Wiener Tafel warnt
Die Teuerung macht armutsbetroffene Menschen krank
Die Inflation steigt immer weiter. Die Wiener Tafel befürchtet, dass besonders armutsgefährdete Menschen dadurch nicht nur soziale, sondern auch gesundheitliche Folgen davontragen.
WIEN. Die Inflation erreicht nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich Rekordhöhen. Sie hat diesen Juli die höchste Teuerungsrate seit Februar 1975 erreicht. Besonders betroffen davon sind Menschen, die schon bislang mit ihrem Geld kaum über die Runden gekommen sind.
"Immer mehr Menschen kämpfen mit den steigenden Preisen und müssen sich beim Lebensmittelkauf einschränken", so Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel. Die Nachfrage bei Hilfsangeboten, wie der Wiener Tafel oder Lebensmittelausgabestellen, steigt weiterhin rasant an.
Lebensmittelspenden reichen nicht
"Die Lebensmittelspenden reichen oft nicht, um den wachsenden Bedarf zu decken", weiß Gruber. Das führt dazu, dass immer mehr Menschen ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken können. "Das betrifft auch eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln", so Gruber.
Eine Befragung der Statistik Austria zeigt, dass sich hochgerechnet etwa eine halbe Million Menschen keine Hauptmahlzeit jeden zweiten Tag leisten können, so die Sprecherin der Wiener Tafel. So müssen immer mehr Menschen erstmals auf Angebote wie die Wiener Tafel oder Sozialmärkte zurückgreifen. Inzwischen übersteige aber die Nachfrage die Kapazitäten der Hilfsangebote.
Verschlechterung der Gesundheit
"Bei fehlender Unterstützung wird sich die Ernährung betroffener Menschen sowohl quantitativ als auch qualitativ verschlechtern", warnt Gruber. "Eine vollwertige Ernährung ist grundlegend für ein gesundes Leben. Für immer mehr Personen entscheidet jedoch die finanzielle Lage, nicht Genuss oder Gesundheit, welche Lebensmitteln auf den Tisch kommen."
Vor allem gegen Ende des Monats werde die Ernährung in betroffenen Haushalten noch einfacher und einseitiger und besteht manchmal nur noch aus Nudeln oder Toastbrot. Weit weg also, von einer vollwertigen und gesunden Mahlzeit.
Folgen von Ernährungsarmut
Neben psychischen Belastungen und Stress führt die Unsicherheit der Ernährung auch oft zu Müdigkeit, Schwindel und Energielosigkeit. Besonders Kinder, die keinen gesicherten Zugang zu Lebensmittel haben, werden in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, leiden unter Schlafstörungen und können sich in der Schule nicht konzentrieren, weiß die Sprecherin der Wiener Tafel.
Ein durch mangelhafte Ernährung geschwächtes Immunsystem ist anfälliger für Krankheiten und Infektionen. Die Folge: Menschen mit niedrigem Einkommen sind gefährdeter, ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes zu entwickeln.
Auch soziale Ausgrenzung
"Essen hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert", so Gruber. Dabei geht es nicht nur um das leibliche Wohl, sondern auch um soziale Kontakte und das Miteinander. Ernährungsarmut bedeutet etwa, dass man nie für Freundinnen und Freunde kochen, nie mit der Familie auf ein Eis gehen oder den Kindern eine Geburtstagstorte backen kann. "Das ist für alle Beteiligten sehr belastend und führt zu einer sozialen Ausgrenzung", warnt Gruber.
Um dies zu verhindern oder zumindest zu verringern, arbeitet das Team von der Wiener Tafel auf Hochtouren. "Wir versorgen etwa 20.000 Menschen in rund 100 Sozialeinrichtungen kostenlos mit geretteten Lebensmitteln", so Gruber.
Doch durch erhöhte Preise ist der Verein zunehmend belastet und hofft auf vermehrte Unterstützung. Gleichzeitig sieht die Wiener Tafel auch die Politik in der Verantwortung, die steigende Ernährungsunsicherheit aktiv zu bekämpfen. Wer helfen möchte, kann sich direkt an die Wiener Tafel wenden.
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