Virologe gibt Antworten
Ist man nach einer Coronavirus-Infektion eigentlich immun?

Kann ein Patient, der mit dem Coronavirus infiziert war, nach Ausheilung der Erkrankung noch ansteckend sein? Ist man nach einer durchgestandene Infektion mit SARS-CoV-2 eigentlich wirklich immun? Weltweit diskutieren Virologen über diese Fragen. | Foto: Pixabay
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Kann ein Patient, der mit dem Coronavirus infiziert war, nach Ausheilung der Erkrankung noch ansteckend sein? Ist man nach einer durchgestandene Infektion mit SARS-CoV-2 eigentlich wirklich immun? Weltweit diskutieren Virologen über diese Fragen, denn chinesische Mediziner haben nun berichtet, dass vier Covid-Patienten, die nach Abklingen der Symptome zweimal im Abstand von einem Tag negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden waren, nach fünf bis 13 Tagen positiv testeten. Im Netz kursieren Gerüchte von plötzlichem Herztod ob erneuter Infektionen: Was stimmt denn nun? Die RMA fragte bei einem Experten direkt nach, der österreichische Virologe Otfried Kistner stand Rede und Antwort.. 

ÖSTERREICH.
RMA: Herr Kistner, ist ein mit dem Coronavirus infizierter Mensch auch nach Ausheilung der Covid-Erkrankung noch ansteckend?
Otfried Kistner, Virologe: "Nach dem derzeitigen Kenntnisstand und Erfahrungen mit anderen Coronaviruserkrankungen ist er nicht mehr ansteckend. Wenn man dennoch nach einer Erkrankung positiv getestet wird, dann hängt das meist mit der Testung zusammen. Das größte aktuelle Problem ist, dass es keinen serologischen Nachweis gibt. Aktuell können wir nur das Vorhandensein des Virus nachweisen, aber nicht, wie reagiert unser Immunsystem darauf, also werden Antikörper gebildet. Und das ist eigentlich das Wichtigste, wenn man virale Erkrankungen untersuchen will. Und da haben wir noch ein weiteres Problem: Je nachdem, wo man die Probe entnommen hat, gibt's unterschiedliche Resultate. Hat man einen Abstrich aus dem Rachen genommen, dann kann es auch sein, dass nur die genetische Information des Virus lokal im Rachen nachzuweisen ist, aber das so nachgewiesene Virus selbst nicht vermehrungsfähig ist und den Körper gar nicht befallen hat, man folglich vermehrungsfähige ansteckende Viren gar nicht weitergeben kann. Das ist das Problem der aktuellen Testung, der PCR-Analyse. Ob zu wissen, ob jemand die Infektion wirklich weitergeben kann, müsste man das Lungensekret testen oder idealerweise auf das Vorhandensein von vermehrungsfähigen Viren schauen."

RMA: Das bedeutet also, mangels serologischem Nachweis können wir mit heutigem Wissenstand noch nicht sagen, ob wir gegen SARS-CoV-2 Immunität entwicklen?
"Ja, aber es gibt aktuell viele Institute, die an serologischen Tests arbeiten. Aber das ist eine schwierige Sache. Sie sind jedenfalls essentiell, damit man mehr Hintergrundforschung betreiben kann, um Aussagen über den persönlichen Schutz meines Immunsystems und der Gefährdung der Ausbreitung  machen zu können. Um abschätzen zu könne, wie gefährlich ist es für uns ist und wie groß die Ausbreitung sein könnte, dafür wäre auch eine andere Analyse notwendig. Nämlich: Wieviele sind tatsächlich schwer erkrankt, wieviele leicht, man müsste sie nach Alter und Risikogruppen aufsplitten. Wenn man dann die Antikörper erstellt, kann man mehr sagen. Momentan haben wir zu wenig Daten über die Anzahl an Rekonvaleszenten: Nur eine serologische Analyse  würd zeigen könne, wie geschützt ist man oder kann man sein. Die Analyse würde zeigen, wie hoch ist die Chance, um 'Immunkorrelate' abzuleiten.

RMA: Nun haben Horrormeldungen von plötzlichem Herztod bei einer Coronavirus-Zweitinfektion viele verunsichert, Experten diskutieren, ob man gegen SARS-Covid-2 Immunität aufbauen kann oder ob eine durchgestandene Infektion den Patienten fortan Immunität gewährt, was stimmt denn nun?
"Ja, das ist tatsächlich ein Problem, denn faktisch wissen wir das einfach nicht. Bei anderen Virusinfektionen, etwa der Influenza, ist man geschützt. Etwa auch bei SARS, und nachdem das Coronavirus damit artverwandt ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß. Aber wissen tun wir es nicht." 

Virologe Otfried Kistner im RMA-Interview mit Anna Richter-Trummer: "Das SARS-CoV-2 ist nicht so aggressiv." | Foto: privat
  • Virologe Otfried Kistner im RMA-Interview mit Anna Richter-Trummer: "Das SARS-CoV-2 ist nicht so aggressiv."
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RMA: Zurzeit ist ebenso unklar, wie lange diese mögliche Immunität anhalten könnte, stimmt  das?
"Ja, das ist korrekt, das ist unterschiedlich, bei vielen Viren ist man lebenslang geschützt, aber nicht bei allen. Das hängt vom Ausbilden von Gedächtniszellen ab, aber bei vielen Erkrankungen sieht man, die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß."

RMA: Ein solcher Immunschutz setzt allerdings voraus, dass das Virus nicht in der Zwischenzeit mutiert ist, korrekt?
"Ja genau, und da stellt sich auch die Frage, wo mutiert es, das Virus besteht ja aus vielen Eiweißen, wenn diese Bereiche mutieren, dann ist man nicht immun. Bei der Influenza etwa, deshalb gibt es auch jedes Jahr einen anderen Grippeimpfstoff. Bei SARS ist das eher nicht der Fall, bei Mutationen sind die Antikörper ausreichend."

RMA: Unser Immunschutz hängt also maßgeblich davon ab, wie stark das Virus mutiert?
"Ja, und dazu  wäre es gut, serologische Tests zu haben. Und das dauert einfach lange. Aber unter Anbetracht der Fakten – am 31. Dezember gab es die ersten Hinweise auf die Erkrankung, dann musste man einmal das verursachende Agens, des Coronavirus erst einmal identifizieren – liegen wir gut in der Zeit. Ich hoffe, wir haben die ersten Tests in den nächsten vier Wochen. Die Ebolafälle haben gezeigt, dass ein Impfstoff auch schneller zu entwickeln geht als 18 Monate. Die ersten Impfstoffe könnten wir schon in sechs bis neun Monaten haben. Da spreche ich jetzt noch nicht von der Zulassung. Aber man könnte schon impfen. Je nachdem, ob eine Regierung das Risiko eingehen würde. Und so wie die Situation sich in China entwickelt, würde man sich wohl eher absichern und auf die Zulassung warten."
Mehr dazu: "Mama, wie gefährlich ist das Coronavirus?"
RMA: 78 betroffene Länder, etwa 3.000 Tote und 93.000 Infizierte, macht Ihnen die Ausbreitung des Coronavirus Angst?
"Nein. Ich glaube die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus ist sehr gering. Die meisten Infektionsfälle in Österreich sind derzeit aus anderen Ländern importiert, das heißt in Österreich gibt es noch keine große Übertragungskette von Mensch zu Mensch. Auch das Gesundheitspersonal ist sehr wenig betroffen, das heißt, das SARS-Coronavirus-2 ist nicht sehr aggressiv. Da war das Virus etwa 2009 bei der Schweinepandemie viel aggressiver, da hatte jeder die Chance zu erkranken, es gab Lungenentzündungen bei gesunden Erwachsenen, und nicht nur bei den üblichen Risikogruppen wie kleinen Kindern und älteren Personen. Und interessant war, dass es damals sogar einen Impfstoff dagegen gegeben hatte, aber die meisten Leute haben es abgelehnt, sich impfen zu lassen – mir unerklärlich. Jetzt im aktuellen Fall mit dem Coronavirus sind ja derzeit hauptsächlich ältere Personen mit bereits vorhandenen Grunderkrankungen wirklich in Gefahr und davon nur wenige Prozent tatsächlich tödlich, dennoch hat jeder Angst. Also das H1N1-Virus, das die Grippepandemie von 2009 verursacht hat, hat sich so schnell weltweit verbreitet, dass die WHO sofort reagierte.

RMA: Sie meinen, die Lage 2009 mit der Schweinegrippe H1N1 war viel, viel gefährlicher?
"Ja natürlich, aber die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit war viel geringer. Aber das hat uns Virologen schon bei SARS so interessiert, damals gab es nur ca. 8000 nachgewiesenen Infektionen mit ca. 800 Todesfällen, alles über 60-jährige, außer Todesfällen in China gab es noch einen Toten in Kanada. Trotzdem war da eine Panik, Fluglinien sind Bankrott gegangen. Und bei der Schweinegrippe, da gab es viel mehr Tote, aber viel weniger Aufmerksamkeit. Wir Virologen fragen uns: Warum gibt es Viren, die 'sexy' sind und viel Aufmerksamkeit generieren, und andere, die viel gefährlicher  sind, und die 'noch nicht einmal ignoriert werden', wie man auf Wienerisch so schön sagt. Bei der Vogelgrippe etwa, da hatten wir eine Sterblichkeitsrate von 50 Prozent, bei SARS nur 10 Prozent. Das wäre unter uns Virologen der Alptraum, ein Grippevirus mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit des H1N1-Virus von 2009 mit der Sterblichkeit von H5N1, der Vogelgrippe."

RMA: Zurück zum Coronavirus: Wenn man bei einer Sekundärinfektion nicht immun wird, was bedeutet das?
"Nun, dass dies überhaupt möglich wäre, dass es zu einer Sekundärinfektion kommt, das halte ich für eher unwahrscheinlich. Denn dann würde wir das in Wuhan schon sehen, und die WH0 würde vor einer zweiten Krankheitswelle in China warnen. Dann müsste man schon einen Ansprung an Erkrankten sehen, aber den sieht man nicht, sondern es sieht eher danach aus, dass es sich in China ausläuft, während die Zunahme in Europa genauso wie zu Beginn der Epidemie in China verläuft. Die Frage ist: Wann erreichen wir in Europa den Höhepunkt? Wie lange wird das noch dauern?"

RMA: In zahlreichen Social Media kursieren Informationen, dass es bei einer Sekundärinfektion mit dem Coronavirus zu plötzlichem Herztod kommt. Auch die New York Post hat darüber geschrieben. Was sagen Sie dazu?
"Zu Sekundärinfektion und plötzlichem Herztod, das fehlen uns einfach jegliche Daten. Aber es ist grundsätzlich möglich. Bisher wird auch nur von Einzelfällen gesprochen, also jedenfalls handelt es sich um keine Gefahr für eine größere Bevölkerungsgruppe. Und ich muss auch sagen, grundsätzlich finde ich, wie China mit der Situation und dem Ausbruch des Coronavirus umgegangen ist, das war sehr professionell."

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