Wien
Integrations- und Diversitätsmonitor räumt mit Mythen auf
Am Dienstag wurde der Wiener Integrations- und Diversitätsmonitor zum mittlerweile sechsten Mal präsentiert. Die alle drei Jahre erscheinenden Monitore sollen faktenbasiert Mythen über Integration und Co. widerlegen.
WIEN. Wie wirkt sich Migrationshintergrund auf Bildungsabschlüsse, Einkommen oder leistbares Wohnen aus? Das soll der alle drei Jahre erscheinende Integrationsmonitor zeigen. Parallel dazu gibt es den Diversitätsmonitor, der darüber Auskunft gibt, wie sich die Stadtverwaltung und ihre Angebote durch die Diversität der Wiener Bevölkerung verändert haben.
Am Dienstag, 21. November, wurde die sechste Ausgabe der beiden Monitore im Wiener Rathaus präsentiert. "Der Integrations- und Diversitätsmonitor widerlegt nicht nur Integrationsmythen, sondern bietet der Politik auch konkrete und faktenbasierte Ansatzpunkte, um die Herausforderungen einer wachsenden und diversen Stadt erfolgreich zu meistern. Indem wir uns von Vorurteilen und Stereotypen lösen und auf die Daten des Monitors zurückgreifen, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen", so Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) anlässlich der Präsentation des Integrations- und Diversitätsmonitors.
Zuwanderung stoppt Bevölkerungsschwund
So habe die stetige Zuwanderung nach Wien für eine "Verjüngungskur" gesorgt. Aus einer immer älter werdenden Stadt wurde aufgrund einer positiven Geburtenbilanz und Zuwanderung eine junge, wachsende Zwei-Millionen-Metropole.
Laut Erhebungen waren Anfang 2023 rund 34 Prozent der Wienerinnen und Wiener ausländische Staatsangehörige, rund 39 Prozent waren im Ausland geboren und rund 44 Prozent hatten eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit).
Wie sieht es mit sozialen Aufstieg und Bildung aus? Laut Monitor soll sich von der Eltern- zur Jugendgeneration der Anteil der Personen mit geringer Bildung halbiert haben. Haben in der Elterngeneration (45- bis 59-Jährige) dieser Bevölkerungsgruppe noch rund 40 Prozent höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügt, liegt dieser Anteil bei der Jugendgeneration (15- bis 29-Jährige) bei nur mehr 17 Prozent.
"Integration wird oft auf eine Frage der Herkunft reduziert. Wie der Monitor zeigt, ist es jedoch wichtig, sozioökonomische Ungleichheiten wie geringer Bildungstand der Eltern oder niedriges Einkommen in den Blick zu nehmen", unterstreicht Leila Hadj Abdou, Mitautorin des Integrations- und Diversitätsmonitors.
Der größte Teil der Zuwanderung aus dem Ausland nach Wien betrifft laut Erhebung übrigens EU/EFTA-Staatsbürgerinnen und -bürger. "Wir haben eine qualifizierte Zuwanderung. Insbesondere Menschen, die aus EU-Ländern nach Wien kommen, bringen besonders oft höhere Bildungsabschlüsse mit", erläutert Katharina Zahradnik-Stanzel eine weitere Co-Autorin des Integrations- und Diversitätsmonitors. Insgesamt verfügt der Großteil (62 Prozent) der seit 2014 neu zugezogenen Wienerinnen und Wiener mittlerweile entweder über einen Matura- (25 Prozent) oder einen Hochschulabschluss (38 Prozent).
Weitere Fakten
- Bezahlung: Nahezu die Hälfte der in Wien geleisteten Arbeitszeit (47 Prozent) wird von Menschen mit Migrationshintergrund erbracht. Unter den erwerbstätigen Wienerinnen und Wienern sind Menschen aus Nicht-EU Ländern in hohem Maße von Dequalifizierung und niedrigeren Löhnen betroffen. Zusätzlich erzielen Frauen niedrigere Löhne als Männer. Dies bedeutet, dass Frauen mit Migrationshintergrund doppelt benachteiligt sind.
- Wahlrecht: Jede dritte Wienerin, jeder dritte Wiener darf nicht wählen. Durch das restriktive Staatsbürgerschaftsrecht und das daran gekoppelte Wahlrecht ist der Anteil der Personen, die im wahlfähigen Alter sind, aber nicht wählen dürfen, auf 33,4 Prozent angewachsen. Besonders stark von diesem Demokratiedefizit betroffen ist die junge Wiener Bevölkerung. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Wienerinnen und Wiener im Alter zwischen 25 und 44 Jahren darf nicht wählen.
- Diverse Stadtverwaltung: Menschen aus 180 Herkunftsländern leben in Wien. Aber nicht nur die Wiener Bevölkerung wird vielfältiger, auch in den Abteilungen und Einrichtungen der Stadt Wien wird die Belegschaft diverser. Mehr als ein Viertel der Bediensteten der Stadt Wien (26,6 Prozent) hat eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit). Im Wiener Gesundheitsverbund ist der Anteil noch höher: 37,5 Prozent der Bediensteten haben eine ausländische Herkunft.
Als Datenquellen für den Integrationsmonitor wurden amtliche Registerdaten, Stichprobenerhebungen, Lohnsteuerdaten und eine repräsentative Umfrage herangezogen. Diese umfasst eine repräsentative Befragung von 1.104 Wienerinnen und Wienern ab 16 Jahren. Die Erhebung wurde im Zeitraum von 20. Februar bis 29. März 2023 telefonisch und online durchgeführt. Die Ergebnisse des Diversitätsmonitors basieren auf einer 2023 durchgeführten Befragung an der sich 68 Abteilung und Einrichtungen der Stadt Wien beteiligt haben sowie auf den Daten der Personalerhebung (Stand 2022) der Stadt Wien.
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