Serbien
Noch immer wird nach der Leiche des vermissten Mädchens gesucht
Seit 18 Tagen sucht die serbische Polizei nach einem fast zweijährigen Mädchen aus Banjsko Polje bei Bor. Die Spur führte auch zeitweise nach Wien. Zwei mutmaßliche Mörder sitzen seit dem 4. April in U-Haft. Sie sollen das Kind getötet haben – doch die Leiche wurde noch immer nicht gefunden.
SERBIEN/WIEN. Danka I. würde eigentlich am 6. Mai ihren zweiten Geburtstag feiern. Eigentlich, denn das Mädchen aus Banjsko Polje bei der ostserbischen Stadt Bor wird aber seit dem 26. März vermisst. Es wird vermutet, dass sie von zwei Männern getötet wurde. Ihre Leiche wurde auch nach tagelangen Großaktionen jedoch noch immer nicht gefunden. Ganz Balkan suchte nach dem Mädchen, auch die Wiener Polizei ermittelte.
Grund war ein Video, welches den Ermittlerinnen und Ermittlern aus Wien zugespielt wurde. Die Aufnahmen zeigten zwei Frauen mit einem Mädchen bei der Bim-Station Schottenring. Das Mädchen sah so ähnlich der vermissten Danka aus, dass laut MeinBezirk.at-Informationen selbst die Eltern mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihrer Tochter ausgegangen sind. Grund genug, dass die Polizei dann eine rasche Lichtbildfahndung veröffentlichte. Die Fotos der drei Personen wurden tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt und in Zeitungen weltweit publiziert.
Nur Stunden später wurden die Fotos am 4. April um 6.34 Uhr widerrufen. Weitere Ermittlungen sowie Informationen aus einem Artikel des Nachrichtenportals "Kosmo.at" zeigten, dass die Personen "eindeutig und ohne jeden Zweifel" nichts mit dem Fall der vermissten Danka zu tun haben, so die Polizei damals. Gegenüber der "Kronen Zeitung" sagte eine der betroffenen Frauen aus dem Video: "Meine Tochter sieht doch ganz anders aus und ist auch ein Jahr älter. Ich weiß nicht, wie man diese beiden Kinder verwechseln kann". Sie durchlebte "die Hölle", die Polizei habe sich bereits bei ihr entschuldigt.
Mit Dienstauto überfahren und dann gewürgt?
Am 4. April informierte der serbische Staatspräsident Aleksandar Vučić die Öffentlichkeit, dass das vermisste Mädchen tot sei. Zuerst hieß es, das Kind wurde tot aufgefunden. Doch auch acht Tage danach wurde die angebliche Leiche nicht gefunden. Zwei Kommunalmitarbeiter im Alter von 50 Jahren sollen das kleine Mädchen am 26. März in der Nähe der Bergbaustadt Bor mit dem Dienstauto zuerst überfahren, dann gewürgt und die Leiche auf eine illegale Mülldeponie geworfen haben.
Die Tatverdächtigen D. D. und J. S. wurden anschließend festgenommen, sie befinden sich seitdem in U-Haft. D. gab die Tat zu, während S. noch immer schweigt. Der Vater sowie einer der Brüder eines der mutmaßlichen Täter wurden ebenfalls festgenommen, der Zweite starb in einer Polizeiinspektion in Bor. Am Freitag, 12. April, melden serbische Medien, dass die Polizei jetzt die Suche nach dem Mädchen auf das Dorf Zlot bei Bor konzentriert hat.
Keine Ermittlungen mehr in Wien
"Ich glaube, dass in der Öffentlichkeit das Gerücht verbreitet wird, dass es keinen vollständigen Fall gibt, wenn die Leiche nicht gefunden wird. Nirgendwo im Strafrecht ist vorgeschrieben, dass es keine Tat gibt, wenn es auch keine Leiche gibt. Viele Details beeinflussen den Verlauf. Natürlich werden alle verfügbaren Beweise geschätzt, der Fokus liegt immer auf materiellen Beweisen", erklärte der Rechtsexperte Jugoslav Tintor gegenüber "Blic.rs".
Mittlerweile ermittelt erwartungsgemäß das Landeskriminalamt Wien nicht mehr im Fall Danka. Das bestätigte eine Polizeisprecherin gegenüber MeinBezirk.at. Wie es in Serbien weitergeht, wird im Minutentakt in Medien berichtet. Während in Österreich eigentlich die Namen der Tatverdächtigen sowie Fotos des Kindes nicht veröffentlicht werden, berichten die Balkan-Medien über alle möglichen Informationen. Sogar Fotos von der Großmutter eines der Tatverdächtigen wird von der Paparazzi verfolgt.
Fest steht: Im Dorf, wo Dankas Familie lebt, herrscht seit dem 26. März Stille. Aus Solidarität sagten die Bürgerinnen und Bürger ihre privaten Feiern ab, auch Diskotheken und Lokale waren über das vergangene Wochenende geschlossen.
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