Kurioser Prozess in Wien
Frau saß wegen ihres Passes vier Monate in Haft
In Wien kam es zu einem Prozess gegen eine 29-jährige Frau, die seit April in Haft war. Zu unrecht, weil sie offenbar Opfer von Identitätsdiebstahl war. Selbst wenn sie ihren Namen gleich zwei Mal geändert hatte.
WIEN. Im vergangenen April wurde die 29-jährige Laura R. an der serbisch-kroatischen Grenze festgenommen. Der Grund: Sie soll im Jahr 2019 Serieneinbrechern, die in Niederösterreich und der Steiermark über 30 Delikte mit einer Beute von 230.000 Euro begingen, ein Auto zur Verfügung gestellt haben. Als mutmaßlicher Beitragstäterin droht ihr bis zu fünf Jahre Gefängnis. Doch sie wehrte sich und gab an, eventuell Opfer eines Identitätsdiebstahls gewesen zu sein.
Vier Monate nach der Festnahme kam es am 8. August zum Prozess in Wien. Wie der "Standard" berichtet, war der Ankläger überzeugt die Vorwürfe belegen zu können, da es technische Hinweise, Zeugen und Mittäter gebe, die die Angeklagte belasten würde. Denn ein bei der Autozulassung verwendeter Reisepass, der sichergestellt wurde, gehöre R., was sie auch zugegeben hat. Die Mutter zweier Kleinkinder bekannte sich jedoch nicht schuldig, da das Dokument zwar ihres sei, aber schon alt.
Zwei Namenswechsel
Und jetzt wird es kurios: Der Reisepass ist auf eine Barbara J. ausgestellt. Die Beschuldigte sagte, sie hieß so bis 2016: "Dann habe ich meinen Mann geheiratet". Danach stellte sich heraus, dass es – warum auch immer – zwei Namenswechsel gegeben hat: Barbara J. auf Laura J. zu Laura R. nach der Eheschließung. Sie erzählte, dass sie ihren alten Pass nach der Eheschließung zur serbischen Polizei gebracht hat. Diese habe ihr ein neues Dokument ausgestellt. Was jedoch mit dem alten passiert ist, weiß sie nicht.
R. wird auch vorgeworfen, sich als Barbara J. zum Schein in einer Favoritner Wohnung angemeldet zu haben, um für gleich "sieben Autos eine Zulassung in Österreich zu bekommen". Das bestreitet sie, wie auch einen der festgenommenen Einbrecherinnen und Einbrecher zu kennen. "Ich war noch nie in Österreich", sagt sie und fügt hinzu, dass sie in Serbien bis zu 1.000 Euro mit Verkauf von "Dingen im Internet" verdient.
Einbrecher kennen die Frau nicht
Und die Geschichte wird noch kurioser: Die Tätergruppe, die nur durch mühevolle kriminalistische Kleinarbeit ausgeforscht werden konnte, hat R. nicht als Auto-Bereitstellerin identifiziert. Im Akt stand jedoch, dass die Mittäter R. belasten würden. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Christian Noe fragte zwei der bereits verurteilten Einbrecher, ob sie die Frau kennen. Diese verneinten.
Dann lässt sich die 29-Jährige übersetzen: "Ich bin nicht diese Person, die Sie suchten, und ich möchte zu meinen Kindern zurück". Minuten später wurde sie nicht rechtskräftig freigesprochen. "Es gibt keine konkrete Belastung, dass tatsächlich Sie das Auto angemeldet oder verborgt haben", begründet der Vorsitzende laut "Standard" die Entscheidung. Die Beschuldigte sowie Noe halten einen Identitätsdiebstahl für plausibel.
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