Stolz, bei Stölzle gewesen zu sein
Nach 14 Jahren wechselt der ehemalige Stölzle-Geschäftsführer Johannes Schick seinen Job.
Eine Ära geht zuende. In den 14 Jahren wurden Sie zu "Mr. Stölzle". Ihr Resümee?
Johannes Schick: Da muss ich weiter ausholen. Schon in der Schule lebte ich nach dem Motto: Machen - tun - gestalten und war Klassensprecher. Ich habe das Managen und Präsentieren geliebt. Nur Schulsprecher wollte ich nicht werden, das war mir zu politisch. Ich bin für die Politik deswegen nicht geeignet, weil ich sage, was ich mir denke und wovon ich überzeugt bin. Und ich entscheide gerne!
Diese Fähigkeit kam Ihnen bei Stölzle ja sehr zugute.
Schick: Als ich hierher kam, hatten wir mit Bärnbach und Köflach zwei Standorte, die beide nicht voll ausgelastet waren. Zuerst habe ich noch gedacht, dass Mundblashütte und Museum wirtschaftlich ein einzigartiges Merkmal wären, doch bald war klar, dass in Bärnbach nur eine Schaublashütte im Museum bleiben konnte. Wir mussten uns entscheiden und haben uns für den Produktionsstandort Köflach entschieden. In Köflach waren drei Schritte notwendig. Der Basisschritt der Modernisierung des Maschinenparks und der Wanne 2005, der zweite Schritt mit dem Ausbau um weitere Linien und der Fabrikserweiterung 2007/8 und der dritte Schritt im Jahr 2012, wo wir die Braunglasproduktion komplett modernisiert haben inklusive Automatisierung der Verpackung. Innerhalb der nächsten vier Jahre amortisierten sich diese Investitionen, weil wir noch massiver in den Pharmaziebereich eingestiegen sind. Und mit dem neuen Ausbildungszentrum wurde jetzt ein weiterer Meilenstein gesetzt.
Wurden diese Schritte von der Belegschaft immer mitgetragen?
Schick: Mir war es ganz wichtig, unsere Leute immer mit im Boot zu haben. Am Anfang herrschte große Skepsis, doch mit dem zweiten Schritt wuchs die Zustimmung, auch weil wir die Wirtschaftskrise zwischen 2009 und 2011 ohne größere Blessuren überstanden haben. Seit mehreren Jahren herrscht die volle Begeisterung, auch weil wir viel in die Personalentwicklung investierten. Jetzt holen wir Leute, die zu uns wollen. Auch das Führungskräfte- Curriculum hat sich bewährt. Der Faktor Mensch bekommt mit dem neuen Ausbildungszentrum noch eine größere Bedeutung. Inzwischen identifizieren sich sehr viele Weststeirer mit Stölzle.
Jetzt ist Ihre Äre zuende. Gehen Sie mit Wehmut?
Schick: Ich habe es doch selbst so gewollt. Ich bin Anfang 50 und die heutigen 50-Jährigen sind die 40-Jährigen von damals. Meine Frau hat mir eine gute Übung aufgetragen. Ich sollte jeden Tag eine Frage beantworten, aus diesen Antworten habe ich mir einen eigenen Werte- und Kriterienkatalog mit neun Feldern erstellt. Da geht es um Gestaltungsfreiheit, Verlässlichkeit und ähnliche Werte. Welchen neuen Job ich immer angehe, wichtig ist, dass ich diesen Katalog zu 80% umsetzen kann. Ende Juni, Anfang Juli weiß ich, wo meine berufliche Reise hingeht. Dann mache ich eine Weltreise - oder eine weite Reise mit meiner Frau - und stelle mich neuen Herausforderungen. Ich kann nicht ins Blaue hineinleben, dazu bin ich viel zu strukturiert. Ich bekam viele Anrufe aus Frankreich, Italien, Großbritannien, Deutschland und den USA.
Also zieht es Sie in die große weite Welt?
Schick: Eines ist sicher. Ich lebe schon länger in Graz und halte die Steiermark für ganz etwas Besonderes. Ich habe hier meinen Lebensmittelpunkt und das werde ich nicht mehr ändern, auch wenn ich woanders arbeiten sollte. Auch Stölzle war für mich von Anfang an etwas Besonderes und ich bekam viel positives Feedback zum Abschluss. Es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit und macht mir den Abschied leichter. Ich räume die Bühne für meinen Nachfolger, der auf sehr geordnete Verhältnisse aufbauen kann.
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