Personalmangel
Rund 1.200 Pädagogen fehlen in Wiens Kindergärten
Laut der Gewerkschaft Younion fehlen insgesamt 1.200 Pädagoginnen und Pädagogen in städtischen sowie privaten Kindergärten in der Hauptstadt. Das Personal sei am Limit.
WIEN. Noch im Juni war die Rede von 570 Pädagoginnen und Pädagogen, die in den städtischen Kindergärten in Wien fehlen. Stand 1. Oktober sind es 30 mehr - 600. Und zusätzlich dazu fehlt die gleiche Anzahl an Pädagoginnen und Pädagogen auch in privaten Kindergärten.
Damit fehlen 1.200 Kräfte laut der Gewerkschaft Younion in Wien. Wie dramatisch die Lage ist, schildert ein Floridsdorfer Kindergartenpädagoge. "Jetzt – und das höre ich von vielen Kolleginnen – ist es oft so, dass die Kolleginnen einfach schauen, dass sie irgendwie den Tag hinter sich bringen – ohne dass jemand verletzt wird oder dass irgendwelche Missgeschicke passieren", sagt Daniel Granögger im "Wien heute"-Gespräch beim "ORF".
Derzeit seien die Pädagoginnen und Pädagogen "am Limit" und können viele der Tätigkeiten, wie sie sich pädagogische Arbeit vorstellen, gar nicht anbieten, heißt es von Younion. Kaum möglich sei es, die Vorgaben des Bildungsplans umzusetzen.
"Die Kolleginnen und Kollegen, die noch vor Ort sind, arbeiten schon weiterhin nach den Qualitätsstandards. Aber in dem Umfang, wie es sein sollte, geht es nicht. Und es gibt natürlich dann auch oft krankheitsbedingt immer mehr Ausfälle, weil das Ganze über die Belastungsgrenze hinausgeht. Die, die noch über sind, die sind die, die den Dienstbetrieb noch aufrechterhalten, weil ihr Herz an diesem Job hängt", erklärt Julia Fichtl, Kindergarten-Leiterin bei der Younion.
Kritik gibt es auch, weil laufend neue Häuser eröffnet werden, obwohl bereits jetzt Personal fehlt. "Ohne Assistentinnen, für die ich wirklich eine Lanze brechen möchte, wäre der Dienstbetrieb schon lange zusammengebrochen", warnt Obermüller.
Abgänge nach Niederösterreich
Die Lage wird auch durch die zahlreichen Abgänge nach Niederösterreich nicht leichter. Denn das Land NÖ hat zuletzt viele Pädagoginnen und Pädagogen aus Wien laut "ORF Wien" abgeworben. Im Nachbarbundesland gibt es oft geregeltere Dienste, mehr Geld und mehr Urlaub.
Im Sommer hieß es gegenüber MeinBezirk.at seitens der zuständigen MA 10, dass man laufend bemüht sei, mit diversen Maßnahmen neues Personal zu gewinnen. Etwa mit großen Imagekampagnen sowie der Präsenz auf verschiedenen Berufsmessen, wo unterschiedliche Ausbildungsformen in der Elementarpädagogik präsentiert werden.
"Um dem anhaltenden Fachkräftemangel im Bereich der Elementarpädagogik entgegenzuwirken, hat die Stadt Wien – Kindergärten seit mehreren Jahren Initiativen in der Ausbildung im Bereich der Elementarpädagogik gesetzt. Beispielsweise in der stadteigenen Bildungsanstalt für Elementarpädagogik im 21. Bezirk (bafep21), werden die dortigen Ausbildungsformen der Erwachsenenbildung zur Assistenzpädagagog*in und Elementarpädadgog*in vom AMS und waff finanziell gefördert und unterstützt. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung bietet die Stadt Wien eine Jobgarantie", erklärte eine Sprecherin im vergangenen Juni.
Streik in privaten Kindergärten angekündigt
Wie bereits MeinBezirk.at berichtete, bleibt am 24. Oktober der Großteil der privaten Kindergärten, Horte und schulischen Freizeitbetreuung geschlossen. Grund dafür ist eine erneute Protestaktion des Personal. Und das zum dritten Mal seit Herbst 2022.
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