"Mamallein & Papallein"
Alleinerziehende bekommen in Wien Unterstützung
Eine (Kinder-) Pause für Alleinerziehende, ganz ohne Schuldgefühle: Das bietet die Selbsthilfe-Matinee "Mamallein & Papallein" im Bezirksmuseum Neubau.
WIEN/NEUBAU. "Das Leben als Alleinerziehende ist wie in einer Notrufzentrale der Feuerwehr, die nur mit einer Person besetzt ist: Es kommen dauernd Anrufe rein und du kannst nicht weg, denn wenn du gehst, kommen die Notrufe trotzdem, nur dass eben niemand hilft." Es sind heftige Aussagen, mit denen Monika Grußmann konfrontiert ist. Sie organisiert im Bezirksmuseum Neubau monatliche Selbsthilfe-Matineen für Alleinerziehende.
"Natürlich ist die Stimmung arg", sagt Grußmann über die Austauschrunde, mit der "Mamallein & Papallein" startet. "Aber sie ist deswegen so arg, weil man das alles von sich selbst kennt."
Teilen, nicht kommentieren
Der Ex-Mann, der Kameras in der Wohnung installiert, der Vater im Ausland, der kein Interesse an der gemeinsamen Tochter zeigt, die mittlerweile extrem erschöpfte Mutter nach sieben Jahren Alleinerziehung: All das wird geteilt, aber nicht kommentiert.
"Ohne Moderation sitzen alle da und wer etwas sagen will, kann etwas sagen. Es gibt auch kein Zeitlimit, das muss man selbst einschätzen", so Grußmann. "Man kann von mir aus weinen oder die Augen verdrehen, aber es gibt kein Geplauder, das sich entwickelt. Es steht für sich und muss ausgehalten werden, so schlimm oder so banal es manchmal ist."
Happy Kinder, happy Mütter
Aushalten müssen die Mütter – bisher war kein einziger Vater dabei – auch, dass ihre Kinder bis elf Jahren derweil woanders in Betreuung sind, in diesem Fall in der Kindergruppe direkt unter dem Museum. "Das war für mich immer klar. Sobald ein Kind zu hören ist, sind die Hälfte des Gehirns und die Aufmerksamkeit sofort dort. Das geht gar nicht anders."
Schließlich soll es ja auch ein Erlebnis für den Nachwuchs sein – Stichwort schlechtes Gewissen der Eltern. "Die Kids sind happy, weil es eine voll ausgestattete Gruppe ist, kein Hobbyraum im Sonnwendviertel mit großen Fenstern, zwei Matratzen und aus."
Nachfragen ist dann beim Brunch samt Kaffee, Sekt – für die anwesenden Stillerinnen natürlich immer auch alkoholfrei – und einem Buffet möglich. Ab 11 Uhr gibt’s gegen 25 Euro ein Kulturprogramm, das offen für alle ist, wie Grußmann betont: "Es ist gut, wenn Alleinerziehende nicht nur unter sich bleiben, sondern ein Teil der Gesellschaft sind. Alleinerziehung ist eine temporäre Sache. Aber wie findet man wieder zurück?"
Bruch in der Biografie
Diese "temporäre Sache" sei oft ein Bruch in der Biografie, so Grußmann. "Vielen Frauen fällt es schwer, sich von dem Bild zu verabschieden, dass das Kind einen Vater braucht. Dafür nehmen sie wahnsinnig viel auf sich."
Das Gefühl vermitteln, genug und auch zu zweit eine Familie zu sein und nicht im falschen Film zu stecken: Dabei soll "Mamallein & Papallein" unterstützen. "Wenn man es nehmen könnte wie das Wetter, wäre das anders. Aber wenn du mit deinem Kind alleine bist, hast du zehn Jahre Regenwetter." Grußmann will ein Cape dagegen sein: "Wenn man mit solchen Gedanken nicht alleine ist, dann macht das schon ein bisserl Seelenfrieden."
Infos zum nächsten Treffen
Wer bei der nächsten Selbsthilfematinee im Amerlinghaus (Stiftgasse 8, 1070 Wien) dabei sein will, findet Informationen zum Programm und Termine auf www.mamallein-papallein.com. Eintritt für Alleinerziehende: 4 Euro, für alle anderen: 25 Euro.
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