REGIONALPORTRAIT
Aloisia Hasenhütl und ihre bäuerliche Bestimmung

Aloisia Hasenhütl und ihre bäuerliche Bestimmung | Foto: (c) Hermine Arnold
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Heute begebe ich mich auf den Rauchenberg, einem wunderschönen hügeligen und von Wald umsäumten Teil von St. Ruprecht. Dort treffe ich Aloisia Hasenhütl, um mehr zu erfahren, wie heute das Leben einer Landwirtin aussieht. Was bewegt sie, was macht sie glücklich, was macht ihr Angst und wie sieht sie der bäuerlichen Zukunft entgegen?
Bei meiner Ankunft am Bauernhof von Daniel, ihrem Freund, kommen mir 2 Katzen entgegen, eine schmiegt sich gleich zur Begrüßung an meine Beine.

Sie hält es in ihrer Hand: das Glück
Aloisia oder besser Luise (Betonung auf „u“), so wird sie von allen schon seit Kindheit genannt, hat eine wunderbar warme Ausstrahlung. Sie ist glücklich, sagt sie. Und das sieht man ihr auch an. Obwohl sie schon sehr schwierige Zeiten meistern musste und ihr bäuerliches Leben sich im Moment gerade im Umbruch befindet, lebt Luise ganz im Jetzt. Sie genießt die Natur, den Garten, die Tiere und auch das Leben, das gerade noch zwischen ihrem eigenen Bauernhof in Wollsdorf und dem Bauernhof hier am Rauchenberg stattfindet.
Luise ist ein sehr gläubiger Mensch, für sie ist der Sonntägliche Kirchgang nicht Pflicht, sondern ein Bedürfnis. Sie hat sich auch 10 Jahre im Pfarrgemeinderat (1995 – 2005) engagiert, musste dann aber aufgrund der Mehrfachbelastung durch die Angehörigenpflege ihr Amt zurücklegen und sie musste auch auf ein vielgeliebtes Hobby verzichten. Luise singt sehr gerne und das hat sie für lange Zeit auch in der Sängerrunde in St. Ruprecht als Sopran praktiziert. Irgendwann wird sie sicher wieder Zeit für das Chorsingen finden.

Ein Blick in die Vergangenheit
Die Historie der Landwirtschaft ihrer Vorfahren geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und ist mit dem Namen Wieser verbunden. Vor dem 2. Weltkrieg war die höchste Hausnummer in Wollsdorf 39. Von den Bewohnern waren mehr als die Hälfte Bauern. Davon gab es einige große und mittelgroße Bauernhöfe, aber es gab auch die „Keuschler“, die sich und ihre Familie mit einer Kuh, ein paar Schweinen und Hühnern und einem großen Garten gerade selbst versorgen konnten. Sie haben meist auch als Tagewerker bei den anderen Bauern geholfen und im Austausch dafür Gegenleistungen in Form von Naturalien bekommen. Die Landwirtschaft von Luises Vorfahren war eher klein.

Heute gibt es in Wollsdorf (466 Einwohner - Erhebung 1.1.2019) nur mehr wenige Bauern, viele davon haben sich spezialisiert. Es gibt
• einen Erdbeerbauern
• einen jungen Bauern mit Freilandeiern, seine Eltern haben Zucht- und Mastschweine
• einen Obstbauern
• einen Großbauern, der seine eigenen und gepachteten Felder bewirtschaftet und
• einen pensionierten, aber trotzdem nicht untätigen Kleinbauern
• und eben Luise, die ihre Kühe voriges Jahr verkauft hat und nur mehr Wiesen, Äcker und einen kleinen Wald bewirtschaftet.

Eine Bäuerin aus Leidenschaft
Luise erzählt, dass sie schon in der Volksschule wusste, dass sie Bäuerin werden wollte. Etwas anderes kam nie in Frage. Später besuchte sie die landwirtschaftliche Fachschule in Haidegg in Graz-Ragnitz, die übrigens voriges Jahr geschlossen wurde. Schwerpunktmäßig beschäftigte man sich dort mit Hauswirtschaft. Obst- und Gartenbauaspekte wurden im Unterricht abgedeckt, aber Viehzucht wurde dort nicht gelehrt.

Bis voriges Jahr hatte Luise noch Kühe, davor hatte sie auch ein Schwein für den Eigenbedarf. Aber die EU hat vorgeschrieben, dass man Schweine und Rinder nicht im gleichen Stall zusammen aufziehen darf. Und einen eigenen Stall für das Eigenbedarfsschwein hat sich Luise dann doch nicht leisten können. Im Moment hat Luise noch Hühner in Wollsdorf, die sie täglich versorgt. Aber über kurz oder lang werden die vermutlich auf den Rauchenberg siedeln.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft
Welche Pläne hat Luise für die Zukunft? Luise hat neben der Landwirtschaft ihre Mutter gepflegt, die im letzten Jahr verstorben ist. Auch ihren Onkel hat sie 8 Jahre lang bei sich zu Hause in Wollsdorf gepflegt. Nach seinem Tod übernimmt sie nun seine Landwirtschaft in Postelgraben. Das Wirtschaftsgebäude wurde 2018 schwer vom Hagel getroffen. Luise wollte es wieder fit machen lassen, aber bei genauerem Augenschein hat sich herausgestellt, dass man es nur abreißen und wieder neu bauen kann. Auch beim Wohngebäude gibt es vieles herzurichten bzw. neu zu bauen, um als Bäuerin neu durchstarten zu können.

Luise ist hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Wollsdorf, Rauchenberg und Postelgraben. Sie träumt in der Zukunft von biologischer Landwirtschaft und ab Hof Verkauf. Aber es ist noch unklar wie es mit einer Baugenehmigung in Postelgraben aussieht, da gibt es noch Unklarheiten bezüglich „Geruchskreis“. In Abhängigkeit von der Anzahl der Tiere eines Bauern muss ein Mindestabstand zu den Stallungen eingehalten werden, wenn man ein Wohnhaus errichtet.

Aber bis das alles geklärt ist, lebt sie glücklich am Rauchenberg mit Daniel, seinen Schafen, Hühnern, einem 24 Jahre alten Esel, den 20-jährigen Katzen und ab und zu kommt dann auch noch Konstantin, der Neffe von Daniel, mit seinen zwei Ziegen vorbei.

Der Wunsch für die Zukunft
Der Klimawandel hat schon jetzt starke negative Auswirkungen auf die Menschen und ihre Landwirtschaft. Luise wünscht sich, dass es der Landwirtschaft in Zukunft gelingt ökologisch und umweltbewusst zu arbeiten. Dazu gehört auch der Humusaufbau auf den Äckern.
Und Luise wünscht sich mündige Konsumenten, die genauer darüber nachdenken was sie wirklich brauchen, wenn sie einkaufen. Konsumenten stellen hohe Ansprüche an die Landwirtschaft. Dann ist es auch nur fair, dass die Konsumenten auch ihr Versprechen einhalten, das qualitativ Hochwertige zu kaufen.

Und wir alle brauchen die bäuerliche Landwirtschaft, denn mit ihr lebt die Seele eines Dorfes.

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
NEDI Regionalportrait
www.nedi.at

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