"Wiener Zeitung" vor Aus
Hunderte protestierten vor Bundeskanzleramt in Wien
Der altehrwürdigen "Wiener Zeitung", die seit fast 320 Jahren erscheint, droht das Aus in ihrer jetzigen Form. Dagegen formierten sich am Dienstagabend hunderte Menschen in Wien, die zum Bundeskanzleramt marschierten und gegen die Einstellung des Traditionsblattes protestierten.
WIEN. Die erste Ausgabe der "Wiener Zeitung" erschien am 8. August 1703. Damit handelt es sich um die älteste noch in gedruckter Form erscheinende Tageszeitung der Welt. Doch nicht mehr lange – das Aus der Zeitung in ihrer jetzigen Erscheinungsform ist so gut wie besiegelt.
Wie die BezirksZeitung sowie andere Medien berichteten, entschied die Bundesregierung im vergangenen Jahr im Rahmen eines Medienpakets, dass die Wiener Zeitung künftig nur noch zehnmal im Jahr gedruckt erscheinen, wobei die Inhalte des Nachfolgeproduktes noch völlig unklar seien. Zusätzlich soll sie als Onlineplattform geführt werden:
Das drohende Aus des Traditionsblattes stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis und Kritik. Schon in den vergangenen Monaten gingen deshalb viele Menschen, darunter auch prominente Persönlichkeiten wie Bundespräsident a. D. Heinz Fischer (SPÖ) sowie eine Vielzahl an Kunstschaffenden wie etwa Josef Hader und Florian Scheuba bei diversen Veranstaltungen auf die Barrikaden und kämpften um den Erhalt der Wiener Zeitung. Die jüngste Demo gegen die Einstellung der Zeitung wurde am Dienstag, 25. April abgehalten.
Organisiert wurde der Protestmarsch, der um 18 Uhr am Helmut-Zilk-Platz bei der Albertina startete und das Bundeskanzleramt am Ballhausplatz zum Ziel das hatte, von der Initiative "Baukultur für Medienvielfalt" und die Initiatoren der Online-Petition "Retten Sie die ‚Wiener Zeitung‘ vor dem Aus!".
Rund 300 Menschen sollen laut Medienberichten dem Ruf der Initiatoren gefolgt sein. Auch viele bekannte Persönlichkeiten wie der frühere Journalist Heinz Nußbaumer und Medienforscher Fritz Hausjell stemmten sich dabei gegen die Entscheidung der Bundesregierung.
Auch in der Politik gab es Stimmen, die sich für den Erhalt der Wiener Zeitung einsetzen. SPÖ und Neos etwa appellierten, die Gesetzesänderung abzublasen und sich Zeit für die Prüfung von Alternativkonzepten zu nehmen. "Es braucht mehr Qualitätsjournalismus und größere Medienvielfalt, nicht weniger", meinte SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried. Die Regierung müsse ihr "Aus für Wiener Zeitung-Gesetz zurückziehen", so die Forderung der SPÖ.
Mit Stimmen von ÖVP und Grünen passierte vor wenigen Tagen das Medienpaket der Bundesregierung den Verfassungsausschuss. Das Paket beinhaltet das Aus der „Wiener Zeitung“ in der jetzigen Form.
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