"Heldenplatz-Skandal"
Langjähriger Burgtheater-Direktor Claus Peymann tot

- Mit der Inszenierung von Thomas Bernhards Drama "Heldenplatz" im Jahr 1988 entfachte der legendäre Regisseur und damalige Burg-Intendant einen der größten Theaterskandale überhaupt. (Archiv)
- Foto: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
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Der legendäre deutsche Theatermacher und langjährige Direktor des Wiener Burgtheaters, Claus Peymann, ist laut Medienberichten im Alter von 88 Jahren verstorben. Mit der Inszenierung von Thomas Bernhards Drama "Heldenplatz" im Jahr 1988 entfachte der damalige Burg-Intendant einen der größten Theaterskandale überhaupt.
BERLIN/WIEN. Der renommierte Theatermacher Claus Peymann ist tot. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Mittwochabend unter Berufung auf das familiäre Umfeld berichtete, starb Peymann im Alter von 88 Jahren in Berlin.
Bereits zu Lebzeiten legendär, aber auch streitbar, prägte Peymann das deutschsprachige Theater wie kaum ein anderer: als unbequemer Geist, kompromissloser Künstler und mit einem besonderen Gespür für sprachgewaltige Dramatik. Besonders seine legendären Inszenierungen von Thomas Bernhard, aber auch Werke von Peter Handke, Peter Turrini, Elfriede Jelinek und anderen Größen des zeitgenössischen Theaters machten ihn zur stilbildenden Figur.
Geboren am 7. Juni 1937 in Bremen, führte ihn sein Weg über Berlin, Stuttgart und Bochum schließlich nach Wien, wo er 1986 die Direktion des Burgtheaters übernahm. In diese Zeit fiel auch einer der größten Theaterskandale der Zweiten Republik: die umstrittene Uraufführung von Bernhards „Heldenplatz“ – inszeniert von Claus Peymann – im Jahr 1988. Das Stück entstand in Peymanns Auftrag zum 100-Jahr-Jubiläum der Eröffnung des Theaters. 1988, im Jahr der Premiere, jährte sich auch der "Anschluss Österreichs" zum 50. Mal.
"Heldenplatz-Skandal"
Die Debatte darüber war heftig – und machte die Premiere laut Peymann selbst zum "vielleicht legendärsten Datum des österreichischen Theaters der Zweiten Republik". Der Aufruhr war deshalb so groß, weil das Stück eine schonungslos kritische Auseinandersetzung mit dem österreichischen Umgang mit seiner NS-Vergangenheit darstellt und dabei mit provokanten Aussagen nicht sparte.

- Autor Thomas Bernhard und Burgtheaterdirektor Claus Peymann auf der Bühne des Burgtheaters nach der Premiere von "Heldenplatz" im Wiener Burgtheater. 4. November 1988. (Archiv)
- Foto: Votava / brandstaetter images / picturedesk.com
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Noch vor der Premiere kursierten Ausschnitte des Textes in den Medien, teils aus dem Zusammenhang gerissen. Die Kronen Zeitung, konservative Politiker und andere kritisierten das Stück heftig – teils, ohne es gelesen oder gesehen zu haben. Trotz lautstarker Proteste und Versuche, die Inszenierung zu verhindern, kam das Stück auf die Bühne – und wurde zu einem der größten Erfolge in Claus Peymanns Burgtheater-Ära. Mit 120 Vorstellungen wurde "Heldenplatz" auch zur meistgespielten Aufführung in seiner Zeit als Burg-Intendant.
Ehrenmitglied des Burgtheaters seit 2012, wechselte Peymann nach seiner Wiener Zeit an das Berliner Ensemble, das er von 1999 bis 2017 leitete. Auch nach seiner Direktionszeit blieb er dem Theater treu – zuletzt inszenierte er in Wien am Theater in der Josefstadt, unter anderem 2020 "Der deutsche Mittagstisch" und 2023 "Warten auf Godot".
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