Das Projekt "Bank für Gemeinwohl" eröffnet Büro in Weiz
Eingebettet in eine Bürogemeinschaft mit Kreativunternehmen, darunter die Agenturen "cardamon" und "wurzinger design", eröffnete die Bank für Gemeinwohl-Genossenschaft (BfG) ihr erstes steirisches Regionalbüri in Weiz. In der Dr.-Karl-Renner-Gasse, im Gebäude gegenüber des Weltladens, ist es nach Standorten in Villach, Klagenfurt, Innsbruck und Linz bereits das fünfte Büro.
"Es entsteht zurzeit ein Ethikfinanzinstitut, das direkt von der Zivilgesellschaft selbst gegründet wird", so Regionalgruppenkoordinatorin Alexandra Scheucher. Die 2014 gegründete BfG soll es allen Bürgern möglich machen, mit einer Einlage von 200,- bis 100.000,- Euro, Mitbegründer zu werden. "Dabei hat jeder Genossenschafter unabhängig von der Höhe der Beteiligung die selben Rechte und Einflüsse", betont BfG-Vorstand Christine Tschütscher. "Weg kommen und unabhängig sein von großen, undurchschaubaren Bankinstituten."
Gemeinwohlkonto ab 2018
Tschütscher präsentiert auch die neuen Pläne der BfG, die bei der letzten Generalversammlung im Oktober beschlossen wurden. 2017 will die BfG eine gemeinwohlorientierte Crowdfunding-Plattform für gemeinwohlgeprüfte Projekte unter Einbeziehung der Expertise der Mitglieder aufbauen und 2018 das erste Gemeinwohlkonto Österreichs anbieten. Dieses Konto mit Bankomat- und Kreditkarte soll der Durchführung von Zahlungsverkehr für Geschäftskunden ebenso wie für Privatpersonen dienen und einen Gemeinwohlbeitrag enthalten: "Wir finanzieren damit günstige Sozialkonten für Menschen mit geringem Einkommen, Beiträge für Umweltinitiativen usw.", erklärt Tschütscher. Sie sieht in den beiden Bausteinen Crowdfunding und Gemeindwohlkonto zukunftsweisende Schritte zum ethischen Banking in Österreich. "Wir haben ein völlig neues Modell einer interaktiven und partizipativen Finanzgenossenschaft geschaffen, geprägt von regelmäßigen Versammlungen, bald auch mithilfe eines digitalen Partizipationstools", so Tschütscher.
Finanzdienstleistungen für die Realwirtschaft
Die Genossenschaft will nicht gewinnmaximierend agieren, sondern die gemeinwohlorientierte Realwirtschaft fördern. Abseits des aktuellen Trends zu Großbanken sei das neue Institut ein Signal für mehr Vielfalt und Nachhaltigkeit in der Bankenlandschaft.
Prominente Unterstützer und Gesellschafter wie etwa Chocolatier Josef Zotter, Schauspieler Alexander Tschernek oder Weihbischof Franz Scharl, sind von der Idee, die in vielen anderen Ländern längst Praxis ist, überzeugt. Erhard Glötzl, ehemaliger Direktor der Stadtwerke Linz: "Das heutige Finanzwirtschafts- und Bankensystem unterstützt in immer höherem Maße nur die Umverteilung von Gütern und immer weniger die Schaffung von Realgütern. Die Bank für Gemeinwohl ist ein erster richtiger Schritt, diesen Trend umzukehren."
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