Mythos Puch
Die Farben der Geschwindigkeit
Möchte jemand für billige Massenware einen etwas höheren Verkaufsreis durchsetzen, wird zum Beispiel das Wort „Design“ draufgeklebt. Das tut dann so, als wäre „Design“ für sich schon ein Qualitätsmerkmal. Mumpitz!
Mit dem Design ist es wie mit der Kultur: dazu hat heute jeder Mensch eine Meinung. Ich halte ja Ramsch auch für ein interessantes Thema. Aber derzeit beschäftigt mich im Rahmen von „Mythos Puch VIII“ die Designgeschichte von Automobilen.
Was umgibt uns alle jeden Tag und ist immer auch ein persönliches Statement, selbst wenn wir das nicht bewußt wahrnehmen? Kleidung (Dress Code), Baukunst (Architektur) und Industriedesign für die Güter aus Massenfertigung umgeben uns ständig. Je nach Geschmack und Budget gehen wir darauf mehr oder weniger konkret ein.
Wir befinden uns derzeit mitten in der Vierten Industriellen Revolution. Es ist deutlich zu spüren, daß sich die Automobilwelt eben grundlegend verändert, auch wenn das vielen Leuten nicht paßt. Das gibt neuerdings oft Anlaß zu Debatten und Polemik.
Ich sehe mir gerade das 20. Jahrhundert genauer an. Dabei fällt auf: mit dem Jahr 1909 setzt ein radikaler Modernisierungschub ein. Der Große Krieg bündelt ab 1914 viele Ressourcen für technische Entwicklungen.
Ab 1920 verändern Technologissprünge die Automobilwelt. Ab 1933 setzt sich technisch die Stromlinie durch und wirkt bis heute als kultureller Code. Was sich in all dem an den Automobilen zeigt, hat seine Wirkungen auch in übrigen Lebensbereichen.
Aus der Antike kennen wir die Unterscheidung zwischen den „freien Künsten“ und den „knechtischen Künsten“. Der Begriff „téchne“ machte damals aber keinen Unterschied zwischen Kunst und Handwerk. Das ist heute anders.
Allerdings ist der Begriff Design wenigstens seit dem 16. Jahrhundert dokumentiert. Im aktuellen Sinn wird das Wort etwa seit 1933 verwendet. Das war, wie oben angedeutet, auch der Beginn der Stromlinien-Ära, die aus dem Art deco hervorgegangen ist.
Designer Carrol Gantz meint übrigens, das Industriedesign beginne praktisch rund um 1700 mit neuen Gußtechniken in der Eisenverarbeitung. Aber zurück zum 20. Jahrhundert. Ich habe begonnen, eine kleine Serie zu schreiben, bei deren Folgen man beliebig hin- und herspringen kann, um sich Eindrücke jener Entwicklung zu holen.
„Tropfen und Flügel“, „Vom Tablett zum Torpedo“, „Blockhütte auf Rädern“, „Grobe Keile und stämmige Skulpturen“… die Reihe bietet einen grundlegenden Überblick; und sie handelt auch vom Luftschiff „Estaric I“ der Renner-Buben. (Davon demnächst mehr!)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.