GÖG-Drogenbericht 2022
Mehr Drogentote in Wien, Konsum relativ stabil
Laut jüngsten Umfragen haben 27 Prozent der befragten Wienerinnen und Wiener Konsumerfahrungen mit Cannabis. Die meisten der Konsumenten von illegaler Drogen in Österreich leben in Wien. Und: 2020 gab es mehr Drogentote als im Jahr davor.
WIEN. Einerseits freuen sich die Gesundheitsexpertinnen und -experten, dass laut jüngsten Zahlen Jugendliche weniger rauchen und in Österreich generell weniger Alkohol getrunken wird. Anderseits sorgt man sich um einen deutlichen Anstieg drogenbezogener Todesfälle aus dem Jahr 2021, aus dem die letzten Zahlen bekannt sind. Martin Busch meint, dass das ein erstes Anzeichen einer Verschärfung der Drogensituation sei.
Der Leiter des Kompetenzzentrums Sucht an der Gesundheit ÖsterreichGmbH (GÖG) kommentierte damit den am Donnerstag, 2. März, veröffentlichten "Bericht zur Drogensituation 2022". Die BezirksZeitung hat sich den Bericht angeschaut und fasst die wichtigsten Wien-Fakten zusammen.
27 Prozent konsumier(t)en Cannabis
Wenn man sich die Zahlen aus dem jüngsten Wiener Suchtmittelmonitoring aus dem vergangenen Jahr anschaut, liegt die Lebenszeitprävalenz (also Konsumerfahrung) in Wien am höchsten beim Cannabis - 27 Prozent. Es folgen: biogene Drogen (neun Prozent), "Ecstasy", Kokain (jeweils sechs Prozent), Amphetamin (fünf Prozent) sowie "Liquid Ecstasy" und LSD (jeweils vier Prozent).
In Österreich konsumieren bis zu 40.000 Personen risikoreich Opioide, meist in Kombination mit anderen illegalen Drogen, Alkohol oder Psychopharmaka. Die meisten davon – etwa die Hälfte – lebt in Wien. Mehr als drei Viertel der Betroffenen sind Männer, nur acht Prozent sind unter 25 Jahre alt und 61 Prozent sind 35+ Jahre alt. Doch die gute Nachricht ist, dass alle Daten aus dem Drogenmonitoring eine Stagnation bei den unter 25-Jährigen beim risikoreichen Opioidkonsum zeigen.
74 Drogentote im Jahr 2020
Wenn man sich die Statistik der direkt drogenbezogenen Todesfälle in Wien jedoch anschaut, dann ist die Zahl pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2020 gestiegen (Anm.: Die letzten Zahlen sind aus dem ersten Corona-Jahr veröffentlicht) - 5,6. Die meisten gab es 2018 mit 6,1 sowie 2012 mit 6,0. In absoluten Zahlen gab es 2020 insgesamt 74 Drogentote, sechs mehr als im Jahr davor, fünf weniger als im Rekordjahr 2018.
"Endgültig werden wir die Ursachen für den Anstieg erst in einigen Jahren beantworten können. Klar ist aber, dass suchtkranke Menschen in vielerlei Hinsicht eine sehr vulnerable Gruppe sind, deren Situation sich in der Pandemie großteils massiv verschlechtert hat. Die zusätzlichen Belastungen und Ängste dürften zu einer Erhöhung der psychiatrischen Komorbidität geführt haben. Das wurde uns von drogenspezifischen Einrichtungen auch bereits mitgeteilt", kommentiert der GÖG-Experte Martin Busch.
Während die schrecklichen Zahlen zu den Todesfällen leicht steigen, sinken die Zahlen der Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz (nur Suchtgifte). Im Jahr 2021 gab es fast 9.600 an der Zahl, im Jahr davor mehr als 11.100. Die meisten Anzeigen waren wegen Cannabis, Kokain und Crack, Heroin und Opiate, suchtgifthaltige Medikamente sowie Amphetamin.
GÖG: "Relativ stabiles Bild"
Insgesamt zeigt die Entwicklung der Suchtsituation bezüglich illegaler Drogen, Tabak und Alkohol – mit Ausnahme der drogenbezogenen Todesfälle – laut GÖG-Experten ein "relativ stabiles Bild". Die wichtigsten Tabellen aus dem Bericht findest du in der Galerie.
Zur Info: Das Wiener Suchtmittelmonitoring wird von der Sucht- und Drogenkoordination Wien GmbH in Auftrag gegeben, um repräsentativ die Bevölkerung zu befragen. Regelmäßig wird die Umfrage im Abstand von zwei Jahren durchgeführt. Zuletzt wurden im Jahr 2021 rund 800 Wienerinnen und Wiener ab 15 Jahren befragt.
Hilfe für Betroffene
- Suchthilfe Wien (SHW): Präventions-, Weiterbildungs-, Informations- und Aufklärungsmaßnahmen über die Beratung, Behandlung und Betreuung suchtgefährdeter und -kranker Menschen. Kontakt: 01 4000 53600 und per Mail office@suchthilfe.at
- Online Hilfestelle Sucht & Drogen
- Jedmayer Krisentelefon unter der Nummer 01 4000 53799 (24 Stunden)
- Mehr Infos und Hilfe findest du hier
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