"Tatort Leberkäs"
Fünf Jahre Essverbot in der U-Bahn & die Auswirkungen
Vor gut fünf Jahren wurde das Essen von Leberkässemmerl, Döner, Pizza und Co. in der U6 verboten, wenig später dann auch in allen anderen U-Bahnen. Wie kam es dazu, wie zufrieden ist man damit und vor allem: Wird es bald auch in Bim und Bus mit dem Schmausen vorbei sein?
WIEN. Was war 2018 für ein Jahr. Christian Kern (SPÖ) war zum Jahresbeginn noch Bundeskanzler, Baulöwe Richard Lugner nahm die US-amerikanische Schauspielerin Melanie Griffith mit auf den Opernball und in der U6 stank es. So heißt es zumindest in einer Mitteilung der Stadt Wien von damals.
Die Fahrgäste der U6 würden sich über den Geruch von Frittiertem und Co. echauffieren. Zusätzlich schaden verspritzte Soßen wie Ketchup nicht nur dem Inventar, sondern auch dem Schuhwerk manches Passagiers, der hinein steigt. „Verbietet endlich das Essen in der U6, die Geruchsbelästigung durch Pizza, Kebab und & Co ist unerträglich“ wäre der Tenor der Wienerinnen und Wiener laut Stadt. Auch eine eigene Umfrage untermauerte damals diesen Vorschlag.
Essen verboten!
Gesagt, getan. Die damalige Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) rief mit 1. September 2018 ein Essverbot in der U6 aus. Damit einhergehend rollte man eine "breite Info-Offensive" aus, "um die Fahrgäste zu sensibilisieren". Wenig später tauchen sie auf: Plakate mit den Slogans "Pizza Kriminale", "Tatort Leberkäs", "Klare Scharftat" und ein "Nudelfall ungelöst" Verbunden mit markanten Sprüchen wie: "Ihr Essen riecht so kriminell, dass der Verzehr in der U6 jetzt verboten ist."
Und die Bilanz?
Was im Herbst 2018 begann, sollte eine Art Testphase für eine noch viel größere Verbannung von delikaten Leckereien sein. Nachdem in der U6 das Schlemmen erfolgreich verboten wurde, zog man Mitte Jänner 2019 in allen anderen U-Bahngarnituren der Stadt nach. Ganz kommentarlos wurde die Verbannung von Schnitzelboxen und deren Artgenossen dann jedoch nicht von der Bevölkerung hingenommen. So lud man zum Beispiel zu klingenden Veranstaltung wie "Das letzte Mal Falafel/Döner essen in der U6", kurz bevor die U6 frittenfrei wurde.
Und heute? Was bleibt von der damaligen Einführung des Essverbots? Halten sich alle dran? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, heißt es von den Wiener Linien auf Nachfrage von MeinBezirk.at. Ein Jahr nach der generellen Einführung, also im Jänner 2020, wurden bereits 647 Ermahnungen ausgesprochen.
Ein Trend nach oben oder nach unten ist jedoch aufgrund der Ereignisse danach seriöserweise nicht feststellbar, denn: "In den letzten Jahren ist das Thema eher in den Hintergrund gerückt, da aufgrund der Wiener Verordnung in den letzten drei Jahren bis Ende Februar 2023 die Maskenpflicht in allen Öffis gegolten hat. Aufgrund der Maske war auch Essen in der U-Bahn nur schwer möglich", erklären die Wiener Linien.
Bim bald bosnafrei?
Generell ist es so, dass zunächst abgemahnt wird, erklärt das Öffi-Unternehmen: "Die Sicherheitsdienstmitarbeiter weisen meist zuerst mündlich auf das Essverbot hin, bevor eine Mehrgebühr fällig wird." Sollte man sich dennoch weigern, den kulinarischen Genuss wegzupacken und weiter naschen, werden im Ernstfall 50 Euro fällig.
Man verweist darauf, dass sich alle in den Öffis wohlfühlen sollen: "Jeden Tag nutzen rund zwei Millionen Fahrgäste die Stationen und Fahrzeuge der Wiener Linien. Wo viele Menschen zusammenkommen, braucht es für ein angenehmes und konfliktfreies Miteinander ein gewisses Maß an Regeln und Rücksichtnahme." Bedeutet dies gar eine Ausweitung des Essverbots auf andere Öffis? Wird die Bim bald bosnafrei, wird im Gelenkbus bald die Gyros-Sperre verhängt?
Die Wiener Linien beruhigen in diesem Punkt alle Connaisseure und Connaisseurinnen der To-Go-Kulinarik: "In den U-Bahnen ist der Großteil der Fahrgäste unterwegs. Eine Ausdehnung ist derzeit nicht geplant."
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