Prozess in Wien
Pädagoge soll betreute Kinder sexuell missbraucht haben

- Ein ehemaliger Betreuer des SOS-Kinderdorfs soll zwei seiner betreuten Kinder sexuell missbraucht haben.
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Am Donnerstag gab es den Prozessauftakt für einen ehemaligen Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs, welcher in einem betreuten Wohnheim als Betreuer tätig war. Ihm wird vorgeworfen, dass er zwei seiner betreuten Kinder sexuell missbraucht haben soll. Der Tatverdächtige bekennt sich als "nicht schuldig". Zu einem Urteil kam es vorerst jedoch noch nicht.
WIEN. Seit Donnerstag, 17. Oktober, sitzt auf der Anklagebank ein ehemaliger Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs. Seit 2016 sei der ausgebildete Pädagoge in einer betreuten Wohneinrichtung der Organisation bis zu seiner Dienstfreistellung tätig gewesen. Ihm wird vorgeworfen, zwischen März 2021 und Sommer 2022 zwei seiner betreuten minderjährigen Kinder sexuell missbraucht und so auch seine Rolle als Autoritätsperson ausgenutzt zu haben.
Die Einrichtung habe rasch reagiert: "Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurden umgehend alle nötigen Schritte gesetzt", so der Pressesprecher des SOS-Kinderdorfs Thomas Resch. Und weiter: "Der beschuldigte Mitarbeiter wurde umgehend dienstfrei gestellt. Auch die Kinder- und Jugendhilfe Wien wurde umgehend informiert. In weiteren Schritten wurde das Dienstverhältnis durch SOS-Kinderdorf beendet". Der Angeklagte D. bekannte sich zu den Vorwürfen bei Prozessauftakt als "nicht schuldig".
14 sexuelle Übergriffe
Innerhalb der SOS-Kinderdorf-Wohngemeinschaft leben Jugendliche, die von verschiedenen Betreuern betreut werden. Jeder Jugendliche hat dabei zwei Vertrauenspersonen. In der Wohngemeinschaft des Angeklagten D. lebten die zwei Burschen Max und Linus (Anm.: Name von der Redaktion geändert). Max, der 2006 geboren wurde, lebte seit 2020 in dem betreuten Wohnheim, der 2009 geborene Linus seit 2021.

- Innerhalb der SOS-Kinderdorf-Wohngemeinschaft leben Jugendliche in der Obhut von verschiedenen Betreuern. (Archiv)
- Foto: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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Laut der Staatsanwältin habe Max sexuelle Wünsche gehabt, welche er dem Angeklagten anvertraut haben soll. Der Pädagoge habe sich diese angehört und Vertrauen suggeriert. 2021 soll es dann zum ersten sexuellen Übergriff gekommen sein, bei dem der Betreuer Max im Intimbereich angegriffen haben soll und auch einmal Oralverkehr durchgeführt habe. Laut Staatsanwältin soll es zu "zumindest 13 weiteren Malen" gekommen sein - mache in Summe 14 Übergriffe. Max habe sich nicht getraut, nein zu sagen, und auch seine sexuelle Neugierde habe mitgespielt. Erst 2022 habe er sich dann getraut, was zu sagen, so die Staatsanwältin.
Angeklagte sei "wie ein Vater"
Der Angeklagte D. war die Vertrauensperson von Linus. D. war somit seine Hauptansprechperson. Linus meinte, der Angeklagte sei "wie ein Vater" für ihn gewesen, so die Staatsanwältin. Auch ihn habe der Tatverdächtige im Intimbereich angefasst und dies angeblich im wachen Zustand als auch im Schlafzustand. 2022 habe Linus zu D. gesagt, er wolle dies nicht, in Folge habe der Tatverdächtige aufgehört. Laut Staatsanwältin seien die beiden Betroffenen "sehr glaubwürdig". So habe Max nicht von sich aus ausgesagt, sondern es innerhalb einer "Sextalk Gruppe" das erste Mal davon erzählt.
Laut dem Verteidiger des Angeklagten, Andreas Brenn, gebe es genug Belege im Akt, dass diese Vorwürfe so nicht stimmen würden. Die Aussagen würden einander widersprechen. So habe bei der ersten Einvernahme Max gesagt, es sei nichts passiert. Erst bei der zweiten Einvernahme soll es zu einer Aussage gekommen sein. D. sagte vor Gericht aus, dass das Verhältnis zu den beiden Burschen "gut" gewesen sei. Manchmal, am Wochenenddienst, sei er auch alleine in der Betreuung mit ihnen gewesen.
Gestand gegenüber Kollegen
Bei der Verhandlung wurde auch der ehemalige Kollege des Angeklagten geladen. Er war ebenfalls die Bezugsperson von Linus. Bei einer Weihnachtsfeier im Jahr 2022 habe D. ihm erzählt, dass er mit Max intim geworden sei. Er habe auch gesagt, dass er Linus näher gekommen sei, es dann aber gelassen habe. Gemeldet habe der Kollege des Angeklagten dies jedoch nicht. "Ich vermute, dass ich es verdrängt habe, weil es einfach eine sehr arge Sache ist". Erst als er die Aussage von einem der Betroffenen gelesen habe, sei ihm "vieles klar geworden".
Auf Anfrage von MeinBezirk meinte SOS-Kinderdorf-Sprecher Resch diesbezüglich: "Im konkreten Fall, hat uns der Mitarbeiter, der als Zeuge ausgesagt hat, glaubhaft machen können, dass er die Inhalte des Gesprächs auf der Weihnachtsfeier verdrängt hatte. Sobald die Erinnerungen, angestoßen durch die Erzählungen des Jugendlichen, bei ihm wieder an die Oberfläche kamen, hat er diese mit seinem Vorgesetzten geteilt und sich anschließend auch selbstständig bei der Polizei gemeldet."
"Fehler rasch erkennen"
Resch äußerte ebenfalls, dass sie innerhalb SOS-Kinderdorf von diesem Vorwurf sehr betroffen seien: "Wir tun alles, um den Schutz der uns anvertrauten jungen Menschen zu gewährleisten. Trotz aller Bemühungen und präventiven Maßnahmen ist man vor Übergriffen jedoch leider nie gänzlich gefeit. Wir müssen uns bewusst sein, dass Fehler immer passieren können und wenn diese passieren, ist es unsere Aufgabe, sie rasch zu erkennen und kompromisslos einzuschreiten".
Auf ein Urteil muss man jedoch noch warten. Denn die Verhandlung wurde auf den 21. November vertagt.
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