Ukraine-Geflüchtete
Aus für Gratis-Tickets in Wien sorgt für Probleme
Die BezirksZeitung berichtete zuerst, dass Ukraine-Geflüchtete ab 1. Oktober für ihre Öffi-Tickets zur Kasse gebeten werden. Das sorgt jedoch für existenzielle Probleme bei den Ukrainern. Freiwillige bitten um rasche Maßnahmen, da auch einige schwarz fahren (müssen).
WIEN. Ab dem 1. Oktober müssen Geflüchtete aus der Ukraine für Öffi-Tickets in Wien zahlen – die BezirksZeitung berichtete zuerst. Drei Tage nach dem Aus für Gratis-Öffi-Tickets ist die Aufregung um diese Entscheidung groß.
Die Freiwilligenorganisation "Train of Hope" ist im Humanitären Ankunftszentrum Wien im Einsatz und betreut Geflüchtete aus der Ukraine. Laut ihrer Krisenkoordinatorin Nina Andresen hat das Aus der Gratis-Tickets "mehrere Probleme" mit sich gezogen. Ukraine-Geflüchtete kommen nach Wien zuerst zu einem Ankunftszentrum, wo sie betreut werden. Danach fahren sie zum Notquartier – bis zum 30. September war das kostenlos, seit einigen Tagen müssen sie dafür jedoch bezahlen.
Viele fahren schwarz
Problem daran ist, dass viele Geflüchtete mit sich nur Geld in der ukrainischen Währung Hrywnja haben. "Sie haben keine Euros in der Tasche. Am Wochenende haben wir beobachtet, dass viele aus dem Grund schwarzgefahren sind, was definitiv nicht die Lösung ist", so Andresen. Nachdem sich die Freiwilligen beschwert haben, gibt es von der Stadt Wien vorerst Einzelfahrscheine für Neuankommende im Ankunftszentrum, als "Überbrückungslösung" bis voraussichtlich 9. Oktober.
Die Krisenkoordinatorin erklärte, dass Geflüchtete aus der Ukraine auch kostenlose ÖBB-Tickets bis 1. Oktober bekommen haben, was vielen geholfen hat, Österreich in Richtung Deutschland, Italien und der Schweiz zu verlassen, wo auf sie ihre Bezugspersonen warten. Gratis-Tickets bekommen Flüchtlinge derzeit nur auf bestimmten Zugreisen in Tschechien und Ungarn. Doch das ist keine Hilfe für Ukrainerinnen und Ukrainer, die etwa mit dem Bus nach Österreich kommen.
Monatskarte nicht leistbar
"Am Wochenende war die Entscheidung für viele unbegreiflich, viele waren verzweifelt. Denn sie fragen sich, wie es ihre Kinder überleben sollen", erzählt Andresen. Denn Ukraine-Geflüchtete, die in Privatwohnungen leben, bekommen 265 Euro Grundversorgung. Diejenigen aber, die in Flüchtlingsquartieren leben, bekommen 40 Euro Taschengeld pro Monat und drei Mahlzeiten täglich. "Da kann man sich eine Monatskarte der Wiener Linien nicht leisten", fügt sie hinzu und fordert Maßnahmen von der Stadt.
Es wird "leistbare Mobilität" für alle in Grundversorgung gefordert, "damit dringend benötigte Unterstützungsangebote auch weiterhin erreichbar bleiben", schreibt "Train of Hope" auf Twitter.
Hilfe fordert dringend auch Tanja Maier. Sie ist freiwillige Helferin und macht auf die Probleme der Geflüchteten aus der Ukraine in Wien auf Twitter aufmerksam. Über die Probleme schreibt sie auch in ihrem Blog. "Es gibt Panik, Wut und viele Tränen. Ich wurde mit Nachrichten überflutet", schreibt Maier. In ihrem Blog veröffentlichte sie einige Nachrichten der verzweifelten Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich bei ihr am Wochenende gemeldet haben.
So schreibt etwa Viktoria, die nach Wien flüchtete: "Alle sind geschockt und entsetzt! Was sollen wir machen? Bei wem können wir uns beschweren, um Hilfe zu bitten? Ich habe noch 46 Euro für alles übrig. Meine nächste Sozialhilfe kommt erst in zwei Wochen". Sie habe zwei Kinder und ihr älteres Kind benötigt ein Tablet für die Schule. Dieses kostet jedoch 80 Euro und sie kann sich das nicht leisten.
Wie bereits berichtet, trat die Aktion für Ukraine-Geflüchtete im vergangenen März in Kraft, und endete mit dem 30. September. Bis dato konnten Ukrainerinnen und Ukrainer mit Bus, Bim und U-Bahn durch Wien fahren, ohne dafür ein Ticket kaufen zu müssen. Bei Fahrschein-Kontrollen war ein Reisedokument genug. Man wird abwarten müssen, ob die Stadt Wien sowie die Unternehmen auf diese Probleme reagieren werden.
ÖBB verlängern Freifahrt
Am Montagabend wurde bekannt, dass die ÖBB die Freifahrt für Ukraine-Geflüchtete bis Ende Oktober verlängert haben. Damit wollte man in Absprache mit dem Verkehrsministerium den Geflüchteten sowie Helferinnen und Helfern noch Zeit geben. Ab November sollen laut "Radio Wien" dann nur mehr Neuankommende einmalig ein kostenloses Ticket bekommen.
Der Verkehrsbund Ostregion wartet auf Lösungen vom Innenministerium, derzeit gab es keine Gespräche mit Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer. Auch von der einmonatigen Verlängerung bei ÖBB wurde der Verkehrsbund nicht informiert. Die Stadt Wien sagte noch am Sonntag, dass die kostenlosen Fahrten auch in anderen Bundesländern ausgelaufen seien.
Die genannte Tanja Maier hat mit dem Grazer Mario Zechner ein Verein gegründet und setzten für die Hilfs- sowie Spendenanfragen eine Website auf: www.cards-for-ukraine.at.
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