Hohenilz/Puch
Treffpunkt Kunst im Gespräch mit Anna Jenner

Anna Jenner ist Bildhauerin und Formgeberin, sie war eine der ersten Studentinnen von Wander Bertoni, einem der renommiertesten Bildhauer Europas. | Foto: Hermine Arnold
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  • Anna Jenner ist Bildhauerin und Formgeberin, sie war eine der ersten Studentinnen von Wander Bertoni, einem der renommiertesten Bildhauer Europas.
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Kürzlich durften wir die außergewöhnliche Künstlerin Anna Jenner zu einem Interview in Hohenilz, in der Gemeinde Puch bei Weiz, besuchen. Sie lebt in einem idyllischen Bauernhaus mit jahrhundertealter Geschichte. Ihre vielseitige Kunst ist dort allgegenwärtig: im Eingangsbereich, im Garten, im Wohnbereich, in Archivräumen und mehreren Atelierräumlichkeiten. Sie freut sich über unseren Besuch und dass sich jemand für ihre Kunst interessiert. Eigentlich ist sie ein Geheimtipp, aber wir finden, dass sich das ändern sollte!

HOHENILZ/PUCH/WEIZ. Wir werden von der Künstlerin Anna Jenner direkt vor ihrem Haus empfangen, denn das Navi hat schon so manchen Besucher in der schönen Pucher Gegend herumgeschickt. Beim Eintritt in den Hof des idyllischen Bauernhauses ist klar: hier wohnt eine Bildhauerin und Formgeberin, deren zentrales Gestaltungselement die menschliche Figur ist. – Wie wir noch sehen werden, in plastischen, malerischen aber auch in grafischen Kompositionen.

Foto: Hermine Arnold

Annas künstlerisches Reich

Wir genießen das herrliche Sonnenlicht und das angenehme Mikroklima im Hof. Das Wohnhaus und das Ateliergebäude (ehemaliges Stallgebäude) sind durch einen weitreichend überdachten Eingangsbereich miteinander verbunden.

Wir schlendern durch Annas Freiluft-Skulpturenpark, der mit Relief-Werken und Keramikbildern an den Hauswänden ergänzt ist. Für ihre Formgebung kommen unterschiedlichste Materialien zum Einsatz: Gemische aus Ziegelmehl und Beton, Polyester-Marmorsand, Papier-Ton (Paperclay) und spezielle Acrylgemische für große Reliefs, sowie Ton und Holz.

Foto: Hermine Arnold

Einige der großen Skulpturen stammen noch aus ihrer Berliner Zeit, denn Anna Jenner war auch eine Abenteurerin, bevor sie hier mit ihrem Mann Gero Jenner sesshaft geworden ist.

Vom Rechteck zur Kugel

Annas Kunst ist hier in Hohenilz 22 omnipräsent. Während ihrer Führung durch die verschiedenen Räume des Wohnhauses erzählt die Künstlerin von der Weiterentwicklung in ihrer gedanklichen und formgebenden Künstlerwelt. Sie möchte aus der Begrenztheit des Rechtecks (zum Beispiel Relief) ausbrechen und nähert sich spielerisch den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der Kugelform und ihrer Abstraktionen. Immer aber bleibt das Organische sichtbar. Im Zentrum steht der Mensch als Individuum aber auch als Gruppe in der Gesellschaft, dessen Form und Thema in Zusammenhang gebracht wird.

Foto: Hermine Arnold

Wir bestaunen Annas unglaubliches Gesamtwerk in Form von Plastiken, Malerei, Zeichnungen und Druckgrafiken. Diese sind meist in erdigen Farbtönen gehalten. Anna Jenners Kunst besitzt ein Markenzeichen, die ihre Objekte und Bilder unverwechselbar machen.

Glückliche und angstfreie Kindheit und Jugend

Annas Lebensgeschichte ist sehr spannend. Sie ist als Kind der Nachkriegsgeneration in Frauenkirchen im Burgenland in bescheidenen Verhältnissen, aber glücklich, aufgewachsen. Schon ihr Vater, der aber leider sehr früh verstorben ist, hat sich mit Malerei beschäftigt. Er hat aber keinen Brotberuf daraus gemacht. Anna erzählt mit leuchtenden Augen:

„Als ich jugendlich war, konnte man völlig angstfrei und noch mit Wenigem leben, denn man konnte in den Zeiten des Aufschwungs jederzeit Arbeit finden.“

Anna Jenner lebt für die Kunst | Foto: Hermine Arnold
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Wanderjahre in Wien – Bordeaux – Rom – Berlin

Anna Jenners Eltern ermöglichten ihrer Tochter ein Studium der Bildhauerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Dort war Anna eine der ersten Studentinnen von Wander Bertoni, einem der renommiertesten Bildhauer Europas. Der Künstler war sehr angetan von Annas Talent und hat deshalb wohlwollend versucht, an ihrem schöpferischen Prozess aktiv teilzuhaben. Sie lächelt, als sie erzählt, dass sie das eigentlich ziemlich gestört hat, denn sie wollte schon immer eigenständig arbeiten.

Ein Stipendium führte nach Frankreich, wo sie einen einjährigen Studienaufenthalt in Bordeaux absolvierte. Von dort aus ist sie auch viel herumgereist, so war sie zum Beispiel im Baskenland, in Paris und La Rochelle.

Danach begleitete sie ein befreundetes Berliner Bildhauer-Ehepaar, das ein Stipendium für Rom in der Künstlersiedlung Villa Massimo erhalten hatte. Sie betreute zum einen die Tochter des Ehepaares,

"als Kind wollte ich schon immer Kindergärtnerin werden".

Zum anderen nutzte sie auch das Atelier für ihre eigene künstlerische Weiterentwicklung.
Anschließend ist sie dem Künstler-Ehepaar nach Berlin gefolgt und hat dort insgesamt sechs Jahre als freischaffende Künstlerin gearbeitet.

Die weitgereiste Künstlerfamilie wird sesshaft

Annas Mann Gero (er ist renommierter Autor und Publizist) lächelt:

"Nach dem Jahr in Frankreich ging sie mir ja ins Netz …".

Noch in Berlin kamen die gemeinsamen drei Kinder Vincent, Barbara und Igmar zur Welt. Aber egal in welcher Lebenssituation sich Anna befand, zumindest 2 Stunden am Tag hat sie sich ihrer Kunst gewidmet.

Nachdem Geros Arbeitsvertrag ausgelaufen war, suchte er dann ein neues gemeinsames Zuhause in der Region Graz und Umgebung. Innerhalb einer Woche hat er das Haus in Puch gefunden, indem beide mittlerweile mehr als 40 Jahre leben. Ursprünglich war hier nur ein vorübergehender Wohnsitz geplant, aber dann haben die Jenners hier „Wurzeln geschlagen“. Seit 1982 verfolgt Anna hier ihre freischaffend-künstlerische Tätigkeit.

Foto: Hermine Arnold

Das rund 250 Jahre alte Rauchstuben-Haus erforderte allerdings viel Arbeit. Es war lange Zeit leer gestanden und musste renoviert werden. Die Holzmauern mussten vom Verputz und darunter liegenden angenagelten Schilfschichten befreit werden.

Besonders gerne erinnert sich Anna an ihre Lehrtätigkeit als „Kunsterzieherin“, wo sie 7 Jahre in Birkfeld und anschließend in Weiz mit großer Freude und großem Engagement tätig war. Im Alter von 50 Jahren hat sie dann noch – wie viele steirische Lehrer ihrer Generation – die Lehrerausbildung nachgeholt. In ihrer Zeit als Kunstvermittlerin, besser noch: Kunstbotschafterin, hat Anna sich in unterschiedlichste Themen und Techniken eingearbeitet. Sie hat sich selbst intensiv damit auseinandergesetzt, damit sie ihren Schülerinnen und Schülern möglichst viel anbieten konnte; – in einem spielerischen Zugang, aber mit hoher Qualität.

Foto: Hermine Arnold

Annas Leben für die Kunst

Anna Jenner hat ihr Leben voll und ganz der Kunst gewidmet. Sie hat noch vieles vor, möchte noch vieles lernen, entdecken, erforschen und kreieren, auch Bestehendes verändern und weiterentwickeln. Nichts soll sie von ihrer Arbeit, von ihrer eigentlichen Bestimmung abhalten; - schon gar nicht Zeit für Facebook, Insta, Homepage und sonstige mediale Arbeit.

Gero:

"Meine Frau hat in der Hinsicht kein Talent, nämlich das Talent, sich in den Vordergrund zu spielen. Ich habe mich früher einmal dazu erboten für sie Reklame zu machen. Das hat sie auch abgelehnt, sodass wir beide keine Reklame für uns machen."

Anna:

"Ich bin auch keine Geschäftsfrau. Ich mache von Zeit zu Zeit gerne auch Ausstellungen, aber nur wenn jemand zu mir kommt. Ich selbst kümmere mich nicht darum."

Wir finden, dass Anna Jenner einen eigenen Skulpturenwanderweg, eine Dauerausstellung, mehr noch: ein Museum - wie ihr berühmter Professor Wander Bertoni - verdient hätte. Vielleicht eine wunderbare kulturelle Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten in der Pucher Apfelstraße?

Vielen Dank für das inspirierende Interview, liebe Anna Jenner!

Hermine Arnold
Freie Redakteurin
https://www.nedi.at

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