Neuer Beirat
Stadt Wien will mehr Qualität bei der Quartiersentwicklung
Der Wohnbau geht in Wien voran. Dafür soll der Qualitätsbeirat sorgen, der bis dato im geförderten Wohnbau Empfehlungen gab. Zukünftig werden auch frei finanzierte und sogar gesamte Wohnprojekte unter die Lupe genommen.
WIEN. Wer in Zeiten der Teuerung eine neue Wohnung sucht, der kennt es. Vorrangig ist für viele einmal der Preis und die Größe, zurückgestellt werden müssen Wünsche wie die Lage und Umgebung der neuen Unterkunft. Der sogenannte Qualitätsbeirat des Wohnfonds Wien soll dafür sorgen, dass Ansprüche der Mieterinnen und Mieter jedoch nicht untergehen.
"Der Qualitätsbeirat bildet den Rahmen und koordiniert den Dialog zwischen allen Beteiligten und sorgt dadurch für einen Mehrwert für alle Bewohner und Bewohnerinnen und Anrianerinnen und Anrainer“, erklärt Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) das Programm. Vereinfacht dargestellt berät dieser etwa, wie viele Grünflächen es beispielsweise in der Umgebung benötigt, damit sich die Mieter wohlfühlen. Bis dato war dieser Qualitätsbeirat primär für den geförderten Wohnbau tätig. Dieses Instrument soll zukünftig auch für frei finanzierte Projekte und sogar ganze Stadtquartiere tätig werden.
Seit 25 Jahren gibt es bereits bekannte Instrumente wie Bauträgerwettbewerb und Grundstücksbeirat. Sie sollen dafür sorgen, dass das geförderte Wohnen in Wien sowohl leistbar als auch von höchster Qualität geprägt ist. Mit dem neuen Qualitätsbeirat, der Teil des Programms der rot-pinken Fortschrittskoalition ist, soll ein weiterer Schritt für zufriedenes Wohnen gesetzt werden. Es geht dabei um die zentrale Frage: Welche Qualitäten braucht es in einem neuen Stadtquartier, damit sich die Menschen so richtig wohlfühlen?
Ganzes Quartier im Blick
Dazu wird der Qualitätsbeirat des Wohnfonds Wien auch erweitert. Im neuen Rat sind Fachexperten aus den Bereichen "Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft", "Städtebau und Architektur", "Freiraum und Öffentlicher Raum", "Standortökonomie" sowie "Kultur & Soziales" vertreten.
"Neu ist, dass sich der Qualitätssicherungsprozess nun auch auf freifinanzierte Neubauten bezieht. Ziel ist eine Quartiersentwicklung, die gesamtheitliches Denken inkludiert. Für alle Bauträger – egal ob gemeinnützig oder gewerblich – bietet die Stadt dadurch verstärkte Planungssicherheit und eine gut abgestimmte Vorgangsweise", erklärt Gregor Puscher vom Wohnfonds Wien die Änderungen.
Dies sei besonders wichtig, denn die Entwicklung eines Standorts gehe weit über die Realisierung des einzelnen Wohnbaus hinaus. Für das Zusammenspiel von Bebauung und Freiraum braucht es die Abstimmung der Projekte aufeinander und deren Einbindung in den Gesamtkontext einer Quartiersentwicklung und der bestehenden Nachbarschaft. Dazu finden - neben Fachexperten - auch Vertreter der Wohngebiete bzw. -projekte einen Platz im Beirat. Sie sollen selbst ihre Meinung abgeben, was es wirklich für die Umgebung benötigt.
Bereits im Quariter-Test
In einer ersten Pilotphase wurde der Qualitätsbeirat für Quartiere in der Meischlgasse im 23. Bezirk, der Kurbadstraße im 10. Bezirk und Am Rain im 22. Bezirk eingesetzt. Die Ergebnisse des Prozesses präsentiert der Wohnfonds Wien bis 10. Dezember 2023 täglich von 10 bis 19 Uhr in der Ausstellung „Der Qualitätsbeirat: Praxisbeispiele“ im Museumsquartier. Analoge Tafeln, Touchscreens und Modelle der Quartiere und ihrer Wohnbauten dienen der Visualisierung und Verständlichkeit. Der Eintritt ist dabei frei.
Zentrale Themen seien dabei: innovative alternative Energielösungen, die Berücksichtigung von kreislaufwirtschaftlichen Prinzipien, die Abstimmung einer effizienten Baustellenlogistik − auch in Bezug auf die Bauphasen −, die Gestaltung von Erdgeschoss- und Sockelzonen sowie von vernetzten Freiräumen, die Situierung der quartiersbezogenen Gemeinschaftsräume, Mobilitätslösungen und die Ansprüche an eine städtebauliche wie soziale Nachhaltigkeit.
"Der Qualitätsbeirat spielt eine entscheidende Rolle, indem er die ganzheitliche Quartiersentwicklung in den Mittelpunkt stellt und diese von der Planung bis zur Realisierung intensiv begleitet. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine koordinierte Zusammenarbeit zur Verfolgung gemeinsamer Ziele in Bezug auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit dazu beitragen kann, die Lebensqualität in unserer Stadt auf ein noch höheres Niveau zu heben“, versichert Neos Wien-Wohnbausprecherin Selma Arapovic.
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