bezirk Voitsberg müssen durch die Aufwertung der B70 eher darauf schauen, dass wir die bestehenden Betriebe nicht auch noch verlieren. Ein Großteil der Industrie im Großraum Graz beginnt zwischen 6 und 7 Uhr mit einer Schicht. Alle fahren zur gleichen Zeit auf der B70, das kostet Nerven und Arbeitsstunden. Eine kleine Rechnung: Wir von der Bioenergie haben rund 40 Servicemitarbeiter, die für ein oder zwei Tage von unserem Hauptquartier in Köflach in andere Gemeinden bzw. Bundesländer ausschwärmen. Mit dem Stop & Go-Verkehr zur Hauptverkehrszeit verlieren wir rund zehn Minuten. Und das rechnen wir jetzt mal 40. Entscheidend sind außerdem Zuliefer- und Weglieferfahrten. Je schlechter ein Lkw eine Fuhre aufnehmen kann, desto höher ist der Preis für die Endkunden. Die große Gefahr ist, dass unsere größeren Betriebe ihre Service-Standorte mittelfristig in andere Bezirke an die Autobahn verlegen, wenn sich bei der B70 nicht rasch etwas ändert. Und dann verliert unsere Lipizzanerheimat wieder wertvolle Arbeitsplätze.
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