Schwechat
Betrug mit slowakischen Taxifahrern am Wiener Flughafen
Die Taxibranche kämpft derzeit mit vielen Hürden: Taxischeinpflicht, hohe Spritpreise, Mitarbeiter auf Urlaub. Die hohen Preise möchten einige Betrüger am Flughafen Wien-Schwechat ausnutzen, wie eine BezirksZeitung-Recherche zeigt.
WIEN/SCHWECHAT. Man kennt das Problem: Wenn man am Flughafen Wien-Schwechat gelandet ist, will man so leicht und so günstig wie möglich nach Hause oder zum Hotel fahren. Derzeit beträgt der Preis einer Fahrt aufgrund hoher Nachfrage und den Spritpreisen mindestens 35 Euro. Deshalb möchten einige Betrüger diese Situation ausnutzen.
Seit Ende März 2022 bieten mehrere Firmen mit Sitz in der Slowakei illegal Fahrten vom Flughafen Wien-Schwechat aus, ohne Taxischein. Fahrer, teilweise sogar mit Taxischild am Dach, bieten Fahrten mit ihren Limousinen und Minibussen an. Laut Augenzeugen sind bis zu 80 Fahrzeuge täglich anwesend und führen Fahrten vom bzw. zum Flughafen und nach bzw. von Wien aus.
Warum sind solche Fahrten verboten? Ausländische Transferbetriebe dürfen lediglich vom Ausland nach Österreich einfahren, jedoch nicht umgekehrt. Zudem sollen die ausländischen Fahrer auch vom Flughafen in die Innenstadt gefahren sein. Sie haben jedoch keinen österreichischen Taxischein und der Staat bekommt auch keine Steuern bezahlt. Im Fachjargon heißt es: illegale Gewerbeausübung. Und was noch kurioser ist: die Fahrten werden auf der weltbekannten Online-Plattform Booking.com angeboten. Deshalb müssen heimische – legale – Taxifahrer auch online gegen Betrüger und Konkurrenz kämpfen.
Michael F. (Name geändert, Anm.) ist selbst Fahrer eines Wiener Taxiunternehmens und beobachtet die Taxifahrer aus der Slowakei seit längerer Zeit. "In der Slowakei ist der Treibstoff weit billiger als bei uns und da Urlauber aus der Slowakei zum Wiener Flughafen fahren müssen, gibt es kaum Leerfahrten für die Slowaken zurück nach Bratislava. Einmal am Flughafen angekommen, bleiben sie beim Billa-Parkplatz oder auf einer Tankstelle stehen und warten auf die Fahrten aus dem Online-Portal", erzählt der Taxifahrer.
Taxi-Krise in Wien
Rückblick: In Wien herrscht derzeit eine Krise bei den Taxiunternehmen. Anfang 2021 gab es eine Zusammenlegung des Taxi- und Mietwagengewerbes. Aufgrund der Taxinovelle müssen Taxifahrerinnen und -fahrer einen Taxischein machen, für welches eine Prüfung sowie Deutsch- und Ortskenntnisse notwendig sind. Aktuell müssen Fahrgäste länger auf eine Taxifahrt warten, aufgrund der hohen Nachfrage, der Urlaubszeit und einem Fahrermangel bei einigen Unternehmen.
Die Krise wurde mit den aktuell hohen Spritpreisen verschärft. "2021 konnten wir uns finanziell ein wenig von den Lockdowns erholen, nachdem täglich Taxi-Mietwagenfirmen Konkurs angemeldet haben. Jetzt sind nun die ausländischen Unternehmen da und stehlen uns die Fahrten", sagt der besorgte Fahrer F.
"Die Fahrt war der reinste Horror!"
Deshalb versuchte er, selbst eine Fahrt via Booking.com in die Innenstadt zu buchen – mit Erfolg. Er und seine Begleitung wurden von einem slowakischen Fahrzeug abgeholt: "Die Fahrt war der reinste Horror, mit drei Beinaheunfällen. Nach einer Beschwerde hat sich Booking.com bei uns nie gemeldet". Die Fahrt haben die beiden Männer dokumentiert und die Beweise an die Wirtschaftskammer (WK) Niederösterreich sowie die Finanzpolizei weitergeleitet.
Einige Wochen nach der Meldung ist F. nicht zufrieden mit der Arbeit der Behörden, die "schon kontrollieren, aber wenig tun". Das sieht die WK NÖ anders. Auf BezirksZeitung-Anfrage bestätigte die Fachgruppe wettbewerbsrechtliche Interventionen gegen drei der Redaktion bekannten slowakischen Unternehmen. "Die Finanzpolizei kontrollierte am Flughafen Wien. Dies zeigte auch Wirkung, jedoch müssten die Kontrollen regelmäßig stattfinden, das ist verständlicherweise auch ein Ressourcenproblem", sagte Michael Steinparzer von der WK NÖ. Eine Anfrage an die Finanzpolizei blieb ohne Antwort.
Das größte Problem für die Fachgruppe ist die niederländische Plattform Booking.com. "Unsere Versuche, das Unternehmen zu kontaktieren und derartige Vermittlungen zu unterlassen, sind nicht einfach", sagt Steinparzer.
Währenddessen soll eine Firma aus Bratislava nach Informationen der BezirksZeitung eine Unterlassungserklärung unterschrieben haben. Dennoch werden ihre Fahrten noch immer auf Booking.com angeboten. Das zeigt eine Buchungsbestätigung eines spanischen Touristenpaares vom 31. Juli, welche der BezirksZeitung vorliegt.
Impressum wichtig
Alle drei slowakischen Unternehmen haben eine Website, die jedoch alles andere als seriös aussehen. Mit vielen Symbolfotos geschmückt, sind auf der Seite nur slowakische Telefonnummern zu finden, jedoch fehlt ein verpflichtendes Impressum sowie österreichische Kontaktdaten. Ein Unternehmen bietet sogar nur Anrufe via WhatsApp oder Facebook Messenger. Deshalb ist es wichtig, die Seiten der Mietwagenfirmen genauer zu überprüfen.
Neben dem City Airport Train (CAT), der ÖBB-Schnellbahn, dem Flughafenbus und den bereits bekannten Taxiunternehmen wie Uber, Bolt, 31300 oder 40100, sind folgende Taxianbieter legal: Flughafentaxi.WIEN, BMD Airport Transfer, Airportservice Ernst, Airport Transfer Service (ATS), OBAL, airportdriver (AD Mietwagen Service GmbH) und Airportservics VIE. Die Taxifirmen verlangen mindestens einen Grundpreis zwischen 28 und 45 Euro.
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