Experte aus Bundesministerium zu Unwetter-Katastrophe
"Brauchen mehr Schutz vor Naturgefahren in Österreich"

Foto: BAWZ Pongau
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Die Unwetter in Kärnten, Osttirol, Salzburg, die ein Todesopfer, zahlreiche Verletzte und ein unglaubliches Ausmaß an Verwüstung und Vermurung hinter sich ließen, klingen nun ab: Nur langsam entspannt sich die Lage. Ersten Schätzung zufolge liegt der Schaden bei Privaten im dreistelligen Millionenbereich.

ÖSTERREICH. Im ganzen Land finden Aufräumarbeiten statt, das Bundesheer und viele Freiwillige packen mit an. Eine gefährliche Situation gibt's aktuell in Feld am See in Kärnten. Ein Felsen droht abzustürzen. 15 Häuser wurden evakuiert.  Die RMA bat den Leiter der Wildbach und Lawinenverbauung im Bundesministerium für Nachhaltigkeit (BMNT) Florian Rudolf-Miklau zum Interview:

RMA: Wie hoch ist das Ausmaß der Verwüstungen? 
Florian Rudolf-Miklau, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus: Das Ausmaß der Schäden kann derzeit nicht valide eingeordnet werden, da manche Seitentäler aufgrund der aufrechten Straßensperren noch nicht erreichbar sind bzw. Erkundungsflüge erst durchgeführt werden müssen. Es kann aber jetzt schon davon ausgegangen werden, dass die Schäden an Straßen, Bahnlinien, Brücken, Waldflächen, landwirtschaftliche Flächen, Stromleitungen und Gebäude erheblich sind. Was man aber auch beobachten kann ist, dass die vorhandene Schutzinfrastruktur ihre Funktion erfüllt und damit weitere, z.T. auch größere Schäden verhindert hat.

 DI Dr. Florian Rudolf-Miklau: Leiter der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) | Foto: BMNT
  • DI Dr. Florian Rudolf-Miklau: Leiter der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT)
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Tirol beziffert die Schäden mit 10 Mio. Euro, wie hoch schätzen Sie die Schäden insgesamt ein?
Die Zahlen aus Tirol können wir derzeit nicht bestätigen und eine Schätzung der Schäden in den übrigen Bundesländern wäre derzeit unseriös.

Wann war das letzte Unwetter mit ähnlichem Ausmaß an Verwüstung? 
Das Unwetter der vergangenen Tage kann nur schwer in einen Kontext mit ähnlichen Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit gesetzt werden, da die Schäden nicht nur durch Hochwässer oder Überflutungen, sondern auch durch Muren- und Lawinenabgängen, Schneebruch und Windwürfe in Waldflächen sowie großflächigen Hangrutschungen und Hangmuren entstanden sind. Im Herbst verursachen Wetterlagen mit einer starken Südströmung im Süden Österreichs aber immer wieder hohe Niederschläge. Erst die Kombination von Vorbefeuchtung, Schneelage hohe Schneefallgrenze und Niederschlag entscheidet ob sich eine Hochwasser- bzw. Muren Situation entwickelt.

Nimmt die Häufung der Naturkatastrophen in Österreich wie derartig geschehen zu? 
Über die Frequenz oder Magnitude solcher Ereignisse lässt sich nur schwer eine Einordnung treffen. Was allerdings erkennbar ist, dass sich besonders im Herbst schwere Ereignisse in Österreich in den letzten Jahren ereignet haben, wie vergleichsweise das  Sturmtief „Vaia“ im Oktober 2018.

Soldaten helfen bei Aufräumarbeiten in Bruck und Thumersbach.  | Foto: Wolfgang Riedlsperger
  • Soldaten helfen bei Aufräumarbeiten in Bruck und Thumersbach.
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Die Niederschläge waren teils so heftig wie alle 50 Jahre (300 ml), in Kärnten sprach man von 150-jährigem Hochwasser, ist das noch im Rahmen der Norm oder außergewöhnlich?

Die von der Hydrographie beobachteten Messstellen an größeren Gewässern hatten Abflüsse in der Größenordnung von HQ10 bis HQ30. Ein 150 jährliches Hochwasserereignis wurde nicht beobachtet. Einzig der Faaker Seebach und der Wasserstand des Faakersees hatten eine Auftrittswahrscheinlichkeit von >50 bis 100 Jahren. Generell ist aber festzuhalten, dass die Abflüsse des aktuellen Ereignisses an den größeren Gewässern im Süden Österreichs noch im Bereich der durch die Extremwertstatistik definierten Auftrittswahrscheinlichkeit liegt.

Stichwort Klimawandel: Werden wir uns in Zukunft auf derartige Situationen öfter einstellen müssen?
Das sich die natürlichen Rahmenbedingungen ändern ist evident. Es ist der Österreichischen Bundesregierung ein Anliegen, auf den bisher erreichten – und international durchwegs in Vorreiterrolle stehenden – Maßnahmen zum Schutz vor Naturgefahren in Österreich aufzubauen und weitere Maßnahmen zum Schutz vor naturbedingten Gefährdungen aktiv voranzutreiben. Dies gilt in besonderem Maße auch für die Erhaltung der bestehenden Schutzinfrastruktur, die nur durch langfristig abgesicherte Instandhaltungsprogramme ihre volle Wirkung entfalten kann. Auch steht die Stärkung der Präventivmaßnahmen und die Förderung der Eigenverantwortung mit im Vordergrund. So können beispielsweise Gemeinden ihr Gefahrenrisiko mit Hilfe des Gefahrenzonenplans des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (www.naturgefahren.at) besser evaluieren und einschätzen. Ein verantwortungsvoller Blick nach vorne ist hierbei sehr wichtig. Allerdings zeigen die Ereignisse auch, dass vermehrt auch wieder in die Fläche gegangen werden muss – sei es in der Sanierung der Schutzwälder, der Stabilisierung von rutsch- und steinschlaggefährdeten Örtlichkeiten oder aber auch in der Verbesserung der Hangwasserproblematik.

Stichwort Katastrophenschutz: Welche Notfall-Maßnahmen muss jeder Österreicher beherzigen: Wie geht der Alarm? Wie soll man sich verhalten? Was soll jeder Österreicher zuhause haben, etwa Batterie, Trinkwasser, Campingkocher, Taschenlampe…?

Der Katastrophenschutz liegt in Österreich im Verantwortungsbereich der Länder und wird dort sehr professionell wahrgenommen. Auch das Innenministerium und die Zivilschutzverbände spielen dabei eine wichtige Rolle. Das BMNT hat einen großen Schwerpunkt im Bereich Bewusstseinsbildung und Eigenvorsorge bei Naturgefahren gesetzt. Es gibt dazu zahlreiche Aktivitäten wie Broschüren (Leben mit Naturgefahren) – mit hilfreichen Tipps und Informationen, Video-Beträge zu Naturgefahren und zahlreiche Angebote im Web (www.bmnt.gv.at , www.naturgefahren.at, www.wasseraktiv.at). Als konkrete Beispiele können hier das Informationsportal „Hochwasserrisiko Austria“ HORA (https://www.hora.gv.at/) für wichtige Erstinformationen zu zahlreichen Naturgefahren sowie der direkte und freie Zugang zu 700 hydrographischen Messestellen und zu aktuellen Hochwasserinformationen in Echtzeit über eHyd (https://www.ehyd.gv.at) angeführt werden.

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