So geht Wien
Ganz oder gar nicht - buntes London, buntes Meidling!
Was es mit einer großen Straßenbemalung in Meidling auf sich hat und was London damit zu tun hat? Die Kolumne "So geht Wien" gibt Antworten.
WIEN. Erinnern Sie sich an den Film „Ganz oder gar nicht“? Eine englische Komödie der späten 1990er Jahre, in dem sich eine Gruppe von Männern dazu entschließt, Geld unter anderem für Unterhaltszahlungen mit Striptease zu verdienen. Und die zur Erkenntnis kommen, man kann das nur ganz oder gar nicht machen.
Warum mir der Film einfällt, wenn ich die Straßenmalerei auf der unteren Meidlinger Hauptstraße sehe? Das muss ich Ihnen erklären!
Lange habe ich das Bild am Boden nicht verstanden: es gibt einen Zebrastreifen, eine Ampel, das Meidlinger Platzl und irgendwo dazwischen 74 m2 bunte Straßenbemalung - mehr dazu hier. Es kann nicht bespielt werden, es dient nicht der Entspannung, Autos fahren drüber, es hilft auch gar nicht gegen die Überhitzung in der Stadt.
London als Vorbild für Wien
Nun endlich habe ich das Rätsel gelöst: Das Vorbild ist schon ein großes Kaliber, das sich da Bezirk und Stadt vorgenommen haben. Bravo! Wir können immer nur von den Besten lernen. Wenn sich also die Londoner Stadtverwaltung zum Ziel gesetzt hat, in der Zeit nach Corona das Leben bunter zu gestalten, ist das ein nachahmenswertes Vorhaben.
Die kulturelle Partnerschaft in London wird gebildet aus der Royal Academy of Arts, Sky Arts, Westminster City Council und dem Bürgermeister von London. Künstler wie Michael Armitage u.v.m. schufen 30 hängende Fahnen und 13 breit gestaltete Zebrastreifen. Eine Explosion von Farben rund um den Piccadilly Circus – das Projekt ist aus 2021 und heißt Piccadilly art take over - FREE PUBLIC ART IN THE WESTEND. Das verstehe ich!
Bevölkerung soll mitreden
In Wien hat man kleiner begonnen: Die Künstlerin Iris Andraschek gestaltete oben genanntes Bild in Meidling nach dem Vorbild eines ukrainischen Teppichs. Der Teppich gefällt mir, auch die Botschaft gegen den Krieg in der Ukraine. Da gibt es nichts zu meckern. Weitere konkrete Planungen betreffen den 15. Bezirk, und im 22. Bezirk soll es einen Lichtstrahl am Dr.-Adolf-Schärf-Platz geben.
Aber schön wäre es schon, wenn nach dem Londoner Vorbild ein größeres Areal künstlerisch und unter Einbeziehung der Bevölkerung gestaltet werden könnte, nicht nur ein allein stehendes Kunstwerk, dessen Botschaft dann im Alltagstrubel untergeht, eben „ganz oder gar nicht“.
Ist ja verständlich: Ist doch schon ein bissi größer, dieses London.
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