MyAbility-Gründer Gregor Demblin
"Home-Office ist für viele eine Chance"
Gregor Demblin unterstützt Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt und gibt ihnen neuen Mut.
WIEN. Eine Gruppe junger Menschen fährt im Sommer 1995 nach Griechenland. Es ist ihre Belohnung für die soeben bestandene Matura. Der 18-jährige Gregor Demblin hechtet ins Meer, taucht mit einem Kopfsprung ins Wasser ein und stößt auf den Grund – ein kurzer, unbedachter Augenblick, der den Rest seines Lebens verändern sollte.
Seitdem sitzt Demblin im Rollstuhl. Mit seinem Unternehmen „myAbility“ will er Firmen zeigen, worauf es bei Inklusion ankommt und was man dabei besser machen kann. Die bz hat mit Demblin über Corona und den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung gesprochen.
Barrierefreies Home-Office
"Homeoffice ist für viele eine große Chance", sagt Demblin. Immer mehr Unternehmen würden jetzt merken, dass die Arbeit auch von zu Hause aus erledigt werde, "womit für viele die Mobilitätsfrage geklärt wäre", so Demblin. Trotzdem sieht er noch großen Nachholbedarf: "Es muss alles bedacht werden. Sind das Intranet und die Website barrierefrei und hat jeder die gleichen Chancen, an Informationen zu kommen? Kaum ein Unternehmen hat auf dem Radar, dass 15 Prozent seiner Mitarbeiter und Kunden betroffen sind", so Demblin.
Firmen müssten verstehen, dass sie solche Maßnahmen für sich treffen und nicht aus einer sozialen Verantwortung he-raus. "Dann wiederum werden die Firmen merken, dass 15 Prozent ihrer Angestellten auf einmal ihre volle Leistung bringen können." Es sei toll, dass viele in drei Tagen auf Homeoffice umgestellt haben, "aber hat man da auch alle mitgenommen?", fragt sich Demblin.
Neue Lebensrealität
Seinen Erfolg verdankt der heute 43-Jährige seiner Willensstärke. Wie er es geschafft hat, nach dem verheerenden Unfall neuen Mut zu fassen, erzählt er in seinem Buch "Wie ich lernte, Plan B zu lieben. Resilienz für Anfänger". Darin schildert er, wie ihm nach einem einjährigen Reha-Aufenthalt klar wurde, dass er nie wieder gehen können wird. "Ich dachte lange Zeit, dass das schon wieder wird, wenn ich nur hart genug daran arbeite", erzählt Demblin. Berührend schildert er, wie es gelingen kann, in jeder Krise auch eine Chance zu sehen und offen für Neues zu sein. "Krisen lehren uns, das zu schätzen, was wir haben."
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