Gedanken zum Frauentag
"Geht’s den Frauen gut- geht’s uns allen gut"
Obfrau-Stellvertreterin der Frauenberatung Waldviertel, Elisabeth Eckhart, mit Gedanken und Forderungen zum Internationalen Frauentag.
WALDVIERTEL. Seit über 100 Jahren steht der 8. März international für den Weltfrauentag, um an die vielfältigen Kämpfe der Frauen für mehr Gleichberechtigung zu erinnern. Ursprünglich waren es Themen wie das Wahlrecht oder das Recht auf Bildung aber auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen für die Frauen auf die Straße gingen.
Gute Ausbildung - wenig Lohn- viel Arbeit und trotzdem armutsgefährdet
"Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern beschäftigt uns leider auch heute, im Jahr 2024. Obwohl Frauen sich ein Recht auf Bildung erkämpft haben - mittlerweile gibt es in Österreich deutlich mehr Frauen als Männer mit Hochschulabschluss (21,2 % Frauen, 17,1% Männer - Quelle: Statistik Austria) schlägt sich dies weder in gleicher Bezahlung noch in gleichen Karrierechancen nieder.
Vergleicht man die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft, dann betrug der Gender Pay Gap gemäß der Definition von Eurostat in Österreich 2023 18,8 % (EU-27: 12,7 %;).
In Summe führen die niedrigeren Erwerbseinkommen sowie Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, zu einer geschlechtsspezifischen Pensionslücke von 41,6 %. Die durchschnittliche Alterspension der Frauen lag laut den Daten des Dachverbands der Sozialversicherungsträger 2021 bei 1 264 Euro, jene der Männer bei 2 164 Euro“.
Frauen sind immer noch überwiegend verantwortlich für Kindererziehung, Pflege und Haushalt. Aus diesem Grund ist auch die Teilzeitquote trotz prinzipiell hoher Erwerbsbeteiligung von Frauen in Österreich sehr hoch. 2021 betraf dies 72,8% aller Frauen mit Kindern unter 15 Jahren, jedoch nur 6,8% aller Männer in der gleichen Lebenssituation.
Diese Ungleichheit im Erwerbsleben hat schwerwiegende finanzielle Folgen- besonders bei Trennung oder Scheidung sowie im Alter. Aufgrund des aus Teilzeitarbeit und frauenspezifischen Branchen mit niedrigen Löhnen resultierenden knappen Einkommens sind Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen überproportional von Armut bedroht - und das obwohl sie unglaublich viel leisten oder leisten mussten.
Es wundert daher nicht, dass von den aktuellen Krisen (Corona, Energiekrise, Teuerung) Frauen wesentlich stärker betroffen sind als Männer.
Als Frauenberatungsstelle nehmen wir die Auswirkungen deutlich wahr: Immer mehr Frauen suchen unsere Beratungsstelle auf, weil sie in finanziellen Nöten sind, weil sie eine Scheidung trotz unglücklicher Ehe nicht wagen, um nicht in Armut leben zu müssen, weil sie als Pensionistinnen nicht mehr wissen wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Wir versuchen einerseits in Beratungsgesprächen individuell zu helfen, zu beraten und zu unterstützen. Andrerseits ist es uns wichtig, in Workshops - präventiv - Frauen zu informieren, welche finanziellen Auswirkungen welche Lebensentscheidungen auf ihre langfristige finanzielle Absicherung haben - und nicht zuletzt wollen wir Anlässe wie den internationalen Frauentag nützen, um auf diesen gesellschaftlichen Missstand aufmerksam zu machen und gemeinsam zu fordern:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Gerechte Verteilung von Familienarbeit und Beruf für Männer und Frauen!
Bessere finanzielle Unterstützung von Alleinerzieherinnen und Mindestpensionistinnen!"
Elisabeth Eckhart
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